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LOHR
Treml und Schuier machten „A echte Schau“
„A echte Schau!“: Hubert Treml (rechts) und Franz Schuier.
Foto: Gisela Büdel | „A echte Schau!“: Hubert Treml (rechts) und Franz Schuier.
Gisela Büdel
 |  aktualisiert: 29.11.2017 03:23 Uhr

Stehen Hubert Treml und Franz Schuier auf der Bühne, garantiert jeder Auftritt „A echte Schau!“. So auch am Freitagabend in der Alten Turnhalle in Lohr mit ihrem gut zweistündigen „Best of“-Programm vor kleinem Kreis. Die Regensburger Musikkabarettisten sind Meister in Mundartpoesie und Wortwitz mit Herz, Humor und Tiefgang.

Bereits zum vierten Mal in Lohr zu Gast, zeigt sich das Duo – zwar dem Alten Rathaus ein wenig nachtrauend – begeistert von der neuen Lokalität. Schade, dass nur 30 Zuhörer gekommen sind, was gewiss nicht an der Qualität, sondern eher an der Fülle der Abendveranstaltungen lag. Aber vermutlich ist es gerade der kleine Kreis, der der Bühnenshow einen fast familiären Charakter verleiht.

Apropos Familie: Diplomtheologe Hubert Treml, der in Würzburg studierte und promovierte, ist verheiratet mit der aus Sackenbach stammenden Christine Becher. Der Physiker und Musiklehrer Franz Schuier ist heute freiberuflicher Musiker und Komponist.

Authentische Bühnenpräsenz

Was aber ist das Handwerkszeug von Treml (Gitarre, Gesang) und Schuier (Klavier, Gesang, Melodika)? Ihr Fachgebiet sind brillante Musikalität und authentische Bühnenpräsenz, Herzlichkeit und Publikumsnähe. Ihr Lachgebiet ist intelligenter Wortwitz, getragen vom Charme der Oberpfälzer Mundart. Übrigens weiß der Treml Hubert aus sicherer Quelle, dass „der Dialekt in der übernächsten Generation völlig verschwunden ist“. Da liegt es nahe, dass er die Zuhörer Menschen nennt, „die vom Aussterben bedroht sind“.

Aber noch ist es nicht so weit. Als Kontrapunkt schrieb der freischaffende Künstler das Oberpfälzisch-Lehrbuch „Hawadehre“. Huldigt Treml mit Leidenschaft und Temperament seinem musikalischen Vorbild Bruce Springsteen und singt dessen Texte im Dialekt oder rockt „Föiwer“ (die Oberpfälzer Variante des Wolf Maahn-Klassikers „Fieber“), ist das Genuss pur. Jedoch können die Vollblutmusiker auch leise: „In jed?s Eck einer Söl“ reicht die Ballade vom „Engl aaf da Stöign“.

Und es wird ganz still im Saal, als Treml jedem Zuhörer solch einen Engel wünscht für Zeiten, „wenn?s nit so laft, wias lafa sollt“.

Passend zur Vorweihnachtszeit versetzt sich Treml zurück in die Heilige Nacht seiner Jugend mit den „Beatles am Balkon“. Dass die Vornamenskultur hierzulande zuweilen seltsame Blüten treibt, ist bekannt. Wen wundert?s, dass sich Treml auch das zum Thema macht, wenn er singt: „Jane, wer hout dir denn den Nama geb?n?“

Gedanken über das Showbusiness macht sich das Duo im Lied „Schee sei schad? ned“ und beschließt „dass i?s einfach selber bestimm, wie schee dass i bin.“ Für?s Annamirl und den Zuhörer öffnet sich das „Stodeldoordürl“ in der tiefsten Oberpfalz, der Beatles-Klassiker „Yesterday“ wird zum „Spiegelei“ und als Lieblingslied entpuppt sich das „Moidl aas Pentling“, das Treml als verpasste Chance im Regensburger Bus der Linie acht besingt. Eine heimliche Liebe, die sich trotz Mut und Kraft nicht erfüllte.

Das Publikum glücklich machen

„Ihr wisst, warum wir euch im November eingeladen haben?“, fragt Kulturamtsleiter Peter Häring mit einem fränkischen Wein-Gruß zum Abschied. Dessen Antwort „Ihr hellt so auf“, spricht dem kräftig applaudierenden Publikum aus dem Herzen. Der Wunsch der beiden Songpoeten „ihr Publikum glücklich zu machen“, hat sich erfüllt. Um es mit der gleichnamigen CD zu sagen: „Lebn is a Glücksach“.

 
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