Trotz Baugebietsausweisungen und Trockenzeiten aufgrund des Klimawandels blicken die Spessartdörfer Bischbrunn und Oberndorf heute auf eine gesicherte Wasserversorgung. Dass das nicht immer so war, zeigt ein Blick in das Gemeindearchiv und die Chronik. Während heute das Drehen am Wasserhahn bestes und anscheinend unerschöpfliches Trinkwasser liefert, waren die Gemeinden früher auf ihre Brunnen angewiesen.
Bis es etwa um die 1890 erste Bemühungen um eine gemeindliche Wasserversorgung in Oberndorf gab, stellten die zahlreichen Brunnen in der Gemarkung oder auf Privatgrund die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser sicher. Zeugen der damaligen Zeit sind noch heute in Oberndorf in der Grundstraße 108 (oberirdisch) oder in Bischbrunn in der Kreuzhöhstraße (ehemaliges Gasthaus "Zum Goldenen Stern" (unterirdisch) vorhanden. Die erste Wasserleitung führte auch nicht in die einzelnen Häuser, sondern als "Laufbrunnen" an zentrale Stellen der Gemeinde.
Täglich Duschen oder Wasserklosett gab es nicht
Von dort musste man sich den täglichen Bedarf für Haushalt oder den landwirtschaftlichen Betrieb mit Eimern oder Bütten holen. Verständlich, dass man unter diesen Umständen sehr sparsam mit dem kostbaren Nass umging. Tägliches Duschen oder Wasserspülung auf der Toilette kannte man nicht. Einige Straßenbezeichnungen erinnern an die damalige Zeit, wie etwa Am oberen Brunnen, Brunnenstraße oder Kändelstraße.
Für die frühere Gemeinde Oberndorf ist mit dem 1. März 1890 die Überlassung einer Wiese mit Süßwasserquelle an Bürgermeister Franz Aulbach beim Marktheidenfelder Notar beurkundet. Schon am 5. Januar 1889 hatte das Innenministerium die Baufreigabe erteilt. In Handarbeit wurden die Leitungen gegraben und verlegt. Am 22. April 1891 war die Wasserleitung fertig. Die damalige Laufbrunnenleitung wurde unter anderem vom Dorfbrunnen und Marxbrunnen gespeist und zu verschiedenen Verteilbrunnen geleitet.
Etwa um die gleiche Zeit begann auch Bischbrunn mit den ersten Planungen. Die erste Laufbrunnenleitung wurde durch die "Palmsquelle", den "Moos- und Adolfsbrunnen" gespeist. Sie wurde 1899/1900 in Betrieb genommen und versorgteden Ort und das Torhaus Aurora. Der Weiler "Straßlücke" wurde erst 1904/05 angeschlossen.
Große Probleme mit engen Rohren und Rost
Wer damals glaubte, die Wasserversorgung sei für die nächsten Jahrzehnte gesichert, wurde sehr enttäuscht. Schon bald gab es Reklamationen, dass die Rohre zu eng und zu flach verlegt seien und mit Rostschlamm verkrusteten. Vermutlich war das stark eisenhaltige Wasser dafür die Ursache.
Nächste größere Baumaßnahmen wurden 1926/27 als "Notstandsarbeiten" ausgeführt. Es wurde ein zweiter Hochbehälter, eine Entsäuerungsanlage am "Moosbrunnen" und eine neue Zuleitung zum Hochbehälter gebaut. Das Forstamt gab einen Zuschuss, sicherte sich aber so auch eine bevorzugte Belieferung mit Wasser. Der Versuch, einen Sonderzuschuss von 4000 Mark zu erhalten, wurde von der "Arbeitsgemeinschaft zur wirtschaftlichen Hebung des Spessarts" jedoch abgelehnt. Vielleicht mit der Grund, dass sich die Gemeinde daraufhin weigerte, die Wasserleitung abzunehmen und zu unterhalten. Überlegungen, das Wasser vom "Breiten- und Geißbrunnen" einzuspeisen, scheiterte an den hohen Kosten und der Quellschüttung.
