
Um den Unfallschwerpunkt an der sogenannten McDonald's-Kreuzung Jahnstraße – B26 – Stoltestraße zu entschärfen, will das Staatliche Bauamt Würzburg probeweise auf zwei Jahre das Kreuzen und Linksabbiegen aus Jahn- und Stoltestraße kommend unterbinden. In der Stadtratssitzung am Mittwoch lehnten Gremium, Stadtverwaltung und Anwohner diesen Plan geschlossen ab. Sie forderten einen Kreisverkehr.
Rainer Dörflein, Verkehrssicherheitsingenieur bei der Würzburger Behörde, erkannte in den Unfallzahlen den dringenden Handlungsbedarf, das Unfallrisiko zu minimieren. Das Untersagen des Kreuzens und Linksabbiegens aus Stolte- und Jahnstraße kommend sei die "mildeste und geeignetste Lösung für alle Beteiligten".
Sie lasse sich mit relativ wenig Aufwand wie neue Verkehrszeichen, Fahrbahnmarkierungen und Leitschwellen schnell umsetzen. Den zeitlichen Mehraufwand für die Autofahrer wegen geänderter Routen schätzte Dörflein auf maximal zwei Minuten pro Fahrt. Mit den Busunternehmen sei geredet worden, beim Fahrplanwechsel im Dezember würden die Änderungen berücksichtigt.
Die Betriebe sind dagegen
Die Stadt habe im Vorfeld die Betriebe im Gewerbegebiet Nägelsee-Nord befragt, berichtete Bürgermeister Mario Paul. Deren breiter Tenor sei gewesen: Bereits jetzt gebe es auf der Friedens-, Rexroth- und Bahnhofstraße Rückstaus und Vorfahrt-achten-Situationen. Durch die Neuregelung würden die Probleme wegen der Verkehrsverlagerung noch verschärft.
Die zeitliche Mehrbelastung durch die Umwege schätzten die Betriebe nicht auf maximal zwei, sondern auf fünf bis acht Minuten. Dieser Mehraufwand verursache Kosten, den eine Firma auf rund 80.000 Euro im Jahr taxiert habe. Paul plädierte dafür, keinen unverhältnismäßigen Eingriff in den Straßenverkehr zu machen.
Unverhältnismäßig wäre der Eingriff nach den Worten des Bürgermeisters dann, wenn es noch andere Möglichkeiten gäbe, den Unfallschwerpunkt zu entschärfen. Diese seien vorhanden. Paul nannte Tempo 50 auf der Bundesstraße und einen Kreisverkehr, notfalls auch erst einmal einen provisorischen.
Rückstaus in Kauf nehmen
Pauls Feststellung, die meisten Unfallverursacher kämen aus der Jahnstraße und nicht aus der Stoltestraße, bestätigte Dörflein: Es seien 70 Prozent. Der Behördenvertreter räumte auch ein, dass es in Spitzenzeiten Rückstaus gibt. Diese müssten "aus Gründen der Verkehrssicherheit in Kauf genommen werden".
Mit Tempo 50 lüge man sich in die Tasche, die Geschwindigkeit werde "im Wesentlichen vom Umfeld bestimmt". Unter dem Beifall seiner Kollegen stellte Ernst Herr (CSU) fest: "Um ihr Problem zu entschärfen, verlagern sie Verkehr in unsere Straßen. Das Problem ist an der Kreuzung und muss an der Kreuzung gelöst werden." Dafür bleibe nur ein Kreisverkehr.
Thomas Nischalke (SPD) wies darauf hin, dass die Autofahrer durch das Abbiegen den Rückstaus am "Ohrwatschel" (B26-Brücke in die Lindig-Siedlung) ausweichen wollten. Die Vorschläge des Staatlichen Bauamts nannte Frank Seubert (CSU) "weder tragbar noch hinnehmbar" und "wieder nur Stückwerk". Ebenso wie Eric Schürr (Bürgerverein) war er der Überzeugung, dass für einen Kreisverkehr genug Platz ist.
Schürr befürchtete, dass bei einer Umsetzung der Behördenidee der Fußgängerverkehr über die B26 zur Filiale von McDonald’s zunehmen wird. Ferner werde wieder mehr Verkehr in die Jahnstraße hineingezogen, den man mit viel Aufwand wie dem Bau des Radwegs erst verringert habe.
Statt der "schlechtesten aller Lösungen" forderte Karl-Hermann Hummel (Bürgerverein), den Verkehr auf der Bundesstraße langsamer zu machen. Das gehe mit einem Kreisverkehr. Auch die Diskussion drehte sich immer mehr im Kreis: Die Redebeiträge liefen alle auf einen Kreisverkehr hinaus.
Außergewöhnliche Einigkeit
Jacqueline Ratka, Abteilungsleiterin für öffentliche Sicherheit und Ordnung im Landratsamt, und Rüdiger Köhler, Fachbereichsleiter Straßenbau im Staatlichen Bauamt, bezeichneten einen Kreisverkehr an dieser Stelle dagegen als "nicht geeignet". Damit ein Kreisverkehr funktioniere, müssten die Verkehrsströme in etwa gleichwertig sein. Hier gebe es jedoch zwei eindeutige Hauptfahrrichtungen auf der B26.
Dieses Argument war für Dirk Rieb (CSU) nicht schlüssig. In Gemünden gebe es beim Kreisverkehr am Trabold-Markt auch keine gleichwertigen Verkehrsströme. Wenn dem Staatlichen Bauamt das Personal für die Planung eines Kreisverkehrs fehle, könne es ja einen Durchführungsvertrag mit der Stadt abschließen.
Sie habe den Eindruck, die Meinung von Staatlichem Bauamt und Landratsamt stünden fest, erklärte Brigitte Riedmann (FW). Die Bürgermeinung werde einfach ignoriert. "Das ist keine Alibi-Veranstaltung", versicherte Thomas Kaiser von der Karlstadter Polizei, Mitglied der Unfallkommission.
Die Rechtsposition der Stadt sei in dieser Frage recht schwach, sie werde nur gehört, denn es handle sich um eine Bundesstraße, stellte Bürgermeister Paul fest. Er vertraue darauf, dass die Behörden die Argumente ernst nähmen. Es sei "außergewöhnlich, dass im Stadtrat bei einem Verkehrsthema so eine Einmütigkeit herrscht". Rüdiger Köhler versicherte: "Man kann einen Versuch auch relativ schnell wieder beenden."