Freudige Nachrichten aus dem Karlstadter Rathaus: Diesen Sommer wird's Kultur geben. Von 20. bis 22. August treten zur 30. Auflage von "Musik in historischen Häusern und Höfen" mit der Norwegerin Rebekka Bakken und Jeff Cascaro internationale Acts auf dem Kirchplatz auf. Am Sonntag spielt die Würzburger Band Markus Rill & The Troublemakers.
"Eigentlich gibt's zwei Dinge, die dagegensprechen", sagt Uli Heck, geschäftsführender Beamter der Stadt. "Die unsichere Entwicklung der Pandemie und der langfristige Ausfall unserer Kulturabteilungsleiterin." Kornelia Winkler fehlt nach einem Unfall schon seit knapp zwei Monaten. Wann sie an den Arbeitsplatz zurückkehren wird, ist ungewiss.
Finanziell wird's schwierig, aber machbar
Trotzdem waren sich Heck und die zwei verbleibenden Frauen der Kulturabteilung – Petra Simon und Laura Körber – einig, dass "die Bürger nach Kultur lechzen" und die Stadt ihnen diese bieten will. Die ursprünglich für 2020 geplante Jubiläumsauflage von "Musik in", wie die Reihe im Rathaus-Jargon genannt wird, soll heuer endlich stattfinden – mit der ursprünglich vorgesehenen Künstlerbesetzung.
Die derzeitigen Inzidenzzahlen von unter zehn im Landkreis Main-Spessart sowie die geltenden Regelungen, die bis zu 500 Besucher unter freiem Himmel zulassen, ermöglichen eine "optimistische Planung", so Heck. Zudem hat der Bund ein Förderprogramm aufgelegt, das Kommunen einen finanziellen Zuschuss für Corona-bedingt verschobene Veranstaltungen in Aussicht stellt. "Wir haben uns dort registriert; ob wir da einen Zuschuss erhalten und wie hoch der ist, das erfahren wir erst hinterher", sagt Petra Simon.
Bürgermeister Michael Hombach unterstützt die Kulturpläne, obwohl das Ganze voraussichtlich ein Zuschussgeschäft wird. "Wir haben ursprünglich mit 800 Zuschauern geplant, nun sind 500 zugelassen, aber mit Einhaltung der Abstands- und Sicherheitsregeln am Kirchplatz wohl nur etwa 250 möglich", sagt Petra Simon. Es liegt auf der Hand, dass damit nicht die ursprünglich erhofften Einnahmen erzielt werden. Die Eintrittspreise pro Abend werden bei 20 bis 30 Euro liegen. "Kultur ist eine freiwillige Leistung der Stadt; wir mussten uns in die Zahlen einarbeiten und sehen, ob die Stadt sich das leisten kann", sagt Petra Simon. Das Ergebnis: Die Stadt kann und will.
Eine Gesangssensation aus Norwegen
Andere Veranstaltungsorte seien erwogen, aber verworfen worden. "Wir müssen das Gelände absperren können, aber es müssen auch Fluchtwege möglich sein", erklärt Heck. Am Marktplatz beispielsweise sei das nicht machbar. Die Stadt wolle das Infektionsschutzgesetz "vorbildlich umsetzen", so Heck. Karten müssen vorher reserviert werden, die Kontaktdaten der Besucher werden erfasst. "Es wird also schwierig, die Karten zu verschenken", sagt Laura Körber. Anfang Juli soll der Kartenvorverkauf beginnen. Auf der Webseite der Stadt werden die Auflagen und Modalitäten genauer erklärt.
Simon, Körber und Heck sind sich sicher, dass sich der Aufwand für die Konzertbesucher lohnen wird. Sie schwärmen besonders von der norwegischen Sängerin Rebekka Bakken, die mit ihrer Drei-Oktaven-Stimme "eine echte Gesangssensation" sei und beispielsweise Stücke von Tom Waits in ein ganz neues Licht zu tauchen versteht. Sänger und Trompeter Jeff Cascaro unterrichtet als Professor Jazzgesang und hat bereits mit den Fantastischen Vier, Götz Alsmann, Klaus Doldinger gearbeitet. Mit einer erstklassigen Band wird er sich Soul- und Jazzperlen widmen. Eigene Rock- und Roots-Songs spielen Markus Rill & The Troublemakers.
Bei einem mit weniger als einer Woche Vorlauf angesetzten Klavierkonzert mit Jeong Hwan Jeong und Nina Scheidmantel im Rathaussaal im Mai sei der Zuspruch gut und die Lust der Karschter auf Kultur groß gewesen. Schon am 11. Juli gibt's wieder Kultur für die Ausgehungerten. Der "Blaue Eumel", ein Kultur-Lkw mit ausklappbarer Bühne, kommt um 11 Uhr vormittags auf den Kirchplatz. Normalerweise sind diese "Popup-Konzerte" spontan, kostenlos und frei zugänglich, es kann um Jazz, Klassik oder Theater gehen. Diesmal ist eine Anmeldung über die Webseite des Würzburger Mozartfests nötig – der Eintritt bleibt frei.