1933/34 wurde in Oberndorf die bis 1988 bestehende Wasserleitung gebaut. Von der "Steinbrunnenquelle" im Steinmarker Wiesengrund wurde das Wasser mittels Dieselmotorpumpe, später Elektromotor, aufbereitet und in den neuen Hochbehälter am Trieb gepumpt. Etwa 125 Hausanschlüsse wurden errichtet und mit Eugen Abt ein erster Wasserwart eingestellt.
Als "Wassergast" beim Nachbardorf
Da Bischbrunn vor allem im unteren Gemeindebereich immer noch Versorgungsprobleme hatte, wurden diese Ortsteile von Oberndorf als "Wassergast" für einen Preis von 17,5 Pfennig/Kubikmeter mitversorgt. Der Übergabeschacht am Anwesen Kurmainzer Straße 1 war bis zum Anschluss der Gemeinde an die "Wassergruppe" in Betrieb. Der Wasserpreis war Bischbrunn zu hoch. So wurde 1954 die "Palmsquelle", die zwischenzeitlich ganz versiegt war, saniert. Doch die trockenen Sommer 1959 und 1960 ließen die Moosbrunnenquelle versiegen und auch die "Palmsquelle" lieferte – vermutlich wegen Sprengarbeiten beim Autobahnbau – kein Wasser mehr.
Um die Wasserprobleme möglichst "für immer" zu lösen, entschloss sich der Gemeinderat, nach den großen Baumaßnahmen des Wasserzweckverbandes "Marktheidenfelder Gruppe" in den 1960er Jahren, hier als Mitglied beizutreten. Das "Eintrittsgeld" betrug 91 000 D-Mark. Seit dem 15. Juli 1967 versorgt "die Gruppe" jetzt Bischbrunn mit dem kostbaren Nass.
Zwischenzeitlich hatte auch Oberndorf größere Wasserprobleme zu lösen. Das gemeindliche Leitungsnetz war schadhaft, die Wasserverluste lagen bei 50 Prozent. Hinzu kam, dass durch die Ausweisung der Neubaugebiete "Rosenberg I und II" hochgelegene Bauflächen mit nur geringer Höhendifferenz zum Hochbehälter erschlossen wurden. Ein niedriger Wasserstand im Hochbehälter und verstärkte Entnahmen, vor allem am Wochenende, sorgten für unschöne Szenen: Eingeseift unter der Dusche oder bei Benutzung der Toilette kein Wasser –das hatte oft unschöne Anrufe beim Bürgermeister zu Folge.
Nach Bischbrunn kam auch Oberndorf zur "Wassergruppe"
Mittlerweile war nach der Gebietsreform die Gesamtgemeinde Bischbrunn für die Wasserversorgung zuständig. Der Gemeinderat beschloss, das gesamte Altort-Leitungsnetz von 1987 bis 1989 für insgesamt 3,42 Millionen DM mit hoher staatlicher Förderung zu sanieren. Da die "Steinbrunnenquelle" enorme Qualitätsprobleme verursachte, wurde auch für Oberndorf der Anschluss an die "Wassergruppe" beantragt. Hier betrug die "Eintrittsgebühr" netto 110 000 DM.
Um das kostbare Trinkwasser zu schonen, beschloss der Gemeinderat, die aufgelassenen alten Ressourcen für Brauchwasser weiter zu nutzen. So wird der Bischbrunner Sportplatz weiterhin von der "Palmsquelle" über den Hochbehälter bewässert. Auch für die Hausgärten kann dort kostenlos Wasser abgeholt werden. Das Wasser von der Oberndorfer "Steinbrunnenquelle" versorgt jetzt die Schulsportanlage, den Friedhof, zwei Gartengebiete und zwei Entnahmestellen mit Brauchwasser. Dafür wurden extra neue Leitungen mit einem Spezialpflug eingepflügt. Da hier Pump- und Wartungskosten anfallen, verlangt die Gemeinde dafür einen symbolischen Preis von einem Euro pro Kubikmeter.