Er machte am Lohrer Krankenhaus die Karriere vom Assistenz- zum Chefarzt. Zu seinen Patienten und Mitarbeitern pflegte er ein außergewöhnliches Verhältnis und erwarb sich sehr große Wertschätzung: Nach schwerer Krankheit ist Heinz Werle im Alter von 73 Jahren gestorben.
Werle erhielt nach dem Medizinstudium an der Universität Würzburg 1976 die Approbation als Arzt. Promoviert hatte er bereits ein Jahr zuvor. Seit 1982 war er Facharzt für Chirurgie. Als junger Medizinalassistent arbeitete er ab dem 1. Mai 1977 in der Chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Lohr.
Für ein gutes Jahr war er Stabsarzt bei der Bundeswehr in Bad Mergentheim. Es folgte eine Assistenzarztstelle in der Chirurgie in Lohr. 1981 und 1982 war er 15 Monate lang in der Chirurgie am städtischen Kreiskrankenhaus Karlsruhe aktiv.
Zuhause in Sackenbach
Bei seiner Rückkehr nach Lohr im Januar 1983 wurde der in Sackenbach mit Frau Jutta und zwei Kindern wohnende Werle Oberarzt und am 1. Januar 1996 Leitender Oberarzt. Werles Berufung zum chirurgischen Chefarzt in Lohr 1999 als Nachfolger von Manfred Keppler war auch eine Bestätigung seiner beruflichen Leistung. Bürgermeister Siegfried Selinger führte damals den guten Ruf des Lohrer Krankenhauses mit auf Werle zurück. Den "guten Draht" zu seinen Patienten hat er genauso gepflegt wie sein Vorgänger.
Sturm von Protesten
Eng verbunden mit Heinz Werle ist auch eine Aktion im Jahr 2005, als es ab dem 1. Juli am Kreiskrankenhaus Lohr keine chirurgische Ambulanz mehr geben sollte. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) wollte die auslaufende Ermächtigung von Chefarzt Heinz Werle wegen angeblicher Überversorgung des Zulassungsbereichs Main-Spessart wegen freier Kapazitäten niedergelassener Chirurgen nicht verlängern. Diese Nachricht löste einen Sturm von Protesten unter Kommunalpolitikern und Bürgern aus. Über 13.000 Unterschriften kamen zusammen.
Bei einer Demonstration am 2. Juli 2005 gingen rund 500 Bürger und Politiker für "ihr" Krankenhaus auf die Straße. Der Protest zeigte Wirkung. Die Ambulanz konnte in eingeschränktem Umfang weiterlaufen, entschied der Zulassungsausschuss der KV dann im Juli 2005. Die Lösung sah so aus, dass Leistungen aus Werles persönlicher Ermächtigung in die Institutsleistung der Klinik verlagert wurden. Die Wertschätzung, die Werle in der Bevölkerung genoss, brachte diese Aktion damals sehr deutlich zum Ausdruck.
Er wollte keine offizielle Verabschiedung durch den Landkreis. Bei einer privaten Abschiedsfeier Ende Dezember 2008 mit ehemaligen und aktiven Mitarbeitern, die ihn in seinen fast 30 Jahren begleiteten, sammelte er Geld für den Lohrer Wohltätigkeitsverein "Goldenes Herz".
Stolz auf sein Team
Der Chefarzt war stolz auf sein "tolles Team" und auch darauf, dass in seinem letzten Dienstjahr sich die Fall- und Belegzahlen in der Lohrer Klinik sehen lassen konnte. Er übergab eine gesunde und gute Abteilung.
2015 erinnerte Werle in der Krankenhaus-Diskussion an 2003: Damals hatte es schon ein Gutachten gegeben, das Lohr als Zentralklinik empfahl mit Portalkliniken in Karlstadt und Marktheidenfeld. "Das war der richtige Weg." Damals war es "politischer Wille" die drei Kreiskrankenhäuser zu erhalten. Das wiederholte sich 2012.
Werle war überzeugt, dass eine Umstrukturierung 2003 einfacher gewesen wäre, weil damals noch schwarze Zahlen in Lohr geschrieben wurden mit einer hochwertigen Grund- und Regelversorgung. Für Werle kam aufgrund der Lage nur Lohr als Standort für ein zentrales Kreiskrankenhaus infrage.
Mein herzlichstes Beileid an die Familie
Habe gerne mit ihm zusammen gearbeitet.