Raus in die Natur, wandern oder Rad fahren. Durch Corona bekamen diese klassischen Freizeitaktivitäten wieder Aufwind. Einfach sind sie zudem: Auf zu einem Wanderparkplatz, eine Route auf der dort aufgestellten Wanderkarte aussuchen und los; immer der jeweiligen Kennzeichnung hinterher. Wildsau, Fuchs, Schnepfe. Querstrich, Kreuz oder Punkt. "Doch wenn die Markierung an nur einer Kreuzung fehlt, stehen die Leute verloren im Wald", sagt der Mittsechziger Johannes Pfeifroth.
Damit das nicht passiert, dafür ist das Ehepaar aus Burgsinn seit vier Jahren ehrenamtlich unterwegs. Einmal im Jahr, im März meistens, bekommen sie ihre Aufträge vom Naturpark Spessart. "Jeder Wanderwegemarkierer hat feste Routen in seinem Gebiet, für die er zuständig ist", erklärt der Burgsinner. Die Wege laufe er gemeinsam mit seiner Frau ab.
Er markiert, sie kontrolliert
Die beiden ergänzen sich gut: Johannes hat eine gute Orientierung im Wald, seine Frau ist etwas unerfahrener. "Meist markiert er und ich kontrolliere hinterher, ob man es findet", sagt sie. In den Unterlagen enthalten ist auch ein Protokoll der Wege. Mit diesem werden die Strecken überprüft und eventuelle Schwachstellen eingetragen.
Die Strecken laufen die beiden ehrenamtlich und in ihrer Freizeit. Das könne jede Person machen, die gerne draußen unterwegs ist, meinen sie. Voraussetzung dafür sei ein Ein-Tages-Seminar. Dieses würde alle paar Jahre vom Naturpark Spessart in Partnerschaft mit dem Spessartbund veranstaltet. Für die Tätigkeit bekomme man dann auch eine Ehrenamtspauschale als Vergütung. "Deswegen machen wir es aber nicht", betont das Paar.
"Ein wenig Spaß am Wandern sollte man als Markierer aber schon haben", meint der Mittsechziger. Denn das Ganze gehe auch schonmal über einen gemütlichen Spaziergang hinaus. Er selbst läuft die Strecken nicht auf einmal, sondern in Etappen und nimmt auch gerne das Fahrrad. 280 Kilometer sind die zwei heuer im Dienste der Wanderlustigen unterwegs gewesen.
Kreative Freiheit bei der Gestaltung
Ausgerüstet sind sie dabei immer mit Hammer, Klebstoff, Geißfuß und den kleinen weißen Schildern. Auch Pfeilmarkierungen gehören dazu. Wo sie angebracht werden, sei Ermessenssache. Johannes Pfeifroth: "Wir haben nur wenige Vorgaben." Zum Beispiel, dass mehrere Markierungen auf einem einzigen Schild zusammengefasst werden sollen und dass man fremde Schilder nicht ohne Rücksprache entfernen darf. Dem Burgsinner gefällt außerdem, dass er eine gewisse kreative Freiheit bei der Gestaltung hat. Wenn er in seiner Freizeit nicht markiert, baut er gerne Schilder aus Holz für seine Routen.
Auch die Gartenschere gehört zum Equipment. Denn manchmal seien Markierungen von Ästen überdeckt. Wenn einmal etwas Größeres im Weg ist, dann wenden sie sich an den örtlichen Bauhof.
Der Weg endete mitten im Wald
Eher ungewöhnlich war der diesjährige Einsatz des Bauhofes Gräfendorf. Denn das Paar sollte eine komplett neue Route markieren. "Ich bekomme dann eine digitale Karte per Email zugeschickt", so Pfeifroth. Mit der läuft er los. Nur dass diesmal überhaupt kein Weg vorhanden war. "Ich habe den ersten Kilometer markiert und dann endete der Weg mitten im Wald." Doch auch dies sei keine unüberwindbare Hürde. In Absprache mit Auftraggebern, Bürgermeister und Bauhof wurde das fehlende Teilstück des Weges angelegt.
Wer der neuen Markierung "rotes X" ab Gräfendorf folgt, kommt nun in Burgsinn raus. Auf den acht Kilometern hat das Paar etwa 80 Schilder angebracht. In etwa 40 Stunden Arbeit, schätzen sie.
Sie freuen sich über ihre Aufgabe und wollen den Job möglichst lange machen. "Die meisten hören mit 80 auf", so Margit Pfeifroth. Und wenn keine jungen Leute nachkommen? Wenn niemand mehr markiere, so der Burgsinner, "dann gibt es eben irgendwann keine markierten Wanderwege mehr."