
Ein abgelegenes Gelände sollte es sein – aus der Zeit fallend, kühl, fast ein wenig steril. Der Alte Hafen in Würzburg schien dem Karlstadter Fotografen Ralph Piepenburg genau richtig für das Shooting mit der jungen Frau, die sich an ihn gewandt hatte und die genau wusste, was sie wollte: professionelle Aufnahmen als Visitenkarte für Modelagenturen oder Wettbewerbe – und keine Bilder fürs Privatvergnügen.
Annika Kratochvil, 21 Jahre alt, hatte noch nie zuvor gemodelt. Doch wer die Aufnahmen ansieht, die an dem Tag mit Piepenburg entstanden sind, der könnte meinen, die Karlburgerin hätte in den vergangenen Jahren nie etwas anderes gemacht. Extra für die Fotostrecke hatte Kratochvil zwei unterschiedliche Outfits ausgewählt, eine Stylistin hatte sie geschminkt und ihre Haare geglättet.
Einige Wochen später, beim Gespräch mit der Main-Post, trägt Kratochvil ihre Frisur wieder „normal“. Die dunklen, gelockten Haare hat sie zu einem Zopf gebunden. Besuch von der Zeitung hat sie bekommen, weil sie sich als „Main-Topmodel 2014“ beworben hat. Die Main-Post sucht bei diesem Wettbewerb die schönste junge Frau Unterfrankens. Zu gewinnen gibt es professionelle Sedcards sowie eine Luxus-Reise nach Mauritius im Wert von 4500 Euro.
Die erste Hürde auf dem Weg dorthin ist für Kratochvil gleich die nächste Premiere: Auf dem Laufsteg hat sie bislang noch nicht gestanden. Doch genau das erwartet sie am Samstag, 7. Juni, beim Stadtfest in Kitzingen, wo der Topmodel-Vorentscheid stattfindet. Macht Kratochvil ihre Sache dort genauso gut wie bei ihrem ersten Fotoshooting, wird sie sicher locker und leicht ins Halbfinale einziehen, das im August ansteht. Das Finale ist dann am Samstag, 20. September, beim Stadtfest in Würzburg.
Ausbildung zur Konditorin
Bis dahin wird die hübsche Karlburgerin ihre Ausbildung beendet haben. Um gutes Aussehen geht es in ihrem Beruf zwar auch, aber nicht um das von Menschen, sondern um das von Torten, Pralinen und anderen leckeren Sachen, bei denen das Auge mitisst. Kratochvil möchte gerne Konditorin werden. Sie lernt und arbeitet derzeit bei der Konditorei Schrödl in Karlstadt. „Mir macht das sehr viel Spaß“, sagt sie.
Das kreative Handwerk liegt in der Familie. Mutter Beate Kratochvil ist bei der Bäckerei Rudolph in Karlburg tätig. Sie war es, die ihre Tochter zum Backen gebracht hat. „Wir haben früher fast jeden Tag zu Hause gebacken“, erzählt Annika Kratochvil. Als sie ein Praktikum „beim Schrödl“ gemacht hat, wusste sie, dass das genau ihr Metier sei. Umso schöner war es für sie, dass sie dort auch ihre Ausbildung machen konnte. Über den 10. Juli hinaus wird sie allerdings nicht bleiben können, da die Konditorei in der Backstube derzeit niemanden übernimmt. Also heißt es: fleißig Bewerbungen schreiben.
Pflegepferd bei der Reitschule
Annika Kratochvil hofft, in der Region bleiben zu können. Hier hat sie all ihre Freunde – und dazu gehören Menschen genauso wie Tiere, ihr größtes Hobby. Bei der Reitschule Gold in Gössenheim ist Kratochvils Pflegepferd untergebracht. Es hört auf den Namen Ribana und hat das stolze Alter von 22 Jahren erreicht. Seit fünf Jahren kümmert sich die Karlburgerin um das Tier. Früher kam sie vier- bis fünfmal pro Woche, heute schafft sie es wegen ihrer Ausbildung nicht mehr ganz so oft.
Die Liebe zu Pferden teilt Annika Kratochvil mit ihren Schwestern: Ramona (25), Kristina (24) und Franziska (16) sind alle begeisterte Reiterinnen.
Ein eigenes Pferd hat Annika Kratochvil nicht – noch nicht. „Die Anschaffung selbst wäre gar nicht das Teuerste“, sagt sie. „Aber es kommen nun mal fortlaufende Kosten dazu, zum Beispiel für das Unterstellen, den Hufschmied oder den Tierarzt.“
Bei einem Pferd würde die Karlburgerin aber schwach werden: dem Wallach Pedro, ihrem „absoluten Traumpferd“. Für etwa ein halbes Jahr lebte Pedro in Gössenheim, in dieser Zeit kümmerte sich Kratochvil intensiv um ihn. „Alle haben damals gesagt, Pedro sei ein schwieriges Pferd. Aber ich bin sehr gut mit ihm klargekommen“, erzählt Kratochvil. Momentan befindet sich Pedro in einem Stall in Niedersachsen, die Verbindung zu ihm hat seine einstige „Pflege-Mutter“ aber nicht abreißen lassen. „Wenn er einmal zum Verkauf steht, dann werde ich ihn mir kaufen“, sagt die 21-Jährige.
Dass das keine leere Ankündigung ist, bekräftigt Schwester Kristina. „Wenn Annika sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann tut sie alles dafür, um ihr Ziel zu erreichen.“ Entschlossenheit und Beharrlichkeit – beides sind Eigenschaften, die ihr sicher auch auf dem Weg zum „Topmodel“ nicht schaden werden.
ONLINE-TIPP
Mehr von Annika und weiterer Topmodel-Kandidatinnen unter www.mainpost.de/fotos/maintopmodel.