Ein gut zwei Minuten langer, sympathischer und humorvoller Imagefilm für die Lohrer Tourismuswerbung für weniger als 1000 Euro ist nicht möglich. Oder doch? Wie das eigentlich Unmögliche durch einige Zufälle Realität wurde, berichteten am Donnerstag in einem Pressegespräch Bürgermeister Mario Paul, Touristinfoleiter Jürgen Goldbach und ein Studententeam der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS).
Paul sprach vor der Filmvorführung von einer "Weltpremiere". Für Goldbach war es auf jeden Fall die Premiere des ersten Imagefilms über Lohr und die erste Filmpremiere im Rathaus. Er hoffe, mit dem am Abend ab 19 Uhr unter anderem auf der städtischen Homepage freigeschalteten Film "etwas Sonnenschein in den verregneten Donnerstag zu bringen", meinte der Touristinfoleiter.
Als die sieben Zwerge für Lohr beworben
Nach seinen Angaben fing alles bei einem Treffen mit einem THWS-Dozenten an. Dieser wollte von Goldbach wissen, ob die Stadt Lust habe, einen Antrag zu stellen, bei einer Projektarbeit im Fach Medienmanagement an der Uni das Thema zu sein. Nach dem Okay des Bürgermeisters konnten sich Studentengruppen auf das Projekt bewerben.
Den Zuschlag bekamen Alina Rastruba, Bastian von Schoenebeck, Nicole Köberle, Sophia Rothlauf, Sebastian Schultze, Kristin Rauch und Hannah Zimmer – laut Goldbach, weil sie sich als die sieben Zwerge verkleidet hatten. Im März habe er das Team erstmals getroffen. Bis dahin habe er eigentlich einen klassischen Imagefilm für die Tourismuswerbung im Sinn gehabt.
Ein Konzept dafür hätten die Sieben ihm auch angeboten – und ein zweites Konzept für "etwas ganz anderes" mit dem Hinweis "das ist unser Favorit". Der Touristinfoleiter ließ sich auf das Abenteuer ein. Der generelle Gedanke dabei war nach seinen Worten, dass sich die Tourismuswerbung nach Corona "ganz, ganz breit aufstellen" müsse.
Die Schönheit Lohrs mit einem Augenzwinkern
In den Printmedien und in den sozialen Netzwerken sei Lohr schon recht gut vertreten, ein Film fehle noch. Zwar habe es schon einmal eine Art Imagefilm des Hotels Franziskushöhe gegeben, aber dieser sei "sehr hotellastig und alt". Deshalb habe er das THWS-Angebot gerne angenommen.
Der Film soll laut Goldbach "auf die Schönheiten Lohrs mit einem Augenzwinkern aufmerksam machen und die eine oder andere neue Gästegruppe für Lohr gewinnen". Den Film wolle er "an so vielen Stellen wie möglich einsetzen", dem wichtigsten Internet-Videokanal Youtube, den sozialen Netzwerken (in kleinen Modulen, denn gute zwei Minuten seien längenmäßig schon an der Grenze der Aufmerksamkeit), auf der städtischen Homepage und bei den Tourismusverbänden.
Durch einen weiteren Zufall bekam Goldbach Kontakt zum Würzburger Radiosender Charivari. Dessen Morgenmoderatoren Monique Marten und André Kessler hätten ihm spontan die kostenfreie Vertonung des Films angeboten. Darüber sei er sehr froh gewesen, denn professionelle Sprecher seien sonst nur für viel Geld zu bekommen. Die beiden Moderatoren sind als Wanderer am "Steinernen Haus" auch im Film zu sehen.
65 Komparsen und die Lohrer Stadtkapelle
Nach den Worten von Nicole Köberle wird Lohr sympathisch, authentisch und mit Humor in vielen Facetten dargestellt. Gearbeitet worden sei mit 65 Komparsen (und der Stadtkapelle), die von der Stadt zusammengetrommelt worden seien. Die Sing- und Musikschule, die 1. Klasse der Grundschule, Schneewittchendarstellerinnen, Kostümstadtführer und Pfarrer Sven Johannsen seien eingespannt worden. Er müsse an dieser Stelle eine Lanze für die Lohrerinnen und Lohrer brechen, sagte Goldbach. Sie hätten sich spontan zur Mitarbeit bereit erklärt, "obwohl sie nicht wussten, worauf sie sich einlassen".
Laut Sebastian Schultze wurde an fünf Tagen im Mai gedreht, Anfang Juni seien noch Szenen nachgedreht worden. Sehr viele Orte seien besucht worden, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten seien im Film. "Gezeigt werden die schönsten Ecken von Lohr." Das Wetter beim Drehen sei zeitweise nicht so toll gewesen, sodass man sich habe anstrengen müssen, ein "sommerliches Flair" zu erzeugen. Das sei gelungen, der Film verbreite eine "schöne sommerliche Atmosphäre", so Schultze. Anfang Juli sei die Postproduktion erfolgt.
Zuschauer sollen Lust auf Lohr bekommen
Er sei ganz stolz auf den Film, erklärte Bürgermeister Mario Paul. Mit einem geringen Budget sei ein toller Film entstanden. Lohr komme sympathisch, ehrlich und authentisch 'rüber. Das Werk hebe sich von üblichen touristischen Werbefilmen ab. Sympathisch könne eine Stadt ja auch dann sein, "wenn nicht alles so geschliffen ist", so Paul. Er hoffe, dass der Film viele Zuschauerinnen und Zuschauer finde. Sie sollten Lust auf Lohr bekommen und sich sagen: "Hierher komme ich gerne mal."
Der Film ist nach Goldbachs Worten zum "Herzensprojekt des Jahres in der Touristinfo geworden". Man könne ihn sich auch zwei oder drei Mal ansehen. Die Möglichkeit, so einen Film zu machen, habe man selten. Ob sich der Film für die Studenten auszahlt, wissen sie noch nicht. Die Benotung gebe es erst in ein paar Wochen, berichtete Nicole Köberle. "Wir sind aber guter Dinge."