Rechtfertigen für seine durchweg positive Bewertung der Privatschule „Lern mit mir“ des Universellen Lebens in Esselbach musste sich in der BR-Politsendung „Kontrovers“ am Mittwochabend der Landtagsabgeordnete Günther Felbinger. Der Bezirksvorsitzende der Freien Wähler wies vor der Kamera den Vorwurf entschieden zurück, er werte mit seinem Lob und seinem Besuch die umstrittene Glaubensgemeinschaft insgesamt auf.
Unter dem Motto „Wie Politiker eine Sekte salonfähig machen“ stand der etwa fünfminütige Beitrag, in dem unter anderem der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche, Wolfgang Behnk, und Pfarrer Michael Fragner aus Geroldshausen, bei der evangelischen Kirche Beauftragter für Fragen zum „Universellen Leben“, zu Wort kamen. Stein des Anstoßes war eine aus Felbingers Büro stammende Pressemitteilung. Darin wurde über einen Besuch der Freien Wähler in der Privatschule berichtet.
Der Gemündener Abgeordnete wurde unter anderem mit den Worten zitiert: „Hier herrscht eine Lernatmosphäre, die es einem schmackhaft macht, wieder in die Schule zu gehen.“ Sein Begleiter, Bezirksrat und Main-Spessarts Altlandrat Armin Grein wiederum hatte festgestellt: „Hier merkt man das pädagogische Einfühlungsvermögen.“
Entsetzter Pfarrer
Fragner äußerte sich dem Bayerischen Rundfunk gegenüber entsetzt über die Pressemitteilung der Freien Wähler. Er meinte, es zeuge nicht von besonderem Problembewusstsein, wenn Politiker die sogenannte Christusschule des UL in den Himmel höben. Fragner: „Wenn diese Schule aufgewertet wird, dann wird meines Erachtens auch die Sekte Universelles Leben selbst aufgewertet.“
In dem Fernsehbeitrag kritisch angemerkt wurde des Weiteren, dass auf der Homepage der Schule mit Fotos von bayerischen Politikern geworben werde. So wird neben einem Bild vom Besuch der Freien Wähler auch ein Foto gezeigt, auf dem der damalige Umweltminister Markus Söder die Schule als „Umweltschule in Europa 2010“ auszeichnet.
Damit konfrontiert sagte Main-Spessart-Altlandrat Armin Grein, nach seinem Kenntnisstand handele es sich bei der Schule in Esselbach um „keine Kaderschmiede, sondern um eine ordentliche Privatschule“. Dass mit seiner Person auf der Homepage geworben werde, sei ihm nicht bekannt. Er wünsche dies auch nicht und werde bei der Einrichtung deutlich machen, „dass ich das nicht so haben will“.
Pädagogisches Konzept gelobt
Der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion der Freien Wähler, Günther Felbinger, betonte in „Kontrovers“, ihn als Bildungspolitiker habe ausschließlich das pädagogische Konzept der Schule interessiert. Er stehe weiter zu seiner Pressemitteilung und weise die Vorwürfe gegen ihn wegen seines Besuchs in der Einrichtung zurück.
Felbinger wörtlich: „Ich werte damit genauso wenig das Universelle Leben auf, wie ich vorher das Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach in katholischer Trägerschaft besucht habe oder die Lühe-Schule in Nürnberg in evangelischer Trägerschaft – das ist meines Erachtens Erbsenzählerei.“
Schlusskommentar in der Reportage: „Die Amtskirchen auf einer Ebene mit dem Universellen Leben – mehr Aufwertung geht nicht.“
Die Sendung noch einmal anschauen kann man im Internet unter http://mediathek-video.br.de
ESSELBACH
UL aufgewertet? Felbinger weist Vorwürfe im Fernsehen zurück
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…einfach unfassbar, mir viel gestern vor dem TV fast die Chips-Tüte aus der Hand, als ich das gesehen habe.
Man sollte doch mal diejenigen fragen, die ausgestiegen sind, was s i e von den ULern halten und ihren Methoden. Viele getrauen sich noch nach Jahren nicht, die dem UL den Rücken gekehrt haben, ihren Mund aufzumachen, da sie befürchten, mit neuen Schickanen leben zu müssen. Vieleicht nur mal soviel zu der Gabriele-Witteck-Religion!
Meine Vermutung: Es gibt dort (so gut wie) keine sogenannten Prekariatskinder, weil man dort ja ganz bewusst hingeht. Weiterhin gab/gibt es dort einen kinderfreundlichen Rhythmus aus Lernen, haptischem Begreifen, Mittagstisch mit gesundem Essen, etc. - Und dann noch eine subtile Vermutung: Kinder merken intuitiv, DASS ein Lehrer ein bewusstes und verwurzeltes Weltbild hat - egal, ob das buddhitisch, christlich oder UL ist - und schätzen die Sicherheit, die daraus wirkt.
Die UL lehne ich aus sehr gut belegbaren theologischen Gründen strikt ab. Trotzdem muss man unter dem Gesichtspunkt des Kindeswohls zur Kenntnis nehmen, dass "Lern mit mir" nach allen Hinweisen eine nachhaltig überdurchschnittlich gute Schule ist. - Soll man jetzt eine solche SChule abschaffen, weil das UL dahintersteht? Das beste wäre natürlich, wenn staatliche Schulen die Mittel, das Personal und ein Kinderbild hätten, das zu einem ähnlich erfolgreichen Schultypus führen würde, OHNE dass die Gefahr einer Infiltrierung durch die UL gegeben wäre. Aber das ist ganz sicher sehr unrealistisch. - Also was tun?
Bevor jetzt Fragen oder gar Anschuldigungen kommen: ich bin keiner von "denen"