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Sendelbach
Überraschung für Lohr: Ansturm auf das neue Baugebiet bleibt aus
Im Baugebiet Südlich der Steinfelder Straße ist Platz für 42 Häuser. Der Stadt gehören 24 der Bauplätze. Entgegen der Prognosen und Erwartungen hält sich der Andrang auf diese Plätze bisher jedoch in überschaubaren Grenzen. Die Stadt hat daher nun die Bewerbungsfrist verlängert.
Foto: Johannes Ungemach | Im Baugebiet Südlich der Steinfelder Straße ist Platz für 42 Häuser. Der Stadt gehören 24 der Bauplätze. Entgegen der Prognosen und Erwartungen hält sich der Andrang auf diese Plätze bisher jedoch in überschaubaren ...
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 12.02.2024 15:50 Uhr

Die Stadt Lohr erlebt eine Überraschung: Die Zahl der Bewerber für das neue Baugebiet "Südlich der Steinfelder Straße" im Stadtteil Sendelbach ist deutlich geringer als erwartet. Noch vor einigen Monaten war davon die Rede, dass es für die 24 städtischen Bauplätze 80 bis 100 Bewerber gebe. Doch nun haben in einer ersten, über das Internet laufenden Bewerbungsrunde bislang lediglich 32 potenzielle Bauherren konkretes Interesse an einem der Bauplätze bekundet.

In der Hoffnung, dass diese Zahl noch steigt, hat die Stadt die ursprünglich bis 2. Mai laufende Bewerbungsfrist bis Ende Mai verlängert. Nach derzeitigem Stand ist nicht auszuschließen, dass die Stadt im laufenden Bewerbungsverfahren ihre 24 Plätze gar nicht alle an den Mann oder die Frau bringt. Schließlich ist durchaus denkbar, dass sich etliche Bewerber für die gleichen Plätze interessieren und an anderen womöglich gar kein Interesse haben.

Während der sich über Jahre hinziehenden Anbahnung des derzeit in Erschließung befindlichen Baugebiets war man im Rathaus stets von einer enormen Nachfrage ausgegangen. Schließlich, so die Argumentation, sei das Angebot am Lohrer Immobilienmarkt knapp und die Nachfrage hoch.

Die Stadt betrieb für das Baugebiet enormen Aufwand, auch bei den Kosten. Nicht zuletzt der Eingriff in den ökologisch hochwertigen Lebensraum erforderte viele Ausgleichsflächen. Wenngleich es immer wieder kritische Stimmen gab, entschied eine große Mehrheit des Stadtrats jedoch stets, das Projekt trotz aller Widerstände und Kosten durchzuziehen.

Früher 92 Interessenten

Und in der Tat sah es zunächst auch so aus, als könnte die Stadt ihre Plätze auf einen Schlag loswerden. 92 Nachfragen nach Bauplätzen lagen der Stadt im vergangenen Jahr vor, die meisten davon eben für das neue Baugebiet in Sendelbach. In der Annahme, den Ansturm anders nicht bewältigen zu können, hatte die Stadt das Vergabeverfahren deshalb eigens auf das Internetportal Baupilot verlagert und auch dafür einiges Geld ausgegeben.

Dass sich die Nachfrage nun ganz anders gestaltet als erwartet, erklärt man sich im Rathaus mit verschiedenen Gründen. Zum einen, so die Pressestelle auf Nachfrage, hätten die durch den Ukraine-Krieg veränderte weltpolitische Lage ebenso wie die Corona-Pandemie die Rahmenbedingungen verändert. Daneben hätten auch die hohe Inflation, steigende Darlehenszinsen, rasant steigende Baupreise, die schlechte Materialverfügbarkeit sowie Engpässe bei den Baufirmen dazu beigetragen, dass "viele potenzielle Interessenten von ihrem eigentlichen Wunsch eines Eigenheims Abstand genommen haben", so das Rathaus. Mit der Verlängerung der Bewerbungsfrist um einen Monat wolle man möglichen weiteren Interessenten die Möglichkeit geben, Auflagen einer Bewerbung zu erfüllen, beispielsweise hinsichtlich der Finanzierung.

