Der Zustrom an Flüchtlingen nach Deutschland beschäftigt die Menschen. Dennoch kamen nur knapp 40 Personen in Lohr zur Diskussion der CSU über das Thema Flüchtlinge. „Schaffen wir das oder schafft uns das?“, fragte Bundestagsabgeordneter Alexander Hoffmann. Die Flüchtlingsströme, hauptsächlich verursacht durch den Zusammenbruch ganzer Staaten im Nahen Osten, wären laut Hoffmann früher wegen vorhandener Grenzen nicht möglich gewesen. Neben Krieg und Gewalt im eigenen Land sei auch der Wunsch nach einem besseren Leben in Europa ein gewichtiger Fluchtgrund.
Was ist zu tun? Eine Gesamtlösung hat auch Hoffmann nicht, nur Ansätze. Man müsse alle Flüchtlinge, die aus einem anderen EU-Land nach Deutschland einreisen wollen, zurückweisen und Anreize hierherzukommen vermindern. Chancenlose Asylbewerber müssten bereits an der Grenze zurückgewiesen werden, die anderen müssten sofort auf das Bundesgebiet verteilt werden. Ferner sollten die EU-Außengrenzen gesichert werden, weil aus Sicht der Menschen in armen Regionen Europa das Land sei, „wo Milch und Honig fließen“.
Zudem müsse man an den EU-Außengrenzen entmilitarisierte Zonen als Rückzugsmöglichkeiten für die betroffenen Menschen schaffen.
Doch damit sei es nicht getan, meinte Hoffmann. Es müsse auch dafür gesorgt werden, dass in den Krisenregionen Nahrung vorhanden ist. Und mit Blick auf den IS sagte er: „Um das Thema militärische Sicherheit kommen wir nicht herum.“
Wie komplex und unübersichtlich das Thema ist, wurde in der Diskussion deutlich, die sich an Hoffmanns einführende Betrachtung anschloss. Immer wieder wurden die Themen Asyl, Fachkräftemangel und Zuwanderung miteinander vermischt, was es nicht einfacher machte.
Klaus Becher kritisierte, dass ein in Lohr lebender Afghane 300 Euro für einen Integrationskurs zahlen solle, währende der Kurs für Syrer kostenlos sei. Dem hielt Hoffmann entgegen, dass Afghanistan „ein relativ sicheres Land“ sei. Er räumte zwar ein, dass das Leben dort weit entfernt sei von „paradiesischen Zuständen“, doch wenn alle es verließen, kippe dieses Land „auch noch weg“.
Laut Norbert Bohuschke bekommen weniger als zwei Prozent derer, „die derzeit anklopfen“, in Deutschland Asyl. Integrationskurse hielt er für überflüssig. Das sah Hoffmann anders. Es müsse unser eigenes Interesse sein, die Leute zu integrieren, zumal in der Praxis 30 bis 40 Prozent aus Schutzgründen bleiben dürften.
Karl-Heinz Djoharian vertrat die „extreme Meinung“, Europa sollte grundsätzlich keine Flüchtlinge aufnehmen und das deutsche Asylrecht sollte in die Tonne geworfen werden. Zurzeit werde in Europa ein Markt geschaffen, der die Wünsche der Flüchtlinge bediene. Zwar seien die Schicksale der einzelnen Menschen schlimm, meinte Djoharian, hielt aber die ernüchternde Zahl von einer Milliarde Menschen dagegen, die laut einer Studie bis 2030 nach Europa wollten (aktuell leben in Europa weniger als 750 Millionen Menschen).
Darüber, dass Europa keine Flüchtlinge aufnehmen solle, schüttelte Robert Engelhardt, Leiter des Lohrer Helferkreises Asyl, nur den Kopf. Unter anderem erinnerte er an den deutschen Warenexport; da könne man die Grenzen nicht dicht machen.
Wenn man auf der „globalen Sonnenseite“ stehe, müsse man sich fragen, „wie kann ich den Menschen da unten helfen?“, meinte Hoffmann. Zum einen bestehe die Möglichkeit, sie in Zeltstädten sich selbst zu überlassen. Er halte aber den Integrationsansatz für besser. Wobei die Rückkehr ins eigene Land das Ziel sein müsse.
Der Lohrer Spediteur Armin Lachmann sagte, die Hälfte seiner Mitarbeiter komme aus allen möglichen Ländern und er sei sehr zufrieden mit ihnen. „Was haben wir eigentlich für ein Problem?“, fragte er in die Runde. Ohne Italiener gäbe es seinen Worten nach wahrscheinlich die Glashütte und ohne Schwestern aus Kolumbien das Altersheim nicht mehr.
Nach Einschätzung von Ernst Herr funktionieren die EU-Regularien nicht mehr, wodurch „der Laden für uns uninteressant“ werde. Das sei ein Trugschluss, meinte Hoffmann. Deutschland sei „der große Profiteur“ der EU. Mache man die Grenzen dicht, breche der Binnenmarkt zusammen.
Ein anderer Plan als der von Angela Merkel funktioniere nicht, unterstützte der ehemalige Staatsminister Eberhard Sinner die Bundeskanzlerin. Es sei gut, dass sie sich nicht nervös machen lasse.