Für jedes Haus im Ort verfügbare Internetzugänge mit einer Downloadgeschwindigkeit von 25 Mbit/s (Megabit pro Sekunde) – das ist das Ziel des neuen Förderprogramms zum Breitbandausbau. Den Weg dorthin zeigte im Gemeinderat Joachim Först vom Büro Dr. Först Consult auf. Dem vorbereiteten Kumulationsgebiet stimmten die Räte jedoch noch nicht zu, weil sie sich eine Erweiterung wünschen, zum Beispiel um die Mittelschule. Sie ernannten Christof Ehrbar zum Breitbandpaten. Der Duttenbrunner arbeitet in der Telekommunikationsbranche.
Ein Kumulationsgebiet festzulegen ist der erste Schritt von vielen für eine mögliche Förderung. Dazu werden im Stadtplan alle Grundstücke umrandet, für die derzeit keine schnellen Internetzugänge verfügbar sind, aber durch einen Netzausbau technisch realisierbar wären. Anders ausgedrückt: Das Kumulationsgebiet stellt den rechtlich und technisch möglichen Ausbau dar.
Dementsprechend sind für den Markt Zellingen praktisch ganz Duttenbrunn und fast ganz Retzbach enthalten, Zellingen aber nur teilweise. Wer hier nahe genug an der vorhandenen Vermittlungsstelle wohnt, kann schon heute einen schnellen Internetzugang erhalten. Hier ist ein weiterer Netzausbau nicht förderfähig.
Kosten: rund 850 000 Euro
Laut Joachim Först wird das neue Förderprogramm bis zum Jahr 2018 laufen, Förderquoten von über 70 Prozent erreichen und maximale Zuwendungen von bis zu 950 000 Euro je Gemeinde bieten – fast doppelt soviel wie das bisherige. Für Zellingen schätzt er die Ausbaukosten auf 850 000 Euro, womit der Eigenanteil der Gemeinde bei rund einer viertel Million Euro liegen würde.
Technisch erfolgt der Ausbau, indem neue Multifunktionsgehäuse gesetzt werden – mit einer Glasfaserleitung zur Vermittlungsstelle und mit Kupferleitungen zu den Häusern. Dafür seien oft Tiefbauarbeiten erforderlich, sagte Först. Zudem koste so ein Gehäuse fast 30 000 Euro und habe einen jährlichen Strombedarf wie ein Einfamilienhaus. Für drei Kunden lohne sich das nicht.
Die Festlegung des Kumulationsgebietes ist nur der erste Schritt von zwölf zur Erlangung eines Förderbescheids. Unter anderem muss danach mit einer Umfrage der Bedarf ermittelt werden und eine Markterkundung erfolgen. Dabei wird Netzbetreibern im Prinzip angeboten, den Ausbau auf eigene Kosten durchzuführen. Scheitert dies, wird ein Vergabeverfahren durchgeführt, ein Förderantrag an die Bezirksregierung gestellt und ein Kooperationsvertrag mit einem Netzbetreiber (zum Ausbau bei Förderung) geschlossen. Für Zellingen bedeutet das laut Först, dass ein geförderter Ausbau 2016 erfolgen könnte.
Er sprach davon, dass danach im Kumulationsgebiet Internetzugänge mit mindestens 25 Mbit/s verfügbar seien. Das reiche für Angebote wie das Fernsehen „Entertain“ und gleichzeitiges Surfen im Web. Technisch wäre sogar die doppelte Geschwindigkeit möglich. Das dazu erforderliche Vektoring dürfe aus Wettbewerbsgründen aber erst nach der Bindungsfrist der Zuschüsse von sieben Jahren freigeschaltet werden.
Auf die Frage aus dem Gemeinderat, warum das Gebiet um die Mittelschule Zellingen nicht zum Kumulationsgebiet gehören soll, verwies Först auf technische Gründe. Gewünscht wurde vom Gemeinderat auch eine Einbeziehung der beschlossenen Erweiterung des Retzbacher Gewerbegebietes. Ob das rechtlich möglich ist, blieb offen. Andere Gemeinderäte baten um Informationen, wo genau in den drei Ortsteilen die verfügbaren Bandbreiten derzeit am niedrigsten sind.
Zu Glasfaserleitungen bis in die Häuser hinein erklärte Först, angesichts von durchschnittlich 4500 Euro je Haus könne sich das kaum eine Gemeinde leisten. Ein entsprechendes Netz werde 15 bis 20 Jahre zum Wachsen benötigen.