
Einen schrägen Rückblick auf das "fantastische Jahr 2019" hat das Totale Bamberger Cabaret (TBC) am Freitag knapp 200 Besuchern in der ausverkauften Alten Turnhalle gegeben. Das Programm "Augen zu und noch mal durch" hat nichts ausgelassen: 150 Jahre Kaugummi, den "Brumm Out" der Arbeitsbienen und die drei Damen von der Machtzentrale.
Warum 2019 fantastisch war, begründet das Trio Michael A. Tomis, Florian Hoffmann und Georg Koeniger so: Es gab viele Jubiläen, 150 Jahre Kaugummi, 50 Jahre Sesamstraße und den 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt. Schon vergessen? Er hat den Faschingshit "Humboldt, Humboldt, tätärä" geschrieben.
So geht es 90 Minuten lang Schlag auf Schlag weiter. Eine flotte Revue aus Spielszenen, Liedern und Wortgefechten entwirft das Kaleidoskop eines vergangenen Jahres, das es so nie gegeben hat, das aber erheblich lustiger gewesen wäre, wenn es sich so ereignet hätte.
Andy in der Klemme
In der "Sendung mit der Maut", der nur unwesentlich abgewandelten Version einer bekannten Fernsehsendung mit Lach- und Sachgeschichten, wird ein Politiker vorgestellt: "Das ist der Andy Scheuer. Er ist Verkehrsminister. Klingt komisch, ist aber so. Er steckt in der Klemme." Im Laufe der Sendung verliert der Sprecher seinen ruhig-belehrenden Tonfall und endet bei wüsten Beschimpfungen Scheuers.
Man tue schon genug fürs Klima, belehrt die Mutter ihren Sprössling, der zur Freitagsdemonstration gehen will: "Papa benutzt manchmal fünf Tage lang die selbe Unterhose. Und ich verzichte aufs Deo wegen des FKK." Aus der Balance gerät die Mutter erst, als der Sohn einen Wanderurlaub vorschlägt: "Jetzt ist aber mal gut."
Aus dem Sommerhit "Senorita" machen die drei von TBC "Was ist los mit unserem Klima?". Ob das Hochkrempeln der Hosenbeine wirklich gegen die Erderwärmung hilft? Nimmt das Thema Klima einen breiten Raum ein, kann sich TBC beim Sport kurz fassen, denn es gab nur eine erwähnenswerte Großveranstaltung: Franck Ribery isst ein vergoldetes Steak.
Sehr komisch ist die Persiflage auf Auswüchse des Katastrophenjournalismus': Ein "Brennpunkt", weil in einer chinesischen Kleinstadt ein Sack Reis umgefallen ist. Es folgen eine Liveschaltung vor Ort, die Befragung von "Reismologen" und die bange Frage: Könnte so etwas auch bei uns passieren?
Brexit in Beatles-Form
Das Brexit-Geschehen in Großbritannien arbeitet TBC musikalisch mit britischen Rocksongs auf. "Should we stay or should we go?" (sollen wir bleiben oder gehen) singen die drei in Anlehnung an den Hit von The Clash, um mit den Beatles festzustellen: "Yesterday ging wieder mal ein Austrittsdatum vorbei."
Nach Bayern geht es nach der Pause. Das Mathe-Abitur im Freistaat war 2019 nicht zu schwer, es war zu weltfremd. TBC liefert wirklichkeitsnähere Aufgaben wie etwa: "Ein Regionalexpress der Bahn (an dieser Stelle lacht das Publikum bereits) verspätet sich in 80 Prozent der Fälle. Wie muss ein Lokführer vorgehen, wenn er von fünf Ausreden nie zwei hintereinander verwenden darf?"
Ständchen für "Uschi"
Das Volksbegehren "Rettet die Bienen" bekommt eine neue Bedeutung, wenn man erfährt, dass die Arbeitsbienen kurz vor dem "Brumm Out" stehen und ein Insektenhotel zur Erholung suchen, während die faulen Drohnen eigentlich nur in Ruhe im Internet surfen wollen.
Den gewohnten Biss der Vorjahre erreicht der Jahresrückblick mit der Schlussszene. In ihr beharken sich die drei als Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer. Der neuen EU-Kommissionspräsidenten "Uschi" singen die beiden anderen ein Ständchen: "In Brüssel viel Glück, komm nie mehr zurück." Merkel lädt die zwei anderen zu Sekt und Kuchen ein, trinkt und isst aber alles alleine – eine schöne Anspielung auf den Machthunger der Kanzlerin.