Nach zwei Jahren Pause haben die Menschen wieder richtig Lust auf Musik, Tanzen und Beisammensein beim Karlstadter Umsonst & Draußen – das hat Organisator Martin Maier vom Verein Troja an diesem Wochenende gespürt. "Vor allem der Samstag war phänomenal", sagt er, es seien deutlich mehr Besucherinnen und Besucher da gewesen, als in früheren Jahren. "Wir haben bisher nur positiver Feedback erhalten."
Der Festplatz war in diesem Jahr etwas weitläufiger gestaltet, die Essensstände enger beisammen, sodass es mehr Platz für Sitzgelegenheiten gab. Eine gute Veränderung, so lautet Maiers erste Einschätzung. Ob man das neue Layout im kommenden Jahr beibehält, wolle er demnächst im Planungsteam besprechen.
Entspannte, tanzbare Klänge lieferten am Sonntagnachmittag "Poly Radiation". Das Künstler-Kollektiv tritt in wechselnden Besetzungen mit bis zu 20 Musikerinnen und Musikern auf. Prägend für die Musik des Ensembles war am Samstag vor allem die vierköpfige Bläser-Sektion, die Big-Band-Sound zum U&D brachte. Im Mittelpunkt der Bühnenshow stand das DJ- und Produzenten-Duo "Poly Poly", die mit Keyboards und Laptop Elektro- und Disco-Einschläge mitbrachten.
U&D-Team musste kurzfristig Getränke nachordern
Sie wechselten sich ab mit Sänger Victor Rodriguez, der mit viel Energie das Publikum zum Tanzen animierte. Dabei hatte er es schwer, denn die Sonne stand zu diesem Zeitpunkt noch so hoch, dass die Tanzfläche in der prallen Sonne war – getanzt wurde also nur am Rand im Schatten der Bäume. Die Hitze machte sich auch am Getränkestand bemerkbar: Vor allem alkoholfreie Getränke waren gefragt, sodass die Veranstalter noch kurzfristig Nachschub organisieren mussten.
"Poly Poly" machte auch deutlich, warum Veranstaltungen wie das U&D so wichtig sind: "Es sollte viel mehr Veranstaltungen umsonst geben, denn Kultur muss in jeden Geldbeutel passen", sagte einer der DJs stellvertretend für die Band.
Zwei Männer, zwei Stühle, zwei Gitarren: Einen starken Kontrast zur ausladenden Bühnenshow von "Poly Radiation" boten anschließend Andreas Kümmert und Duo-Partner Stefan Kahne. Ihre Preformance war so reduziert, dass Kümmert das Festivalgelände allein mit seiner mächtigen Stimme füllen musste. Kümmert und Kahne spielten hauptsächlich Kümmert-Songs, aber auch ein paar geborgte Titel wie "Rocketman" von Elton John. Beim Publikum kam Kümmerts Soul-Klang gut an, der Gemündener durfte sich nicht ohne eine Zugabe von der Bühne verabschieden.
Als die AC/DC-Coverband "Bons Balls" auftrat, war die Tanzfläche plötzlich voll, einige Gäste trugen stolz AC/DC-Fan-Shirts. Mit markigem Gesang, rockigen Gitarren und einer spritzigen Bühnenperformance nahmen "Bons Balls" das Publikum mit. Die Masse vor der Bühne feierte zu "TNT", "Highway to Hell" und auch unbekannteren Songs der Band.
Andreas Kümmert und "Bons Balls" harmonierten
Sein Talent als Entertainer zeigte dann auch noch Andreas Kümmert: Er sang nicht nur mit den Rockern, er fing auch die Gitarre auf, die ihm der "Bons Balls"-Gitarrist spontan zuwarf, und spielte dessen Part weiter. Für Organisator Martin Maier waren Kümmert und "Bons Balls" in Kombination der perfekte Abschluss des Festivals.
Er zeigte sich am Gespräch mit der Redaktion am Montag froh und erleichtert, dass nach zwei Jahren Pause alles gut geklappt hat. "Ich war echt geflasht, dass alle wieder so angepackt haben, wie vor der Pandemie."
Highlight der Veranstaltung war für ihn keine Band, sondern der kleine Pavillon am Rande des Festgeländes, in dem eine Sprinkleranlage installiert war. "Wir saßen in unserem Kernteam zusammen, und es war klar, es wird viel zu heiß. Da hatten wir die Idee von einem Zelt zum Abkühlen – und kurze Zeit später war das umgesetzt. Das sind für mich die schönsten Momente."