Das Jahr 392 in der Sebastianifest-Zeitrechnung in Lengfurt ist nicht irgendein Jahr in der persönlichen Geschichte von Thomas Baumann. Er ist Oberleutnant in der Sebastiani-Wehr, Offizier des 1. Zuges und vor allem ständiger Stellvertreter des Hauptmanns mit einer Fülle von Aufgaben, und diese hat er nicht nur beim traditionellen Fest zum Namenstag des Heiligen im Januar.
Um 6 Uhr morgens kündigen Böller-Schüsse den Festsonntag an, die Trommler der Wehr und ein Trompeten-Quartett der Musikkapelle Lengfurt weckt den Ort bei der "Tagreveille". Offiziere und Vorstandsmitglieder des Sebastiani-Vereins erleben das durch Trommelschläge und Fanfarenklänge vor dem Haus, so auch Oberleutnant Thomas Baumann, wo Trommlern und Begleit-Musikern erwärmendes Trinkbares plus Backwerk gereicht wurde – für diese sehr willkommen bei den heftigen Minusgraden dieses Sonntagmorgens.
Schon Vater Josef Baumann war über zehn Jahre Oberleutnant gewesen unter dem jetzigen Ehrenhauptmann Franz Seitz, Thomas Baumann brachte des nötige Wissen um diese Funktion quasi schon ein bisschen mit, und er hat auch schon fast jede Funktion in der Wehr einmal inne gehabt.
So schreitet er danach ab 8 Uhr zur allerersten Dienst-Pflicht: die Aufstellung der Wehr vor dem Rathaus. Die Feldwebel der Züge bekommen die Anweisung, ihre Mannschaften zu sortieren und dann die Mannschaftsstärke an ihn zu melden. Am Marktplatz meldet er nun Hauptmann Thomas Hahmann die Wehr ganz offiziell zum Dienstantritt, dann rückt die Wehr in die Pfarrkirche St. Jakobus d. Ältere ein, zum Festgottesdienst, den Pfarrer Matthias Wolpert, der satzungsgemäß Vorstand des Sebastiani-Vereins ist, zelebriert. Zentraler Gedanke der Predigt: den Segen und die Hilfe Gottes für eine Gemeinschaft wird es geben, wenn die Gemeinschaft sich als stark erweist.
Es herrscht große Betriebsamkeit
Danach trat die 80 Mann starke Wehr mit ihren Offizieren, Feldwebeln und Mannschaften nach dem Marsch durch den Altort auf dem Marktplatz an, wo an der Dreifaltigkeitssäule die Fahne des Vereins vor der Statue des Heiligen angebracht wurde. Danach war der Oberleutnant schnell ins Pfarrheim unterwegs, wo bereits reges Leben und Betriebsamkeit herrschte, denn viele Mitglieder der Wehr, die nicht mehr in Lengfurt wohnen und zum Teil aus großen Entfernungen angereist sind, suchen gerade beim Frühschoppen plus Mittagessen intensive Gespräche und Erinnerungsaustausch.
Das Pfarrheim war bis auf den letzten Platz gefüllt, für Küche und Ausschank eine mit Fleiß und Disziplin schwierige, aber meisterhaft gelöste Aufgabe. Hierfür sowie für die Bewirtung am Samstagabend nach dem Zapfenstreich, am Ehrungsabend am Sonntag und montags nach dem Gottesdienst für die Verstorbenen des Vereins hat Baumann den gesamten Einkauf der Lebensmittel übernommen, bei der sehr umfangreichen Aufgabe mit Vorbereitung, Bewirtung und Koordination hat er sehr wertvolle Unterstützung durch Ehefrau Iris und Sohn Florian, der auch Schriftführer im Sebastiani-Verein ist.
Ehrung beim Festabend
Nach der Festandacht am Nachmittag marschierte die Wehr zum Marktplatz zum traditionellen Fahnenschwenken. Fähnrich Rüdiger Schreck hat einmal mehr zu "Über den Wellen" mehrere Minuten die weißblaue Vereins-Fahne geschwenkt, unter den Blicken von mehreren Hundert Besuchern, die trotz Kälte den Marktplatz gesäumt und auch den Applaus nicht vergessen haben. Nächste Aufgabe für ihn: geeignete Begleitung der Fronleichnams-Prozession in Lengfurt durch den Sebastiani-Verein organisieren.
Am sonntäglichen Festabend wurde Thomas Baumann für 50 Jahre aktive Mitgliedschaft im Sebastiani-Verein geehrt.