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Lohr
Ulf Fischer: Immer wieder samstags am Marktplatz in Lohr
Der Wahl-Langenprozeltener ist für das Gemeinwohl im Einsatz. "Solche Aufgaben lassen einen nicht mehr los", sagt der 78-Jährige. Seine Hilfe geht an verschiedene Stellen.
Samstags auf dem oberen Marktplatz in Lohr: Ulf Fischer verkauft Flohmarktartikel zugunsten des Tierschutzvereins Main-Spessart. Es ist bei weitem nicht das einzige soziale Engagement, das der Wahl-Langenprozeltener seit Jahrzehnten freiwillig schultert.
Foto: Rita Gress | Samstags auf dem oberen Marktplatz in Lohr: Ulf Fischer verkauft Flohmarktartikel zugunsten des Tierschutzvereins Main-Spessart.
Rita Greß
 |  aktualisiert: 01.11.2020 02:15 Uhr

Wie an jedem regenfreien Samstag steht der Wahl-Langenprozeltener Ulf Fischer auch an diesem Samstagmorgen hinter seinem Verkaufsstand am oberen Marktplatz in Lohr. Zugunsten des Tierschutzvereins Main-Spessart verkauft er Flohmarktartikel aus gespendetem Fundus. "Heute ist es sehr ruhig in der Stadt", sagt er. "Jetzt ist es halb elf, Kunden sind noch keine gekommen. Meine restlichen 52 Bananenkisten brauche ich nicht mehr auszupacken."

Den Stand stelle ihm die Stadt Lohr kostenlos zur Verfügung. Es ist nicht der einzige Einsatz des 78-jährigen pensionierten Straßenbauingenieurs aus der Lüneburger Heide, den er freiwillig für die Gemeinschaft tätigt. Ein anderer "flog" ihm vor Jahren schon ins Haus: "Ich wurde gefragt, ob ich die Hilfstransporte des Lohrer "Freundeskreis Pater Eckart" (umbenannt in "Freundeskreis Brasilien") organisieren könne. Das machte ich gerne." Der Franziskanerpater Eckart Höfling (gestorben 2014) aus Langenprozelten hat in Rio de Janeiro ein soziales Hilfsnetz aus Krankenhaus, Hafenschule und Gemeindezentren ins Leben gerufen und es über ein Vierteljahrhundert geleitet.

100 Container für Hilfsprojekt in Brasilien

Als der Geistliche sich 2011 beruflich zurückzog, endeten die Lieferungen des Freundeskreises. Bis dahin waren unter Fischers Federführung rund 100 Container mit Hilfsgütern, Möbeln, Textilien, Pflegemitteln, ausrangierten Krankenhausbetten oder Rollstühlen aus Kliniken oder Pflegeeinrichtungen nach Brasilien geschafft worden. Fischers nächstes Projekt hieß Polen; die LKW-Ladungen ähnelten den Transporten nach Brasilien. "Ich mache Haushaltsauflösungen und bekomme Sachen aus Nachlässen oder von privaten Spendern", sagt er.

Die Kreuzschwestern in Gemünden hätten ihm beim Umbau des Klosters vor ein paar Jahren Möbel und viele brauchbare Gegenstände überlassen. Gemünden war von 1958 bis 2007 Provinzhaus des Ordens. "Daher kommt auch die Verbindung zur Filiale der Ordensgemeinschaft in Würzburg und ihren drei Schwestern im Caritas-Seniorenzentrum St. Thekla und die zum Kloster im niederbayerischen Mengkofen." Als Letzteres aufgelöst wurde, spendeten die Schwestern Artikel für Polen. "Zwei Transporte sind in diesem Jahr bereits ins polnische Nachbarland gerollt, der dritte startet im November zu dortigen Klöstern."

Transporte nach Polen und Rumänien unterstützt

Fischers Frau Edda übernimmt das Packen der Kisten und wäscht und repariert beschädigte Textilien vor dem Versand. In ein weiteres Hilfsprojekt bringt sich der nimmermüde Organisator seit über zehn Jahren ein. Es ist der "Arbeitskreis Rumänien" der Kolpingfamilie Stadtlauringen (Lkr. Schweinfurt). Einmal im Jahr steuert ein Transport Siebenbürgen an. "Der diesjährige war für das Frühjahr geplant, doch wegen Corona durfte er nicht stattfinden." In Zahlen hieß die Fracht 2018: 22 Tonnen Einrichtungs- und Haushaltsgegenstände, Nahrungsmittel, medizinische Geräten, Medikamente, Matratzen, Computer, Fahrräder, Bekleidung.

Ein Teil geht stets an das Seniorenheim in Sibiu (Hermannstadt), in dem die letzten Zeitzeugen der sächsischen Geschichte ihren Lebensabend verbringen, ein anderer kommt dem dortigen Alten- und Kinderhospiz zugute. Eine weitere Anlaufstelle ist Deva, die Hauptstadt des siebenbürgischen  Kreises Hunedoara. Dort hatte der Franziskanerpater Böjte Csaba nach Ende der kommunistischen Diktatur 1993 das zerstörte Kloster wieder aufgebaut und eine Unterkunft für obdachlose Kinder und Jugendliche, Waisen und sozial benachteiligte junge Menschen aus ärmsten Verhältnissen geschaffen.

Entstanden ist daraus die Stiftung "Heiliger Franziskus". In ihr erhalten mittlerweile über 2800 junge Menschen in 82 Häusern Verpflegung, Schulbildung bis zum Abitur, Ausbildung und Studium. Für seine Wohltätigkeitsarbeit wurde Pater Csabra 2011 mit dem Europäischen Ehrenbürgerpreis ausgezeichnet. Auf die Frage, warum er sich seit Jahrzehnten für soziale Projekte stark mache, antwortet Fischer:  "Das machen meine Frau und ich schon seit jungen Jahren. Solche Aufgaben lassen einen nicht mehr los." Sagt's und winkt ab, als wäre Kümmern das Selbstverständlichste.

 
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