In einer bislang einmaligen Aktion haben das Technische Hilfswerk (THW) Lohr und die Lohrer Polizei-Inspektion neue Einsatzfahrzeuge gemeinsam vorgestellt und segnen lassen. Am Freitag standen dafür im Hof der THW-Unterkunft an der Walter-Senger-Straße ein Pick-up und ein Boot des THW mit Trailer sowie ein Audi Q5 und zwei E-Bikes der Polizei. Mehrere Redner betonten, durch die neuen Fahrzeuge werde die Sicherheitslage in Lohr gestärkt.
Beim Blaulichttag des THW für die Kindergärten habe er erfahren, dass die Polizei keine Segnung ihrer neuen Fahrzeuge geplant habe, berichtete THW-Ortsbeauftragter Simon Lichtinghagen. Deshalb habe er die Ordnungshüter für eine gemeinsame Segnung der blau-weißen Einsatzfahrzeuge eingeladen.
Ein Fahrzeug für den Führungsstab des Ortsverbands ist laut Lichtinghagen zwar vorgesehen, aber nur als "Ergänzungsausstattung". Das bedeute, der Ortsverband müsse es selbst beschaffen. Das Boot sei für die örtliche Gefahrenabwehr gedacht. Wegen des Mains verfüge der Ortsverband seit Jahrzehnten über ein Boot, das in die Jahre gekommen sei.
Zuschuss für die Fahrzeuge im Rahmen des Katastrophenschutzes
Auto und Boot habe der Förderverein Technische Hilfe für den Ortsverband Lohr angeschafft. Für das Boot trage der Verein auch die Betriebskosten, so Lichtinghagen. Beide Fahrzeuge kosteten jeweils etwa 60.000 Euro. Für das Boot gab es einen Zuschuss des Landratsamts von 25.000 Euro im Rahmen des Katastrophenschutzes.
Die restliche Summe hat der Förderverein aufgetrieben. Das könne nur gelingen, "wenn wir viele Spender haben", betonte sein Vorsitzender Michael Nätscher. Das sei in Lohr der Fall. Regelmäßige Spenderinnen und Spender seien die Helferinnen und Helfer des THW selbst, die ihre Aufwandsentschädigung dem Förderverein zur Verfügung stellten.
Die Anschaffungssumme für den Pick-up vom Typ Ford Ranger für den Führungsstab hat der Förderverein nach Nätschers Angaben dem Bund übergeben. Somit handle es sich um ein Bundesfahrzeug, was bedeute, dass das THW als Bundesanstalt die Ausstattung zahle.
Mehrzweckboot ersetzt ein altes Sturmboot der Bundeswehr mit Baujahr 1974
Der Ford Ranger sei geländegängig und gut motorisiert, "da kann man was Richtiges dranhängen", so Nätscher – etwa das neue Boot, die Großpumpe und Großaggregate. Diese könne man zwar auch an die Lastwagen des Ortsverbands hängen, "aber nicht, wenn es an Plätze geht, wo es eng ist". Seitdem das Fahrzeug im Einsatz sei, "können wir uns nicht mehr vorstellen, dass wir es nicht haben".
Das neue Mehrzweckboot ersetzt ein altes Sturmboot der Bundeswehr mit Baujahr 1974. Laut Nätscher kann es wegen eines Doppelbodens nicht untergehen und ist bis zu einer Wellenhöhe von zwei Metern zugelassen. Der Motor leiste 80 PS, "damit kann man schon was machen". Zusätzlich verfüge das Boot über eine Kupplung für eine Tragkraftspritze der Feuerwehr.
Durch die beiden Neuanschaffungen sei der "Einsatzwert des Ortsverbands stark erhöht worden", betonte der Vorsitzende des Fördervereins. Das nächste Ziel habe man bereits im Auge: Der Kipper mit Ladekran sei in die Jahre gekommen und solle ersetzt werden.
Polizei holt mit dem Audi Q5 nicht alle ein, "aber die meisten"
Für die Polizei sagte der neue stellvertretende Leiter der Dienststelle Lohr, Roman Schramm, mit dem Audi Q5 hole man wohl nicht alle ein, "aber die meisten". Er freue sich, dass in Lohr die Zusammenarbeit der Blaulichtorganisationen so gut sei wie im Aschaffenburger Raum, wo er herkomme. Die gemeinsame Fahrzeugsegnung sei das "I-Tüpfelchen darauf".
Ehrenamtliche erwarteten, dass sie für ihr Engagement gut ausgebildet würden und die Ausrüstung in Ordnung sei, meinte Pfarrer Sven Johannsen bei der Segnung. Das Grundbedürfnis des Menschen nach Sicherheit verbinde beide Organisationen. Sein evangelischer Kollege Michael Kelinske sagte, mit den neuen Fahrzeugen hätten beide Organisationen noch mehr Möglichkeiten, den Menschen zu helfen.
Bürgermeister Mario Paul sah die "örtliche Gefahrenabwehr gestärkt". Die "exzellente Zusammenarbeit zwischen Ehren- und Hauptamt" gewährleiste, dass Hilfe gelinge. Grußworte sprachen Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab, stellvertretende Landrätin Pamela Nembach, Feuerwehrkommandant Sebastian Mademann und Michael Sautter, Geschäftsführer der Barro Bootsbau (Kellmünz an der Iller).
THW-Leiterin: "Fahrzeuge und Ausstattung sind wichtig, aber die Menschen sind wichtiger"
Karin Munzke, Leiterin der THW-Regionalstelle Karlstadt, ehrte die Brüder Joachim Nätscher und Michael Nätscher für jeweils 50 Jahre ehrenamtliches Engagement im THW Lohr. "Fahrzeuge und Ausstattung sind wichtig, aber die Menschen sind wichtiger", betonte sie. Nach den Worten von Simon Lichtinghagen haben die Brüder "den Ortsverband in ganz besonderem Umfang geprägt".
Joachim Nätscher habe als Leiter der Jugendgruppe "unzählige Jugendliche für das THW begeistert", berichtete Munzke. Als Allround-Techniker halte er die Fahrzeuge am Laufen. Michael Nätscher habe in den fünf Jahrzehnten über 50 Lehrgänge besucht und viele Auslandseinsätze absolviert, von 2002 bis 2022 sei er Ortsbeauftragter gewesen.