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SCHAIPPACH
Umgehung Schaippach: Fällt schon 2015 der Zollberg flach?
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Von unserem Redaktionsmitglied Michael Fillies
 |  aktualisiert: 16.12.2015 10:48 Uhr

Im günstigsten Fall wird der Stadtteil den Durchgangsverkehr Ende 2015 los. Die Staatsstraße 2303, die das Dorf durchschneidet, soll aus dem Ort ins Sinntal verlegt werden und parallel zur Eisenbahnlinie verlaufen. Der Einmal-Berg ab der Gemündener Zollbergkreuzung wird nicht mehr westlich, sondern östlich umgangen. Am Montag stellte das Staatliche Bauamt Würzburg die Entwurfsplanung dem Gemündener Stadtrat vor.

Die Räte begrüßten die Planung und nahmen sie einstimmig an. Überschwänglich reagierte der Schaippacher Stadtrat Bernd Rützel: „sehr gute Planung; Riesenchance; prima.“ Als Zuhörer aus dem Dorf vernahmen Elisabeth Schöbel und Erhard Wiltschko – beide noch sichtlich erschöpft von der 1200-Jahr-Feier ihres Heimatortes am Sonntag – die Nachrichten ebenfalls mit Wohlwollen.

Bürgermeister Georg Ondrasch hatte auf die 1200-Jahr-Feier angespielt, als er zur Einleitung des Tagesordnungspunkts gesagt hatte: „So schnell haben wir den Wechsel von der Historie in die Zukunft.“ Eine Ortsumgehung wünscht sich Schaippach seit langem; im Jahr 2000 bereits standen die Umgehung Rieneck und Schaippach auf der ersten Dringlichkeitsstufe im bayerischen Straßenausbauprogramm.

Drei Jahre bis zum Baubeginn

Jetzt liegt die Entwurfsplanung vor, die der zuständige Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt, Ralf Elias, dem Stadtrat erläuterte. Zum weiteren Zeitplan rechnete er vor: ein halbes bis ein Dreivierteljahr für das Genehmigungsverfahren an der Regierung von Unterfranken, ein bis eineinhalb Jahre für das Planfeststellungsverfahren, ein halbes Jahr für die Bauausführungsplanung, drei Monate für die Ausschreibung der Bauarbeiten – etwa drei Jahre bis zum Baubeginn, „wenn alles glatt geht“.

Inwieweit das Projekt Schaippach abhängt von der Ortsumgehung Rieneck, die sich wegen der Klage der dortigen Bürgerinitiative verzögert, wollte Rützel wissen. Elias antwortete: „Das Amt ist grundsätzlich der Auffassung, dass Rieneck wegen des dortigen Flaschenhalses (enge Ortsdurchfahrt) Priorität hat. Allerdings, wenn sich das noch lange hinzieht, wird man auch mit Schaippach anfangen können.“

Einer Auskunft des Bauamtschefs Michael Fuchs vom September 2011 zufolge, wurde für die 2,9 Kilometer lange Umgehung Rienecks mit 13 Millionen Euro gerechnet, für die drei Kilometer bei Schaippach mit elf Millionen. Ralf Elias revidierte am Montag die Kostenschätzung: Vor allem wegen der drei neuen Sinnbrücken (zwei für die Straße, eine für den Radweg) werde nunmehr von 15 Millionen Euro ausgegangen. Um den Hochwasserabfluss nicht zu gefährden, brauchen die Straßenbrücken eine lichte Weite von bis zu 120 Meter. Dennoch muss an einer Stelle Erdreich für einen Retentionsraum abgetragen werden. Zum Ausgleich für die Eingriffe in die Natur werden Wald und Hecken gepflanzt.

Sinnvolle Lösung

Den Einmal-Berg künftig auf der gegenüberliegenden Seite entlang der Bahnlinie zu umfahren, stellte Ralf Elias als einzig sinnvolle Lösung dar. Zwei andere Überlegungen schieden aus: Die bestehende Staatsstraße über den steilen Zollberg abzuflachen, erlaube keine Umfahrung Schaippachs; die Straße tiefer im Tal über die Langenprozeltener Gemarkung zu führen, scheitere am Naturschutzrecht.

Die Straße könne im Auslauf nach Rieneck wegen des Wasserschutzgebiets nicht noch näher an den Bahndamm gerückt werden, führte der Bauamtsplaner aus. Auf Nachfrage erfuhr Stadtrat Martin Geßner, dass sich der Gewässerschutz dort verbesssere, weil die neuen Straßenränder abgedichtet werden und das Oberflächenwasser abgeleitet wird. Der geringe Schaippacher Verkehr rechtfertige keinen Kreisverkehr an dieser Stelle; die Sichtverhältnisse seien für einen normalen Abzweig ausreichend. Die zweite Ortseinfahrt (aus Richtung Gemünden) erfolgt lediglich über einen Wirtschaftsweg.

Die Lärmgrenzwerte werden dank einer 1,75 bis 2,40 Meter hohen Lärmschutzwand überall im Dorf mit Ausnahme an einem Dachfenster eingehalten. Für die zwei außerhalb in Richtung Gemünden liegenden Häuser, zwischen denen die neue Straße verlaufen wird, wären Wände zu aufwändig, erklärte Elias. Den Besitzern werde passiver Lärmschutz (Schallschutzfenster) bezahlt.

Die bestehende Staatsstraße wird ins Eigentum der Stadt fallen und vom Ehrenfriedhof bis nach Schaippach zum Wirtschaftsweg abgestuft, damit Durchfahrtsverkehr unterbunden ist. Am Radweg Gemünden–Schaippach ändert sich nichts, nur die Sinnbrücke wird neu gebaut. Einen Wunsch brachte Bernd Rützel vor: die Anlage einer Bushaltestelle bergseits am Zollberg-Kreisel, um den Sinngründern den Einkauf in den Geschäften dort per Bus zu ermöglichen. Ein Stopp dort scheitert bislang an der fehlenden Wendemöglichkeit für Busse.

 
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