Zum Ende der Bürgerversammlung am Dienstag kam plötzlich ein Mann auf Bürgermeister Thorsten Schwab zu, nahm ihm das Mikrofon aus der Hand und wollte einen Speicherstick in Schwabs Notebook stecken. Nach einem kurzen Schreckmoment nahm Schwab das Mikrofon wieder an sich und verwies auf sein Hausrecht. Nach kurzem Tumult im Ankersaal, stellte sich der Herr als Michael Pfister vor und Schwab klärte die Situation auf.
Pfister wollte vor einiger Zeit ein Grundstück von einer Privatperson kaufen. Bauen wollte er darauf aber nicht. Da es in Hafenlohr aber viele Bauplätze gibt, die in privater Hand sind und nicht bebaut werden, gleichzeitig aber auch viele Bauplätze gesucht werden, wurde in einer nichtöffentlichen Sitzung im April 2023 einstimmig ein Grundsatzbeschluss gefasst, der später auch öffentlich gemacht wurde: Die Gemeinde Hafenlohr wird künftig grundsätzlich bei allen Grundstücksverkäufen von baureifen Grundstücken auf ein Baugebot von drei Jahren für den neuen Eigentümer bestehen. Falls dies vom neuen Eigentümer nicht ermöglicht wird, wird die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht ausüben.
Pfister konnte das Grundstück also nicht kaufen, stattdessen aber die Gemeinde. Eine Klage Pfisters vor dem Verwaltungsgericht wurde abgewiesen. Das wollte dieser wohl in der Bürgerversammlung mitteilen. Einige Bürger meinten darauf hin: "Vielleicht interessiert das aber niemanden"? Andere verließen sogar die Versammlung. Daraufhin lenkte Pfister ein und bot an, sein Anliegen Interessierten persönlich zu erklären und ging auf seinen Platz zurück.
Schwab stellt den aktuellen Haushalt vor
Zuvor hatte Schwab den 66 anwesenden Bürgerinnen und Bürgern mit Hilfe einer rund 60-seitigen Präsentation vorgestellt, was in Hafenlohr so los ist. Seit der letzten Bürgerversammlung im Juli 2023 gab es unter anderen 14 Gemeinderatssitzungen, neun Gemeinderatssitzungen und fünf VG-Vollversammlungen. Er stellte die großen und kleinen Zahlen des aktuellen Haushaltes vor. Hierzu teilte er beispielsweise mit, dass die gestiegenen Personalkosten nicht daran liegen, dass es mehr Personal gibt, sondern an den Lohnsteigerungen.
Zum Baugebiet "Schleifrain" in Windheim erklärte er, dass es mit dem Wasserrecht und der Naturschutzbehörde nicht einfach ist, man aber am Ende ein genehmigtes Baugebiet in der Schublade haben möchte, auch wenn die Umsetzung noch etwas dauert. Erfreut teilte er mit, dass die Kirchturmuhr wieder funktioniert: "Es war ja lange zehn nach elf bei uns". Außerdem stellte er kurz die Heimat-Info-App vor.
Er zeigte Bilder vom Kindergartenpark, der gerade mit neuen Spielgeräten ausgestattet wird und von den Objekten aus dem Regionalbudget. Bilder gab es auch von der Baustelle an der Umgehung, wo aktuell die Bohrpfähle eingeschlagen sind. Ausführlich erklärte er hierzu die Kostenaufteilung zwischen Freistaat und Gemeinde sowie die Vertragsbedingungen. Weiter teilte er mit, dass das einzelne freistehende Haus, das sich im Kreuzungsbereich befindet von der Gemeinde gekauft wurde und abgerissen wird.
Nachdem sich der nach Ende der Präsentation eingesetzte Tumult wieder gelegt hatte, beantwortete Schwab noch die Fragen der Bürger, die unter anderen schmale Schotterwege und schadhafte Gehwege bemängelten. Schwab versprach sich das nochmal anzuschauen. Die Frage eines Bürgers, wie denn der Bach künftig in den Main geleitet wird, beantwortete er: "Wie jetzt auch. Wir werden den Bachlauf nicht hochwasserfrei bekommen". Damit endete die Bürgerversammlung nach gut zwei Stunden.