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Lohr
Sportplatz des TSV Lohr ist jetzt Auto-Abstellfläche: Was dahinter steckt
Seit wenigen Tagen steht auf dem Ausweichplatz der TSV-Fußballer an der Jahnstraße eine größere Zahl an Neuwagen. Hintergrund ist der sich offenbar rasant auflösende Lieferengpass in der Autoindustrie.
Foto: Johannes Ungemach | Seit wenigen Tagen steht auf dem Ausweichplatz der TSV-Fußballer an der Jahnstraße eine größere Zahl an Neuwagen. Hintergrund ist der sich offenbar rasant auflösende Lieferengpass in der Autoindustrie.
Bearbeitet von Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:44 Uhr

Nanu, ist der TSV Lohr unter die Autohändler gegangen? Diese Frage könnte sich so mancher stellen, der derzeit den Ausweichplatz der TSV-Fußballer an der Jahnstraße passiert. Dort steht seit wenigen Tagen eine größere Anzahl an Neuwagen in Reih und Glied. Doch hinter dem Anblick verbirgt sich nicht etwa eine Geschäftsidee des Vereins, sondern vielmehr die Platznot eines Lohrer Autohauses.

"Nein, wir sind nicht unter die Autoschieber gegangen", lacht Carmen Burk bei der Frage nach dem Hintergrund der ungewöhnlichen Sportplatznutzung. Und leider, so die Vorsitzende des TSV Lohr, sei der Verein auch nicht unverhofft in die glückliche Lage geraten, all seinen Ehrenamtlichen einen Dienstwagen zur Verfügung stellen zu können. Stattdessen, so Burk, handle es sich um ein Entgegenkommen gegenüber einem langjährigen Sponsor des Vereins, dem Autohaus Grampp.

Dieses habe angefragt, ob es den Platz vorübergehend als Abstellplatz für Autos nutzen könne, schildert Burk. Aus Sicht der Fußballabteilung sei dies kein Problem gewesen. Schließlich werde der Hartplatz in den Sommermonaten kaum genutzt. Zum einen sei gerade Sommerpause, zum anderen finde der Trainingsbetrieb derzeit auf dem Rasenplatz statt.

Autoindustrie liefert derzeit geballt aus

Auf dem Hartplatz hingegen stehen seit einigen Tagen Autos der Marke VW. Wie Peter Grampp, Inhaber und Geschäftsführer des gleichnamigen Lohrer Autohauses erklärt, hat der Betrieb kurzfristig zusätzliche Abstellflächen benötigt. Grund: Die Autoindustrie liefere aktuell geballt die Fahrzeuge aus, auf die Händler und Kunden zuvor oft monatelang gewartet hatten. Als Grund der plötzlichen Fahrzeugschwemme nennt Grampp, dass die Autoindustrie aufgrund eines Nachfrageeinbruchs nicht zuletzt bei elektrischen Autos derzeit den Stau abbauen könne, der zuvor durch Lieferengpässe beispielsweise bei Chip-Herstellern aufgelaufen war. "Das löst sich jetzt alles auf", so Grampp über die Lieferengpässe, die bis vor Kurzem beim Kauf eines Neuwagens noch Wartezeiten von teils mehr als einem Jahr mit sich brachten.

Sein Autohaus stelle die Entwicklung vor das Problem, dass die Speditionen fortlaufend und ohne eine Möglichkeit der Einflussnahme Autos anlieferten. Diese Autos müssten irgendwo abgestellt werden, so Grampp. Es handle sich durchweg um bereits verkaufte Fahrzeuge. Die, die auf dem TSV-Sportplatz stehen, seien beispielsweise für einen Flottenkunden aus Wuppertal bestimmt, der mehrere hundert Fahrzeuge bestellt habe. Die Nummernschilder sind bereits montiert. Die Fahrzeuge müssten, so erklärt Grampp, vor Auslieferung an den Kunden zunächst jedoch noch für die abschließende Prüfung die Werkstatt und Aufbereitung durchlaufen. Er hoffe, dass der TSV-Parkplatz als Zwischenlager ausreiche, um als Puffer zwischen Anlieferung und Auslieferung zu dienen.

Seit Jahren auf Flächensuche

Schon seit Jahren ist das Autohaus Grampp nach Aussage seines Inhabers händeringend auf Flächensuche für das Abstellen von Fahrzeugen. Etliche Grundstücke habe man bereits angemietet, in Lohr ebenso wie beispielsweise in Karlstadt. Allein in Lohr seien so rund 300 Fahrzeuge geparkt, schätzt Grampp. Der Unternehmer hatte sich vor einigen Jahren auch um die letzte große freie Gewerbefläche im Industriegebiet Süd an der Bürgermeister-Dr.-Nebel-Straße beworben. Doch die Stadt vergab das Areal 2019 schließlich an die Firma Sorg.

Der Lohrer Glasofenbauer hatte die Stadträte damals mit der Ankündigung überzeugt, auf dem Areal die Fertigung und Montage von Ausrüstungen, ein Logistikzentrum, ein Schulungszentrum für Kundinnen und Kunden und eine Stätte für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern anzusiedeln. Doch bis heute hat es auf dem rund 18.000 Quadratmeter großen Areal keine Bautätigkeit gegeben. Grampp verhehlt nicht, dass dies für ihn als nicht zum Zug gekommenen Bewerber "schon ein bisschen frustrierend" sei.

Der nun zur Abstellfläche umfunktionierte TSV-Sportplatz an der Jahnstraße wird indes keine Dauerlösung sein, sondern, wie Grampp sagt, eine "Hilfskrücke" bleiben. Denn spätestens im Herbst, wenn die Flutlicht- und Schlechtwetterzeit beginnt, werden die Fußballer des TSV den Hartplatz wieder fürs Training benötigen.

 
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