„Der Haushalt ist in Ordnung, ich werde mich nur grundsätzlich äußern“, eröffnete Walter Höfling als CSU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag die Haushaltsreden der Fraktionen. Er stellte neben der zweithöchsten Umlagekraft in der Geschichte des Kreises und dem gesenkten Kreisumlagehebesatz die 3,2 Millionen Euro Verlustabdeckung für den Eigenbetrieb an den Anfang. Das belaste den Kreishaushalt massiv, hier seien schmerzliche Entscheidungen unumgänglich. Ein trauriges Kapitel sei das medizinische Versorgungszentrum, das nun mit Verlusten von über einer Million Euro abgewickelt wird.
„Die gute Umlagekraft sollte uns nicht zu Übermut verführen“, mahnte Heinz Nätscher für die Freien Wähler. „Leben und leben lassen“, sagte er zur Senkung des Hebesatzes.
Unterfinanzierung der Kliniken
Bei der um 45 000 Euro steigenden Jugendsozialarbeit an Schulen stelle sich die Frage, ob das nicht Sache des Freistaates Bayern sei. Beim Klinikum sei der Hauptgrund für die Defizite die dramatische Unterfinanzierung von Klinken der Grund- und Regelversorgung durch die Krankenkassen. Jedes zweite derartige Haus in Bayern schreibe rote Zahlen. Der aufgestockte Bauunterhalt der Kreisstraßen sei eine Stärkung der Infrastruktur.
Wer über 5935 Einwohner weniger als 2002 klage und auf die demographische Entwicklung verweise, jammere auf hohem Niveau, erklärte Franz Wolf als Vorsitzender der SPD-Fraktion. 2013 habe der Landkreis nämlich 3707 Einwohner mehr gehabt als 1972. Bei den Finanzen sei es fraglich, die Investitionen in die Schulen über Kredite zu finanzieren. Seine Fraktion stimme „im Sinne der Gemeinden, aber zähneknirschend“ zu. In Gemünden seien langfristig keine zwei Realschulen und Gymnasien nötig. Insgesamt müssten Schulgebäude künftig flexibel nutzbar sein und bei der nötigen Weiterentwicklung sei mit Überraschungen seitens der Staatsregierung zu rechnen.
Gemeindefreundlicher Landkreis
„Wir sind ein gemeindefreundlicher Landkreis“, stellte Gerhard Kraft in Sachen Kreisumlage für Bündnis 90/Die Grünen fest. Leider führten die Investitionen zu höheren Schulden, der Kreis komme seinen Leistungsgrenzen immer näher. Doch sei alles Vorgesehene unaufschiebbar – außer so mancher Kilometer Kreisstraßenfreistrecke. In Sachen Mainbrücke Gemünden forderte er wie schon 2013 intelligente Lösungen für die Verkehrsprobleme.
Sorgen bereiteten die Verluste der Senioreneinrichtungen, weniger Einnahmen durch geringere Pflegestufen könnten angesichts der Konkurrenz auf dem Markt nur bedingt über die Preise (Heimentgelte) ausgeglichen werden.
Operatives Spektrum erweitern
„Unsere Fraktion hätte auch eine weitere Senkung mitgetragen“, sagte Gerhard Thumes zum Kreisumlagehebesatz. Ob der Bezirksumlage von 20 Millionen Euro forderte er ein Bundesleistungsgesetz insbesondere für die Eingliederungshilfe, damit würde die Bezirksumlage auf unter eine Million Euro sinken. Besonders intensiv ging er auf das Klinikum Main-Spessart ein. In Karlstadt müsse das operative Spektrum erweitert werden. Für die Gefäßchirurgie solle eine ganze Stelle akquiriert werden, in der Hand- und plastischen Chirurgie sollten auch schwerere Fälle behandelt werden. Bei der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie dürfe man sich nicht mit der Ablehnung aus München zufriedengeben. Für Lohr forderten die Freien Bürger eine baldige Reaktivierung der Geburtshilfe.
Die kürzeste Haushaltsrede hielt Gudrun Schöpf als einzige Rätin der ödp. Der Kreis habe auch eine moralische Verpflichtung, Krankenhäuser zu betreiben. Es sei schlimm, dass fast nur über Geld geredet werde.