Seit Wochen brodelt die Gerüchteküche um Udo Lermann in Marktheidenfeld. Das Kaufhaus werde komplett geschlossen. Das Kaufhaus werde um einen Stock nach oben erweitert. Mehrere Stockwerke des Kaufhauses werden zu Wohnungen umgebaut. Es gab kaum ein Szenario, das nicht auf der Straße und den Stammtischen „aus sicherer Quelle“ aufgebracht wurde.
Angebot wirtschaftlich überdacht
„Alles Unsinn“, sagt Geschäftsführer Ralf Winkelmann. Zumindest fast alles. Was stimme sei, dass die oberen beiden Stockwerke geräumt werden und zum größten Teil schon leer sind. „Wir trennen uns von Bereichen, die uns keinen Spaß machen“, erklärt Winkelmann. Lampen, Leuchten, Küchen, Haushalt und Porzellan – das alles habe sich schon seit längerem für das Unternehmen nicht mehr gelohnt. Der Wettbewerb für Mischkaufhäuser in den Städten wie Udo Lermann in Marktheidenfeld hätte sich in den vergangenen zehn Jahren sehr verändert, dazu noch der überregionale Onlinehandel – das alles habe dazu beigetragen, das Angebot wirtschaftlich zu überdenken.
Konzentration auf lohnende Bereiche
Mitte vergangenen Jahres hat man dann die Entscheidung getroffen, sich von diesen Abteilungen zu trennen, so Winkelmann. Das beträfe auch nur das Kaufhaus in Marktheidenfeld. „Wir wollen uns auf das konzentrieren, was uns ernährt“, sagt der Geschäftsführer, beispielsweise der Verkauf von Geschenkartikeln, Lederwaren und Spielwaren. Auch die Elektromärkte laufen gut, im Bereich Fahrrad habe man den Umsatz insgesamt versechsfacht, am Standort immerhin Marktheidenfeld verdreifacht.
Keine Pläne für die leeren Stockwerke
Die beiden leeren Stockwerke werden erst einmal leer bleiben, so Winkelmann. „Das ganze Areal gehört uns, wir haben da keinen Druck“, erklärt er. Man wolle in Ruhe eine Strategie für eine Nutzung überlegen. Ideen gäbe es genug, aber keine davon ist schon konkret. Es gäbe natürlich längerfristige Pläne, aber genauer würde man immer von Jahr zu Jahr planen. Was nächstes Jahr passieren wird, könne er selbst jetzt noch nicht sagen.
Wohnungen seien nie geplant gewesen
Der Geschäftsführer kann aber schon sagen, was dort nicht passieren wird: Wohnungen. „Es gibt keinen Architektenplan und niemanden der vorhat, in die beiden Stockwerke Wohnungen zu bauen“, kommentiert er ein hartnäckiges Gerücht der vergangenen Wochen. „Es gab auch niemals Gedanken oder gar Gespräche in irgendeiner Form darüber“, sagt er kopfschüttelnd. Das sei baulich auch kaum machbar. Dass spekuliert werde, könne der 63-Jährige noch irgendwie verstehen, „aber solche Ideen sind doch eher aus dem Bereich der Fabeln“.
Etwa zehn Mitarbeiter weniger
Entlassen wurde wegen der Reduzierung der Geschäftsfläche in der Marktheidenfelder Innenstadt niemand. Die Mitarbeiter wurden vor mehreren Monaten darüber informiert, sagt Winkelmann. Manche seien in anderen Abteilungen gewechselt, manche seien in Ruhestand gegangen, mit anderen sei eine Vereinbarung für eine gütliche Trennung gefunden worden, so der Geschäftsführer. Der Betriebsrat sei informiert und teilweise eingebunden gewesen. Etwa zehn Mitarbeiter weniger würde es nach der Reduzierung unter dem Strich geben.
Erweiterung der Geschäftsführung
In der Führungsetage werde sich aber etwas ändern, wie Ralf Winkelmann sagt. Im Bereich Elektrotechnik wird nun Klaus Reinfurt als Geschäftsführer mitwirken, zwei weitere Geschäftsführer sollen noch zum Unternehmen stoßen und Winkelmann unterstützen – und ihn eventuell irgendwann einmal beerben. Ans Aufhören denkt der 63-Jährige aber noch nicht. „Ich habe Spaß an der Arbeit“, sagt er, „und so lange das so bleibt und die Inhaber Vertrauen in mich haben, arbeite ich weiter.“