"Die Kanu-Abteilung ist eigentlich eine Artur-Endres-Abteilung", lautete das große Lob 2004 bei seiner Ernennung zum Ehrenmitglied des TSV 1846 Lohr, denn der Kanusport in seiner Heimatstadt hat ihm ungemein viel zu verdanken. In den frühen Stunden des Donnerstags ist Artur Endres nun im Alter von 93 Jahren im Lohrer Krankenhaus gestorben.
Artur Endres, seit 1947 im TSV, führte ab 1951 die Kasse der Abteilung und wickelte alle Bauwerke und Bootskäufe finanziell ab. Neben zahlreichen weiteren Posten fand er auch noch Zeit für den aktiven Kanusport und war dreimal bayerischer Meister.
Der am 16. Februar 1929 in seinem Elternhaus in Lohr in der Würzburger Straße geborene Endres hatte nach der Schule die Ausbildung zum Jungpostboten angefangen, doch dann wurde er als 16-Jähriger zum Kriegsdienst herangezogen. Noch in den letzten Tagen des Krieges musste er in Pocking in Niederbayern gegen amerikanische Panzer antreten, geriet kurzzeitig in Gefangenschaft und schlug sich dann auf einem mehrwöchigen Fußmarsch zurück nach Lohr durch.
Die ersten Boote nach dem Krieg selber gebaut
Bei der Wiedergründung der Kanuabteilung des TSV Lohr im Sommer 1947 war er dabei. Ihre Boote mussten sich die jungen Lohrer Kanuten damals selber bauen. Um Material zu finden, radelten sie zum Furnierwerk nach Hafenlohr oder freuten sich auch einmal über ein Schiff, das auf dem Main gesunken war, mit Flugzeugsperrholz an Bord.
Endres paddelte Tausende von Wanderkilometern (über 20.000 Kilometer stehen in seinen Fahrtenbüchern), gewann Regatten im Rennkajak, und engagierte sich für den Paddelsport. In der Abteilung hatte er alle wichtigen Ämter inne, vom Kassier über Schriftführer bis zum Abteilungsleiter. Das Ehrenmitglied des TSV Lohr und Träger vieler Abzeichen und Ehrungen war auch im bayerischen Kanuverband aktiv, arbeitete lange als Kampfrichter, zum Beispiel bei den Vorläufen der olympischen Kanuregatta 1972 in München.
Sein zweites großes Hobby war das Schwimmen
1952 heiratete er Ruth Schmidhuber, sie bekamen die Söhne Gerhard und Martin. Bei der Post trug Endres nicht lange Briefe aus, sondern wechselte an die Schalter und in die Verwaltung. "Ich hatte sehr vielseitige Aufgaben", erinnerte er sich einmal gerne an seinen Beruf zurück. 1991 trat er als Postbetriebsinspektor in den Ruhestand.
Seit dem Tod seiner Frau 2012 kümmerten sich Sohn Gerhard und Schwiegertochter Andrea um ihn. Artur Endres lebte bis zuletzt selbstständig in seinem Haus in Sendelbach. Ein Unfall im Sommer 2018 warf ihn gesundheitlich zurück, doch bald darauf zog er schon wieder im Lohrer Hallenbad seine Bahnen – sein zweites großes Sporthobby war das Schwimmen.
Auf der Festwoche beim Seniorennachmittag Ende Juli wurde er noch als Ältester geehrt. Auch danach waren ihm einige schöne Stunden vergönnt, ehe er gesundheitliche Probleme bekam und vor wenigen Tagen ins Krankenhaus musste.