Ob die Stadt ihre 24 Bauplätze zeitnah verkaufen kann, wird sich freilich erst in einer zweiten Bewerbungsrunde zeigen. In der gerade laufenden ersten Runde können sich Interessenten nur allgemein für das Baugebiet bewerben.

Rangliste entscheidet

Unter allen Kandidaten wird danach eine Rangliste erstellt. Dabei sind gemäß der städtischen Vergaberichtlinie zum Beispiel Kriterien wie Kinderzahl, Familienstand, ehrenamtliches Engagement, der Ort des Arbeitsplatzes oder auch der Grad von Behinderung oder Pflegebedürftigkeit ausschlaggebend.

Die Zahl der bei dieser Bewertung erlangten Punkte entscheidet darüber, ob ein Bewerber den gewünschten Bauplatz erhält. Der Erstplatzierte in der Liste kann sich seinen Wunschplatz aussuchen. Der Zweitplatzierte kann zwei Wünsche äußern, der Dritte drei, und so weiter. So ist gesichert, dass jeder Bewerber einen Bauplatz erhalten kann, der auf seiner Wunschliste steht.

Längst nicht gesichert ist, dass es für alle Bauplätze auch einen Bewerber gibt. Denkbar ist beispielsweise, dass sich die Nachfrage auf einzelne, als besonders attraktiv geltende Plätze konzentriert. Über die Vergabe der Bauplätze soll laut Rathaus spätestens im Juli entschieden werden.

Auf die Frage, was die Stadt für den Fall plant, dass sie nicht alle Plätze zeitnah verkaufen kann, schreibt die Pressestelle in ihrer Stellungnahme: "Das weitere Vorgehen ist mit dem Stadtrat zu beraten." Denkbar sei ein zweites Vergabeverfahren oder die Einzelvergabe von Plätzen.

Tafelsilber nicht verramschen

Dass die Stadt die im Landkreisvergleich recht hohen Quadratmeterpreise der Bauplätze im Sendelbacher Baugebiet senkt, ist indes nicht zu vermuten. Zum einen wegen der hohen Kosten des Baugebietes. Zum anderen ist aus Stadtratskreisen zu hören, dass es keinen Bedarf gebe, das Tafelsilber zu verramschen. Demnach geht man offenbar davon aus, dass sich für die Bauplätze südlich der Steinfelder Straße früher oder später schon Käufer finden werden.

Unterdessen wurden in dem Baugebiet bereits einzelne Bauplätze verkauft – von Privatleuten. Drei dieser Plätze hat Christiane Werthmann vermarktet, Immobilienmaklerin bei Iser-Immobilien. Auch sie führt die Tatsache, dass sich die Nachfrage nach den städtischen Plätzen in Grenzen hält, zum einen auf die geänderte Situation in Weltpolitik und Finanzmärkten sowie die Engpässe der Baubranche zurück. Werthmann spricht aber auch davon, dass das Baugebiet aufgrund seiner Hanglage beispielsweise ein kostengünstigeres Bauen ohne Keller schwer mache.

Die Nachfrage nach Bauplätzen und Häusern ist laut Werthmann in Lohr nach wie vor hoch – allerdings nicht mehr so hoch wie noch vor einem Jahr. "Es wird nicht mehr jeder Preis bezahlt", so die Maklerin. Dass der Stadt die Bauplätze offenbar nicht aus den Händen gerissen werden, hänge also auch damit zusammen, dass man "ein halbes Jahr zu spät dran" sei.

Die derzeit laufende Erschließung des Baugebiets soll laut Stadt bis Herbst 2022 abgeschlossen sein. Danach wird sich zeigen, wie schnell sich das Areal "Südlich der Steinfelder Straße" mit Häusern füllt.

 
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