
Einmal mehr wandte sich Michael Günther am Sonntagabend bei einem Homburger Schlosskonzert mit den Werken regionaler Komponisten seiner Leidenschaft zu.
„Wer kennt den gesangreichen Componisten nicht?“ So hieß es 1817 im Nachruf auf den in Würzburg geborenen Komponisten Johann Franz Xaver Sterkel. Das Zitat war nicht nur Motto des Abends, sondern auch der Ausgangspunkt zu einigen interessanten Gedanken des Musikwissenschaftlers Professor Bernhard Janz (Würzburger Universität). Er würdigte er das Liedschaffen der Komponisten Sterkel und Vincenzo Righini.
Es sei unbegreiflich, dass neben anerkannten Liedschulen von Berlin oder Hamburg die ebenso eigentümliche Liedtradition, die sich in Würzburg oder Mainz ausprägte, heute gänzlich unbekannt sei. Begriffe wie „kleinmeisterlich“ und „provinziell“ wurden kritisch hinterfragt. Wenn man das Homburger Konzert hörte, war man wirklich hingerissen von so feinsinnigen Werken.
Der Abend begann mit anrührenden Liedern, welche die Gefühlswelt maskiert in die Welt des Schäferidylls verlagern und thematisieren. Dann folgten Lieder nach Gedichten Friedrich von Matthissons als früheste Beispiele von Naturromantik. Aber auch köstliche Duette und gar Terzette belegten das hohe Niveau der Gesangskunst jener Tage. Vincenzo Righini lieferte in Mainz herrlichste Arien, bis er vor Napoleon Reißaus nehmen musste. Nach Berlin berufen stieg er dort zum neuen Opern-Starkomponisten auf.
Als Intermezzo wirkte eine Fantasie für Klavier und damit vielleicht das bedeutendste Klavierwerk Sterkels, das Michael Günther auf einem Hammerflügel aus dem Jahr 1815 vorstellte. Die Klavierkomposition geriet zum Auftakt eines wahrhaft furiosen Finales mit weiteren Duetten und einem Terzett, dessen hymnische Melodieführung hervorstach.
Zum musikalischen Vergnügen trugen die Interpreten natürlich gehörigen Anteil bei. Der mit einer makellos schönen Stimme ausgestattete Bassbariton Peter Kooij scheint als regelrechtes Sängeridol mehr in Japan zu Hause zu sein als in Europa. Ebenso bewegend wirkte der Tenor Jan Kobow wie die bezaubernde Sopranistin Julla von Landsberg, die eben noch auf der Biennale in München geglänzt hatte.
Zum Ende erhoben sich alle Zuhörer, darunter die stellvertretende Präsidentin des Bezirkstags von Unterfranken, Eva-Maria Linsenbreder, zu stehendem Applaus.