„Die Trinkwasserversorgung muss in kommunalpolitischer Hand bleiben“, sagte Landrat Thomas Schiebel bei der Eröffnung der Nordbayerischen Trinkwassertagung in der Scherenberghalle in Gemünden. Er verwies damit unter dem Beifall der Besucher auf den kommunalpolitischen Aspekt der Wasserversorgung.
Zum achten Male fand diese Veranstaltung in der Stadt an den drei Flüssen statt. Bürgermeister Jürgen Lippert verdeutlichte denn auch den besonderen Bezug der Stadt zu Wasser. Schließlich führe nahezu jede Zufahrt zur Stadt über eine Brücke, erklärte Lippert. Er erwähnte besonders die Investition der Stadt in das „zweite Standbein der Trinkwasserversorgung“, etwa zehn Millionen Euro in das nach seinen Worten kostbarste und teuerste Lebensmittel.
Von Skandalnachrichten frei
Auch der Landesvorsitzende der bayerischen Hygieneinspektoren, Jürgen Lober, unterstrich die Bedeutung der Trinkwasserqualität. „Man hört immer wieder von Lebensmittelskandalen, unser Trinkwasser war bisher noch nie betroffen“, stellte er fest und sprach vom Wasser als dem am besten überwachten Lebensmittel. Diese Überwachung habe drei Säulen, die Trinkwasserverordnung, qualifiziertes Personal in den Wasserwerken und die Hygiene-Inspektoren in den Gesundheitsämtern.
„Allein die große Resonanz und das Interesse der Fachwelt zeigt die Wichtigkeit der Veranstaltung“, sagte Jürgen Lober.
160 Aussteller zeigten auf der Fachmesse neue Produkte, Verfahren und Techniken zum Thema Trinkwasser. Die Tagung versteht sich nicht nur als Leistungsschau der Fachfirmen, sondern auch als Forum mit Fachvorträgen unabhängiger Referenten unter anderem aus dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und dem Landesamt für Umwelt. Teil der zweitägigen Veranstaltung, bei der der Schutz des Wassers im Mittelpunkt steht, ist an diesem Freitag der 66. Nachbarschaftstag der Wasserwerksnachbarschaft Main-Spessart, eine Fortbildungsveranstaltung.
Wie Google Earth für Löschwasser
Während des Eröffnungsrundganges über die Fachmesse ließen sich der Landrat und die Bürgermeister von Gemünden, Marktheidenfeld und Lohr ein besonderes Produkt erklären. Gabriel Freinbichler aus Aschach in Oberösterreich hat eine Wasserkarte entwickelt. Nach Angaben des 24-jährigen Studenten der Wirtschaftsinformatik handelt es sich um eine Software zu Löschwasser.
„Es ist wie Google Earth für Löschwasser“, sagte der Student. Anhand einer Landkarte auf dem Computer kann sich der angemeldete Nutzer sämtliche vorhandene Hydranten, deren Lage und Wasserkapazität zeigen lassen. Auch Wartungszeitpunkt und Umfang der Wartung jedes einzelnen Hydranten können mit diesem Programm überwacht und dokumentiert werden.
Freinbichler hatte die Idee als Mitglied der Feuerwehr seines Heimatortes, aus dieser Idee entstand ein Programm mit mittlerweile 7500 registrierten Nutzern und die Nachfrage steigt nach seinen Worten weiter. Auch ein Beispiel für Innovationen in der Wassertechnik.
Organisiert hat die Trinkwassertagung der bayerische Berufsverband der Hygieneinspektoren. Organisator der Fachmesse ist die Firma Mösslein-Wassertechnik mit den Geschäftsführern Günter Mösslein, Holger Brandt und Klaus Mösslein. Die Leitung der Tagung übernahmen Dirk Rieb, der stellvertretende Landesvorsitzende des Berufsverbandes bayerischer Hygieneinspektoren, und Holger Brand, Geschäftsführer der Firma Mösslein-Wassertechnik.
Nachbarschaftstag
Die Leitung des Nachbarschaftstages hat Wassermeister Jürgen Schrott aus Lohr inne. Schirmherrin der Veranstaltung ist die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml.