Seit mehr als einem halben Jahrhundert steht er schon im Dienst der Lindig-Pfarrei St. Pius: Otmar Krämer, der am vergangenen Samstag vor 80 Jahren in der Vorstadtstraße in Lohr das Licht der Welt erblickte. Der Rexroth-Maschinenbau-Ingenieur ist ein echter Mopper und eine große Stütze für die katholische Siedlungsgemeinde.
Otmar Krämer wirkte und wirkt als Mitglied und langjähriger Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, als Leiter der Seniorengemeinschaft St. Pius, als Organisator der Pfarrbriefausträger und der Caritas-Sammelbrief-Verteiler und seit über 18 Jahren im Seniorenteam bei der Kirchenreinigung. Denn er hatte seiner Schwester Hiltrud versprochen: "Wenn ich mal in Rente bin, helf' ich beim Kirchen-Putzen." Im Ruhestand ist er zwar erst seit 2004, aber den zusätzlichen Kirchendienst nahm er schon 2002 mit dem Beginn der Altersteilzeit auf.
1967 begann die Pfarreihilfe, als der erste Siedlungspfarrer Karl Boyer Otmar Krämer und dessen aus Schlesien stammende Frau Waltraud Weinert traute und den Bräutigam gleich für die Arbeit im Kirchenrat rekrutierte. Später fungierte Krämer im Pfarrgemeinderat, davon zwei Jahrzehnte als Schriftführer und seit langer Zeit als Vorsitzender. Weil sich kein Nachfolger finden ließ, verlängerte Krämer ein letztes Mal bis zu den Neuwahlen 2022. "Da ist Schluss", versicherte der Vorsitzende. Weitermachen will er aber als Vorsitzender der Seniorengemeinschaft, deren Leitung er 2017 vom verstorbenen Stadtrat Ernst Goldbach übernahm. Hier fühlt sich Krämer in seinem mit fünf tüchtigen Helferpaaren bestückten Lenkungsteam besonders wohl. Wegen der Pandemie kann sich die aus über 40 Senioren bestehende Gruppe zwar derzeit nicht zum Kaffeetrinken und zu Vorträgen treffen. "Aber das wird weitergeführt, das ist eine unserer lebendigsten Gemeinschaften", betont Krämer. Derzeit ruht die Arbeit, nachdem 2020 schon der Seniorentag abgesagt werden musste.
"Alles hat seine Zeit"
Wieder aufnehmen und fortführen möchte Krämer nach der Coronazeit auch den seit rund einem Jahrzehnt bestehenden Krankenhausbesuchsdienst, der durch die Pandemie ganz zum Erliegen kam. Diese erfolgreiche Arbeit der Pfarrei war zuletzt schon beeinträchtigt durch den Datenschutz, weil auf den Patientenlisten die Straßennamen nicht mehr aufgeführt werden.
"Alles hat seine Zeit und alles hat nachgelassen", erinnert der umtriebige und ebenso besonnene wie bescheidene Pfarreihelfer an die von vielen aktiven Mitstreitern gestemmten großen Pfarr- und Kindergartenfeste. Mit weit weniger Aufwand wird heuer das Patrozinium und Pfarrfest im Pfarrheim und auf dessen Vorplatz gefeiert.
Otmar Krämer selbst musste coronabedingt unter anderem auf die Besuche in Heckenwirtschaften verzichten, vom Fahrrad und Fitnessstudio auf den Heimtrainer umsteigen. Reisen und jetzt auch die Geburtstagsfeier musste er verschieben. Aber ihm geht es gut, und auch auf seine Ausflüge mit dem Motorrad braucht er nicht ganz zu verzichten.
Entwicklungsleiter für Standardzylinder
Aufgewachsen ist er am oberen Rand der Siedlung, als nördlich der Bahnlinie erst wenige Häuser standen, im Luitpoldheim. Als die Franziskushöhe noch Lungenheilstätte für Männer war, arbeitete sein Vater dort als Gärtnermeister.
Sohn Otmar verließ das Lohrer Gymnasium, um im Eisenwerk Rexroth 1960 eine verkürzte Maschinenschlosserlehre zu beginnen. Anschließend studierte er am staatlichen Polytechnikum Coburg, der heutigen Fachhochschule. 1967 kehrte der junge Maschinenbauingenieur zu Rexroth zurück. Er arbeitete als Konstrukteur und zuletzt als Entwicklungsleiter für Standardzylinder.
Ostern 1973 zog er mit seiner Frau ins eigene Haus an der Bergstraße und setzte sich immer für die Kirche, die Siedlung und deren Menschen ein. Die Zahl der Gottesdienstbesucher nimmt auch in St. Pius ab. Stolz ist Otmar Krämer aber darauf, dass seit etlichen Jahren samstags immer um 17.30 Uhr ein Gottesdienst gehalten wird und zahlreiche Gläubige aus anderen Stadtteilen kommen.