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Uettingen
Uettinger Wald: Wo man den Klimawandel schon heute erkennt
Über die Hälfte des Uettinger Gemeindewaldes besteht aus Buchen. Diesen Anteil wird es wohl nie mehr erreichen, glaubt der Botaniker Bernhard Schuldt. Ein Ortsbesuch.
Mitten im Sommer sollte eigentlich jeder Baum eine dichte Krone haben. Vertrocknete Bäume (wie diese Buche im Uettinger Wald) sehen aus, als wär es schon Winter.
Foto: Martin Hogger | Mitten im Sommer sollte eigentlich jeder Baum eine dichte Krone haben. Vertrocknete Bäume (wie diese Buche im Uettinger Wald) sehen aus, als wär es schon Winter.
Martin Hogger
Martin Hogger
 |  aktualisiert: 20.07.2019 02:11 Uhr

Die Buche prägt das Bild des Uettinger Waldes. Mehr als jeder zweite Baum ist eine Buche. Seit Jahrzehnten hat sich das nicht geändert. An einem Donnerstagnachmittag steht Bernhard Schuldt nun in einem Waldstück südwestlich von Uettingen. Er lehrt am Würzburger Lehrstuhl für Botanik. Seine Mitarbeiter bohren Löcher in tote Buchen. Mit den Bohkernen wollen sie erforschen, wie sich die Klimaerhitzung auf den Wald und die Bäume im Speziellen auswirkt.

Ein Kreislauf: Timo Renz von der Forstbetriebsgemeinschaft Würzburg (links) und Prof. Bernhard Schuldt betrachten Jungpflanzen. Im Hintergrund hängen bereits vertrocknete Äste.
Foto: Martin Hogger | Ein Kreislauf: Timo Renz von der Forstbetriebsgemeinschaft Würzburg (links) und Prof. Bernhard Schuldt betrachten Jungpflanzen. Im Hintergrund hängen bereits vertrocknete Äste.

Bis die Wissenschaftler eine tote Buche gefunden haben, müssen sie nicht lange suchen. Von den etwa 200 bis 300 Buchen auf dem fünf Hektar großen Waldstück hat vielleicht einmal eine Hand voll überlebt. "In dem Ausmaß, das wir gerade sehen, ist das noch nie da gewesen", sagt Schuldt.

Immer mehr Dürren können die Buchen in Uettingen einfach nicht verkraften

Um zu verstehen, warum dieses Jahr so viele Buchen vertrocknet sind, muss man sich die Zunahme der Hitzewellen in den vergangenen Jahren vor Augen führen. Vor 2018 gab es gleich zwei vergleichbare Extrempunkte, 2003 und 2015, die die Bäume damals noch gut verkraftet hatten, erklärt Timo Renz von der Forstbetriebsgemeinschaft Würzburg und mit Schuldt durch den Wald führt. Vermutlich waren die Buchen an diesem Standort jedoch schon länger geschwächt, so dass die bereits drei Jahre später folgende langanhaltende und heiße Trockenheit schließlich zu viel war, ergänzt Schuldt. Anhand der Bohrkerne wollen er und sein Team herausfinden, ob dies tatsächlich der Fall war und welche Rückschlüsse das auf den Holzzuwachs und somit der Vitalität der Bäume zulässt.

Anhand eines solchen Bohrkerns kann man das Leben eines Baumes nachvollziehen. Der dunkle Fleck in der Hand zeigt, dass der Baum von innen heraus kaputt ist.
Foto: Martin Hogger | Anhand eines solchen Bohrkerns kann man das Leben eines Baumes nachvollziehen. Der dunkle Fleck in der Hand zeigt, dass der Baum von innen heraus kaputt ist.

"Zum Wachsen braucht die Buche das genau richtige Klima und die genau richtige Verteilung von Niederschlag", erklärt Schuldt. Als dann aber Anfang diesen Jahres der Regen ausblieb, war das wie ein Todesstoß für die Buchen. Das Problem fasst Schuldt so zusammen: "Durch den Klimawandel wird es in Zukunft noch viel mehr Dürreperioden geben." 

So sterben Buchen langsam

Wer also beim nächsten Sommer-Waldspaziergang Buchen sieht, die keine Krone mehr haben, sind diese wahrscheinlich tot. Warum das so ist, erklärt Förster Renz. Während einer Dürre versuchen sich die Bäume zu schützen. Zuerst werfen sie das Laub ab, oft ist das sogar noch grün. Hält die Dürre an, hilft jedoch selbst das nichts mehr. Renz und Schuldt, beide sind sich einig: "Wegen der Trockenheit sind flachgründige Standorte, wie sie um Uettingen oft vorkommen, für die Buche nicht mehr geeignet."

 
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