
Den Wald für den Klimawandel fit zu machen, ist aktuell überall in der Forstwirtschaft eine schwierige Aufgabe. Auch im Gemündener Stadtwald kämpft man bei der Bewirtschaftung vorrangig mit dem Schädlingsbefall. Gleichzeitig versucht man, durch verschiedene Maßnahmen, wie Naturverjüngung und Pflanzung klimaresistenter Baumarten, den Wald zukunftsfähig zu erhalten. Schwierig wird es dann, wenn eine oder mehrere unbekannte Personen mutwillig die Triebspitzen von jungen Weißtannen abzwicken und so erfolgreiche Kulturarbeit zunichte machen.
Revierleiter Johannes Pietron und sein Vorgänger Meinolf Arndt legten beim Waldbegang des Stadtrates an der betroffenen Jungkultur in der Nähe der Straße Seifriedsburg-Reichenbuch einen Zwischenstopp ein, um dem Gremium das Schadbild zu zeigen. Gegen Wildverbiss sind die sogenannten Terminaltriebe durch die blauen Manschetten geschützt, erläuterten die beiden Förster. "Das schützt sie aber leider nicht gegen mutwillige Beschädigung durch den Menschen", sagte Arndt.
Entstanden ist ein Schaden von 1000 Euro. Die jungen Bäume brauchen wieder rund fünf Jahre bis sie sich erholt haben und könnten eventuell in der Zwischenzeit vom konkurrierenden Buchennachwuchs überwachsen werden. "Um dem Übeltäter auf die Spur zu kommen, haben wir jetzt überall Wildkameras aufgehängt", sagte der Förster.
Drei Hektar Fichtenwald wegen Käferbefall geräumt

Warme Temperaturen begünstigen den Massenbefall von Fichten durch den Borkenkäfer. In der Seifriedsburger Waldabteilung Vogelsang kam es bereits in den Vorjahren zu einzelnen kleineren Schädigungen. "Im vergangenen Jahr musste die Fläche auf drei Hektar wegen massivem Befall komplett geräumt werden", erläuterte Pietron dem Gremium vor Ort. Laut Arndt, ein bisher so noch nie erlebtes Ausmaß von Buchdruckerbefall. Beispielhaft lag eine mit Borkenkäferbohrlöchern übersäte Fichte zur Begutachtung durch den Stadtrat vor Ort.
Die vorher entstandenen "Käferlöcher" im Wald habe man mit Kirsche und Baumhasel bepflanzt und unter den Altfichten Tanne als Voranbau eingebracht. Dadurch, und weil Eichen durch Häher angesät wurden, müsse man aktuell nichts pflanzen. Aber um die Eichen hochzubringen sind regelmäßige Pflegearbeiten erforderlich. Nicht verjüngte Bereiche will man mit alternativen klimaresistenten Baumarten, beispielsweise der kalabrischen Tanne, nachpflanzen.

"Wir laufen den Schädlingen ständig hinterher"
"Wir laufen den Schädlingen ständig hinterher und müssen mehr einschlagen als ursprünglich geplant", gab Pietron einen Überblick zur vergangenen Holzernte. Der Hiebsatz sollte laut Forsteinrichtung 8600 Festmeter betragen. Er wurde um 2250 Festmeter überschritten. An Schadholz sind allein rund 4866 Festmeter angefallen, davon 4288 Festmeter Fichte. Auch der Eichenprachtkäfer wird neuerdings zum Problem.

Schwierig für die Waldbewirtschaftung sind auch die zunehmenden Trockenschäden bei den Buchen. "Erforderlich sind Buchen auch als Nebenbestand im Eichenaltholz, um die Eichenstämme zu beschatten", erklärte Forstbetriebsleiter Pietron am Beispiel der Abteilung "Dicker Busch" bei Adelsberg. Fällt die Buche aus, dann können die Eichen sogenannte Wasserreiser als neue Seitenäste an den Stämmen ausbilden. Dadurch werde die spätere Qualität der Eichenstämme stark beeinträchtigt und ein deutlich niedriger Erlös erzielt. Zudem stellen die vertrockneten Buchen durch Astschlag eine besondere Unfallgefahr bei den Fällarbeiten dar.

Stadtförster setzt auf die Eiche
Für die Zukunft setzen die Gemündener Förster immer noch auf die Eiche. Besonders dann, wenn sie sich als Naturverjüngung vor Ort selbst aussät und mit den aktuellen Klimaverhältnissen aufwächst. Die Vielfalt und die genetische natürliche Selektion aus Millionen von Jungpflanzen bieten laut Arndt eine große Chance, dass die künftigen Bäume mit den dann herrschenden klimatischen Bedingungen zurechtkämen.
Darauf verwiesen Pietron und Arndt bei einer ungezäunten Eichennaturverjüngung in einem 170-jährigen Eichenbestand im Harras. Diese Art der Verjüngung sei jedoch nur durch eine entsprechende intensive Bejagung möglich, wie sie hier beispielhaft durchgeführt werde, betonten beide.

Seit dem Jahr 2013 bejagt die Stadt das Revier Gemünden I in Eigenregie und mit drei entgeltlichen Begehungsscheinen. Den Anlass zur Übernahme der Jagd bildeten damals massiver Verbiss und starke Schälschäden durch das Rotwild, sowie ein schwieriges Verhältnis zum früheren Pächter.
Lag der Leittriebverbiss im Jahr der Übernahme noch bei 23 Prozent über alle Baumarten, sank dieser mittlerweile auf fünf Prozent. Dies hat die aktuelle Aufnahme in diesem Jahr ergeben. Zur Erfüllung der Abschussvorgaben wird zusätzlich mindestens eine große Drückjagd durchgeführt. "Aus Sicht der Forstpartie, wurde hiermit waldbaulich der richtige Weg eingeschlagen", erklärten Pietron und Arndt einhellig. Um den Erfolg nicht aufs Spiel zu setzen, müsse man das langfristig fortsetzen.