Der Brandschutz ist eine wichtige und auch teure Aufgabe der Kommunen und nicht zuletzt wegen des ehrenamtlichen Einsatzes von Freiwilligen – Idealisten zumeist – auch höchst sensibel. Den aktuellen Feuerwehrbedarfsplan für Gemünden und seine Stadtteile stellte Bürgermeister Jürgen Lippert dem Stadtrat in der vorigen Woche vor: Einige Politiker versuchten vor dem Hintergrund, dass nicht alles Wünschenswerte auch sofort finanzierbar ist, wortreich den Eindruck der Knauserigkeit oder Geringschätzung zu vermeiden.
Transporter für Adelsberg und Wernfeld
Der Feuerwehrbedarfsplan gibt unter anderem einen Ausblick auf die in den kommenden zehn Jahren aus fachlicher Sicht gebotenen größeren Anschaffungen. Eine Grundsatz- und Detaildiskussion vermied Bürgermeister Jürgen Lippert, indem er sogleich ankündigte, die gewünschten Investitionen in die Haushaltsberatungen des Stadtrats einzubringen. Dort werde dann ausführlich über den Brandschutz geredet. Vorab allerdings holte er sich die einhellige Zustimmung des Gremiums, im Haushaltsjahr 2017 auf jeden Fall zwei gebrauchte Mannschaftstransportfahrzeuge für die Feuerwehren Adelsberg und Wernfeld zu finanzieren.
Erarbeitet hat den Feuerwehrbedarfsplan eine Arbeitsgruppe der Feuerwehr zusammen mit den Kommandanten und ihren Stellvertretern aller Stadtteilwehren unter Federführung des Gemündener Kommandanten Heiko Betz. Er, sein Stellvertreter Timo Binder, Kreisbrandinspektor Florian List und Kreisbrandrat Peter Schmidt wohnten der Stadtratssitzung bei.
Kommandanten über 450 Stunden am Werk
168 Seiten umfasst das Werk, das detailliert unter anderem die Einsatzgebiete, Gefährdungslagen, Entfernungen, Notfallpläne, Einsatzstärken zu verschiedenen Tageszeiten und die Ausrüstung beschreibt. Wäre die Erarbeitung dieser Aufstellung an ein Fachbüro vergeben worden, hätte dies bis zu 15 000 Euro gekostet, sagte der Bürgermeister und dankte den Blauröcken unter Beifall für die Fleißarbeit, für sie nach eigenen Angaben weit über 450 Stunden unentgeltlich aufgewendet haben.
Bei den Fahrzeugen für Adelsberg und Wernfeld handelt es sich um vergleichsweise geringe Ausgaben. Der Adelsberger Feuerwehrverein hat den Mannschaftstransporter vor zwei Jahren aus eigenen Mitteln gebraucht gekauft und nun lediglich beantragt, dass die Stadt den jährlichen Unterhalt von etwa 1200 Euro übernehmen möge. Da auch Wernfeld ein solches Fahrzeug benötige und dies unstrittig die Aufgabe der Stadt sei, sollte aus Gründen der Gleichbehandlung dem Adelsberger Verein die Anschaffung und Ausstattung (etwa 6000 Euro) erstattet werden, schlug Jürgen Lippert vor. Der Beschluss des Stadtrats erfolgte einstimmig.
Für Wernfeld wird nun ein ähnlich günstiger Transporter gesucht. Der Neupreis läge bei 40 000 Euro. Möglicherweise bekommt die Wernfelder Wehr das Altfahrzeug von den Kameraden in Gemünden, das eigentlich für Schaippach vorgesehen war.
Hohe Ausgaben
Hohe Ausgaben und das umgehend gibt der Bedarfsplan für Massenbuch und Seifriedsburg vor. Aufgrund der langen Anfahrtswege besser ausgerüsteter Feuerwehren (Gemünden, Hammelburg) müssten hier Löschgruppenfahrzeuge LF 10 stationiert werden. Es sind die kleinsten Löschgruppenfahrzeuge mit neun Mann Besatzung, 1200 Liter Wasser und diversen Geräten; Neupreis jeweils etwa 280 000 Euro. Hierzu merkte Bürgermeister Lippert an, dass derzeit Massenbuch etwa die erforderliche Besatzung nicht habe. Somit ist für die angekündigte Stadtratssitzung Diskussionsstoff gegeben.
Weitere hohe Kosten stehen an für eine Schlauchpflegeeinrichtung (etwa 50 000 Euro Eigenmittel) und für einen neuen Einsatzleitwagen in Gemünden (neu etwa 120 000 Euro Eigenmittel). Für 2023 und 2024 sieht der Bedarfsplan den Ersatz zweier großer Fahrzeuge der Stützpunktwehr vor (LF20/20 und TLF 4000), die neu für jeweils über 200 000 Euro (Eigenmittel) zu haben sind.
Telefon und Internet für sieben Einsätze im Jahr?
Kleinere Investitionen sprach das Ratsmitglied Werner Herrbach an: „Mir liegt am Herzen die Installation von Telefon- und Internetanschlüssen, die in manchen Feuerwehrgerätehäusern fehlen.“ Dagegen wandte Jürgen Lippert ein, bei beispielsweise durchschnittlich nur sieben Einsätzen im Jahr könne der Kommandant einer Stadtteilwehr seinen Einsatzbericht wie bisher auch weiterhin daheim per Internet weiterleiten. Desgleichen genüge statt eines Festnetztelefons die Verwendung eines Smartphons, es sei vielleicht sogar besser.
Sicherlich, so der Bürgermeister weiter, sei nach dem Feuerwehrgesetz ein EDV-Arbeitsplatz in Gerätehäusern vorgeschrieben. Das sehe er zum Beispiel für Gemünden mit 150 bis 175 Einsätzen im Jahr ein, aber doch nicht für ein kleines Stadtteilgerätehaus, das dafür weder Platz noch im Winter eine Heizung habe. Lipperts Stellvertreter Herrbach beharrte: Es gehe nicht nur um Einsatzberichte, sondern beispielsweise bei Hochwasserlagen auch um die Abfrage der Pegelstände per Internet: „Gerade bei der Hochwasserbekämpfung sollte man mal etwas investieren.“
Diskussionen zu erwarten
Ratsmitglied Günther Felbinger reichte die Frage an Kommandant Heiko Betz weiter. Der schilderte, seine Berichte im Gemündener Gerätehaus zu schreiben, außer – wegen der Kälte – im Winter. Das Abschicken via Internet aber nehme er stets im Gerätehaus vor. Ein Smartphone sei für diese Arbeit nicht zu verwenden. Damit galt, was Bürgermeister Lippert zuvor schon festgestellt hatte: „Da ist noch Gesprächsbedarf.“