„Eine Stadt macht mobil“ – so lassen sich die Eindrücke einer Delegation der Bürgerinitiativen proMAR und Krankenhaus Karlstadt in der ehemaligen Kreisstadt Hersbruck im Nürnberger Land zusammenfassen, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Gruppe aus Marktheidenfeld und Karlstadt war einer Einladung der dortigen Bürgerinitiative zur Teilnahme an einer Kundgebung gegen die Schließung des Krankenhauses Hersbruck gefolgt.
„Versorgungsstrukturen werden zerschlagen“
Vor einem Meer von roten herzförmigen Luftballons mit der Aufschrift „Unser Herz schlägt für das Hersbrucker Krankenhaus“ machten die Redner ihrem Unmut über die immer schlechter werdende medizinische Versorgung im ländlichen Raum Luft. Die von der staatlichen Gesundheitspolitik forcierte Zentralisierung von Krankenhäusern zerschlage in den von Schließungen betroffenen Städten und deren Umland lebenswichtige Versorgungsstrukturen.
Vor allem wurde der Heimatminister und designierte Ministerpräsident Markus Söder für eine grundlegende Wende in der Gesundheitspolitik in die Pflicht genommen. Hersbruck könne ansonsten für die Landespolitik zum Fanal werden. Ignoriere diese weiterhin die Sorgen der Bevölkerung, drohe im ländlichen Raum landesweit ein „politischer Flächenbrand“.
Grußwort aus Main-Spessart
Ludwig Keller sprach für die aus Main-Spessart angereiste Delegation ein von Beifall begleitetes Grußwort. Er berichtete über Erfahrungen in Marktheidenfeld und Karlstadt mit der Krankenhauszentralisierung im Landkreis Main-Spessart. Die von Hersbrucker Ärzten vorgetragenen Warnungen, wie schwer eine Krankenhausschließung örtliche Patienten treffe, könne er nur bestätigen. Wie andere Redner kritisierte auch er die mangelnde Ehrlichkeit der staatlichen Gesundheitspolitik: Verbal würde der Ausbau der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum propagiert, faktisch erfolge jedoch ein systematischer Abbau bestehender Strukturen.
In der Ansprache der Delegation aus MSP hieß es laut Pressemitteilung unter anderem: „Die Bürgerinitiativen aus Marktheidenheld und Karlstadt haben im Landkreis Main-Spessart erbittert gegen eine unselige Klinikreform gekämpft, leider vergeblich: Ohne Rücksicht auf bestehende Beschlüsse wurden im vergangenen Jahr Notaufnahme und Chirurgie an der Krankenhäusern Marktheidenfeld und Karlstadt dichtgemacht.“ Das Krankenhaus Karlstadt sei mittlerweile ganz geschlossen.
„Über 10 000 Unterschriften prallten an der Politik ab. Die Schließungen wurden kompromisslos durchgezogen, gegebene Versprechen gebrochen“, so die Ansprache. Die Zerschlagung vertrauter Versorgungsstrukturen treffe die Schwächsten am härtesten: alte und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen. „Die Verbitterung über dieses Vorgehen scheint aber niemand zu interessieren. Wir in Karlstadt und Marktheidenfeld fühlen uns alleingelassen, auch und gerade von der Landespolitik.“
Bürgermeister Robert Ilg bedankte sich ausdrücklich für die solidarische Unterstützung durch Bürgerinitiativen, die sich andernorts für ihre Krankenhäuser engagieren. Der breite Protest gegen das Kliniksterben mache deutlich, dass der Zeitpunkt für ein grundsätzliches gesundheitspolitisches Umdenken gekommen sei.