Marcel Grammlich aus Altenbuch (Lkr. Miltenberg) ist gelernter Straßenbauer, aber er hatte keine Freude an seinem Beruf. Im Landkreis Aschaffenburg musste er Straßen ausbessern, Gehölzer an den Straßen pflegen und Schilder aufstellen. "Ständig fahren Autos an dir vorbei", sagt der 23-Jährige. "Diese sind mitunter rücksichtslos und beschimpfen dich sogar." So entschloss er sich, eine neue Arbeit zu suchen und fand diese beim Marktheidenfelder Sonnenschutzhersteller Warema. Angestellt wurde er bei der Zeitarbeitsfirma Timepartner in Marktheidenfeld, die ihn dorthin verlieh. Bei Warema fühlt er sich wohl. "Es macht mir Spaß zu sehen, was man gemacht hat."
Ähnlich erging es Thomas Holzinger aus dem Eußenheimer Gemeindeteil Hundsbach. Er hatte Schreiner gelernt. "Ich wollte aber mehr Abwechslung in meinem Arbeitsleben", sagt der 22-Jährige. Daher kam er auch über Timepartner zu Warema. Erst hatte er wie Marcel Grammlich in der Pulverbeschichtung gearbeitet, ist aber dann in die Reparatur gewechselt. "Da hat's mir noch besser gefallen."
53 Beschäftigte bei Warema festangestellt
Holzinger und Grammlich sind zwei von 53 Beschäftigte, die den Sprung von der Zeitarbeit in eine Festanstellung bei Warema geschafft haben. Bei einem Presstermin in der Niederlassung von Timepartner in Marktheidenfeld berichten sie von ihren Erfahrungen. Timepartner-Gebietsleiterin Tina Straub und ihre Mitarbeiterin Katharina Ascherl hatten dazu eingeladen. "Wir verlieren die beiden als Mitarbeiter", sagen sie. "Aber wir freuen uns, dass es für sie erfolgreich weitergeht." Und sie sehen die beiden auch als Werbung für ihr Unternehmen.
Was bedeutet das nun für Holzinger und Grammlich? Kriegen sie nun mehr Geld? Genau hätten sie dies noch nicht ausgerechnet. Bei Timepartner seien sie nach Stundenlohn bezahlt worden, dieser habe nach 16 Monaten Betriebszugehörigkeit 17,24 Euro betragen. Bei Warema gäbe es ein anderes Modell mit Schicht- und Erfolgszulagen. Daher gehen beide davon aus, dass der finanzielle Unterschied nicht groß sei. Der Urlaubsanspruch würde von 27 auf 30 Tage steigen. "Wir freuen uns auf einen sicheren Arbeitsplatz", sagen beide, auch wenn ihre Einstellung erst einmal auf ein Jahr befristet ist.
Timepartner wehrt sich gegen schlechten Ruf
Tina Straub wehrt sich gegen den schlechten Ruf, den die Zeitarbeit hat. Die Menschen würden ausgebeutet und schlecht bezahlt, würde sie oft hören. Aus ihrer Sicht sei dies ungerechtfertigt. Als Beispiel nennt sie den gesetzlichen Mindestlohn, der ab 1. Juli 2021 bei 9,60 Euro liegt. "Da liegen wir deutlich drüber. Eine ungelernte Kraft erhält bei uns mindestens 10,45 Euro Stundenlohn", sagt sie. Für Beschäftigte, die eine passende Ausbildung haben, gäbe es mehr. Dies sei Verhandlungssache.
Die Timepartner-Niederlassung in Marktheidenfeld hat nach Auskunft von Straub derzeit etwa 200 Beschäftigte – jeden Alters und Geschlechts. Sie gehört zu einem Netz von Filialen in ganz Deutschland. Der Bedarf nach Zeitarbeitskräften sei groß. "Viele Firmen schreien nach Hilfe", sagen Straub und Ascherl.
Daher machen die beiden Arbeitsuchenden Mut, sich bei ihnen zu melden. "Für jeden, der arbeiten möchte, finden wir was", meinen sie. Je nach Fähigkeiten. Ob Frau, ob Mann, es spiele keine Rolle, wie alt man ist. "Mit Mitte 50 gehört man noch nicht zum alten Eisen." Allerdings erlebt Straub, dass die Frage der Mobilität eine wichtige ist. Ohne Führerschein und Auto geht oft nichts in einem ländlichen Landkreis.