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LOHR
Tüftler aus Lohr baut starke Kräne
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 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:43 Uhr

Geboren wurde er 1977 in Würzburg, aufgewachsen ist er in Lohr. Am Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium legte er 1996 sein Abitur ab: Sebastian Brzoska. „Als ich mich gegen Schulende für einen Beruf entscheiden musste, habe ich mir – ehrlich gesagt – so gut wie keine Gedanken darüber gemacht. Wir bekamen einen Katalog mit Studienfächern in die Hand gedrückt; ihn habe ich durchgeblättert, ohne genauer darin zu lesen.“

Angehalten habe er dann bei einer Seite, auf der als sinnvolle Voraussetzung Mathe und Physik aufgeführt waren. Sein Vater Uwe, niedergelassener Arzt in Lohr, hatte ihm zuvor zum Bio-Leistungskurs geraten. „Mit Medizin hatte ich überhaupt nichts am Hut und der Kurs kam aufgrund zu geringer Teilnehmerzahl gar nicht zustande.“ Sebastian Brzoska lacht.

Erst mal Bauingenieur

In die Fußstapfen seiner Mutter Stefanie Brzoska-Strasser, Lehrerin an der Realschule Lohr, habe er auch nicht treten wollen. Der 19-Jährige schrieb sich an der Uni Stuttgart für ein Bauingenieur-Studium ein. „Das entsprach am ehesten meiner Begabung.“ Seine erste vierjährige Berufsstation nach dem Studium war in einem Ingenieurbüro in Stuttgart. Dort arbeitete am Parkhaus über die A 8 am Flughafen mit, danach unter anderem am Porsche-Museum in Zuffenhausen.

Während einer Zwischenstation bei einem Stuttgarter Ingenieur-Dienstleister gewann er Einblicke in fachfremde Firmen wie Porsche. Als das mittelständische Familienunternehmen Liebherr (einer der größten Baumaschinenhersteller der Welt mit über 130 Gesellschaften in mehr als 50 Ländern auf allen Kontinenten; Anm. d. Red.) 2009 einen Berechnungsingenieur suchte, bewarb er sich. Das Profil passte genau zu seinen Fähigkeiten und Erfahrungen. Er wurde sofort genommen.

Mehr als 100 Tonnen

In dem 3400 Mitarbeiter zählenden Werk in Ehingen werden Raupen- und Mobilkräne produziert. Letztere sind Straßenfahrzeuge auf bis zu neun Achsen, die mit ihren Teleskopauslegern auch in unwegsamem Gelände fahren können. Per Teleskop heben sie Lasten von über 100 Tonnen.

Ihre Neuentwicklung und Berechnung am PC ist Brzoskas Tagesgeschäft. Aus seinem Bürofenster kann er die Fertigung in den benachbarten Produktionshallen sehen. Der heute 41-Jährige ist verantwortlich dafür, dass die Kräne der enormen Belastung und auftretenden Beanspruchungen auf der Baustelle standhalten. „Bei jedem neuen Modell ist es immer wieder die Kunst, dass der Kran stark genug ist, um großes Gewicht heben zu können. Dabei muss die Konstruktion aus dünnen Blechen trotzdem leicht genug bleiben, um die Achslastvorschrift auf der Straße einzuhalten.“

Patent in den USA

Im März 2014 erhielt Sebastian Brzoska für seinen Teleskopausleger und Kran das Patent vom Patent- und Markenamt der USA (SPPTO). Ebenso patentiert sind Details zu einem von ihm entworfenen neuen Krantyp. Der Tüftler und Erfinder aus Lohr sagt dazu nur: „Das sind doch unspektakuläre Dinge; mit ihnen machen wir es der Konkurrenz halt schwerer.“

Zusätzlich zum normalen Projektgeschäft ist Brzoska Gruppenleiter und innerhalb seines Teams verantwortlich für personelle Angelegenheiten. Neben persönlicher Wissensvermittlung entscheidet er mit seinem Abteilungsleiter über die Einstellung neuer Mitarbeiter. Eine jüngste Erfolgsmeldung traf dieser Tage aus dem Liebherr-Standort Hongkong/Asien ein: Die Set Win Group erweiterte ihren Bestand um das Liebherr-Flaggschiff LTM 1450-8.1. „Die Konstruktion und Tragleistung des 450-Tonners mit 85 Meter langem Teleskopausleger übertrifft alle unsere Erwartungen“, kommentierte Geschäftsführer Alan Kan. Das System des Achtachsers eröffne völlig neue Einsatzmöglichkeiten an Hochhäusern in Hongkong. An der Konstruktion etlicher Bauteile war Brzoska beteiligt.

Asien per Rucksack

Der „private“ Sebastian Brzoska lebt in Ehingen, „inzwischen bewusst und sehr gerne ohne Auto“. Er ist leidenschaftlicher Borussia Dortmund-Fan, fährt Ski und spielt mit Begeisterung Tennis. Städtereisen in Deutschland und Europa gehören so regelmäßig zu seinem Leben wie Fernreisen. Bevorzugtes Ziel: Asien per Rucksack.

Aufgereiht: Aus seinem Bürofenster im Liebherr-Werk Ehingen kann Sebastian Brzoska die fertigen Mobilkräne sehen, die er am PC entwickelt und berechnet. Repro: Main-Post
| Aufgereiht: Aus seinem Bürofenster im Liebherr-Werk Ehingen kann Sebastian Brzoska die fertigen Mobilkräne sehen, die er am PC entwickelt und berechnet. Repro: Main-Post
 
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