Nach einem illegalen Straßenrennen auf der derzeit gesperrten Bundesstraße 26 durchbricht ein Auto die Baustellenabsperrung und rast in einen Bagger. Infolge des ersten Unfalls stoßen zwei weitere Fahrzeuge frontal zusammen. Drei eingeklemmte und schwer verletzte Personen sind mit hydraulischem Rettungsgerät und Hebekissen zu befreien und zu versorgen.
Für dieses spektakuläre Übungsszenario nutzten am Mittwochabend die Feuerwehren Lohr und Rechtenbach sowie das Lohrer Rote Kreuz (BRK) die derzeit gesperrte B26 für die Darstellung einer realistischen Unfallsituation. Der Crash ereignete sich laut Szenario in Höhe der Wasserhauskurve zwischen Rechtenbach und Lohr.
Wen zuerst retten?
Da die Rechtenbacher Feuerwehr seit März einen Rettungssatz auf ihrem neuen Hilfeleistungsfahrzeug mitführt, galt es die Zusammenarbeit beider Wehren zu üben. Dies betonte Rainer Kriegbaum von der Lohrer Feuerwehr, der sich das Unfallszenario ausgedacht hatte.
Für die zuerst eingetroffene Wehr aus Rechtenbach galt es, sich einen Überblick an der Einsatzstelle zu verschaffen. Eine Abstimmung zwischen Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt ist hierbei sehr wichtig. Dabei muss geklärt werden, welche Personen zuerst zu retten sind.
So galt es für die beiden Wehren am Mittwochabend eine Person zu retten, die unter einem auf der Seite liegenden Toyota lag. Nach der Stabilisierung des Fahrzeugs, hoben die Einsatzkräfte den Toyota mit Hebekissen an und befreiten das Unfallopfer. »Da mussten wir etwas Gas geben«, erklärte Gruppenführer Bernd Brönner. 25 Minuten nach der Alarmierung war die Person befreit.
Im Anschluss kümmerte sich die Feuerwehr Rechtenbach um eine eingeklemmte Person in einem Opel. Der Zugang war durch den Kontakt zur Leitplanke eingeschränkt und das Dach des Wagens eingedrückt. In Abstimmung mit dem Rettungsdienst folgte eine schonende Rettung. Sprich: Die Einsatzkräfte trennten das Dach des Fahrzeuges mit der Rettungsschere ab. Danach zogen sie die verunglückte Person schonend auf ein »Spineboard«. Dieses Kunststoffbrett wird eingesetzt, wenn beim Unfallopfer eine Verletzung der Wirbelsäule nicht auszuschließen ist.
Auto unter Bagger hervorziehen
Etwas schwieriger wurde es für die Feuerwehr Lohr: Bevor sie die eingeklemmte Person ebenfalls schonend retten konnte, musste erst eine Baggerschaufel unterbaut und ein verunfallter VW mit der Winde des Rüstwagens unter dem Bagger hervorgezogen werden. Das Rote Kreuz versorgte die Verletzten.
Rainer Kriegbaum dankte der Gemeinde Rechtenbach für die Bereitstellung des Gemeindebaggers, dem Straßenbauamt für die Möglichkeit, auf dem gesperrten Straßenabschnitt zu üben und der Polizei für zwei sichergestellte Fahrzeuge, die als Übungsobjekte verwendet wurden.
Zum Einsatz kamen die Feuerwehr Rechtenbach mit zwölf, die Feuerwehr Lohr mit 27 und das BRK mit sechs Einsatzkräften. Die zwei Verletzten mimte ebenfalls das Lohrer Rote Kreuz.
Übungskritik fällt gut aus
Das Fazit: Gut geklappt hat das Absichern der Einsatzstelle. Dies war auch notwendig, da sehr viele Verkehrsteilnehmer verbotenerweise durch die Baustelle fuhren und sich gegenüber den Einsatzkräften frech äußerten. Auch die Verletztenversorgung im Fahrzeug funktionierte sehr gut. »Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Verletzten sich oft noch erinnern können, wenn jemand sie betreut und beruhigend auf sie eingeredet hat«, erläuterte Übungsbeobachter Jürgen Kriegbaum.
Einsatzleiter Sebastian Mademann kam alles sehr koordiniert vor: »Auch die Feuerwehr Rechtenbach, die noch nicht so viel mit dem Rettungssatz zu tun hatte, hat sauber gearbeitet«, resümierte der stellvertretende Kommandant der Lohrer Wehr, Sebastian Mademann. Kreisbrandinspektor Harald Merz bedankte sich für den Übungseifer. Er kündigte an, die vielen gewonnenen Erkenntnisse in den jeweiligen Einheiten nochmals nachbesprechen zu wollen.