
Gleich dreifach konnte das deutsch-französische Theaterstück des Freiburger "Cargo Theaters" an der Grundschule Thüngen wirken: Die weitgehende Zweisprachigkeit des Spiels kann den Zugang zum Französischen verbessern, es gab einen kleinen Einblick in die besondere Situation afrikanischer Familien und Gesellschaften und zu guter Letzt sollte sich wohl bei den Schülern die Einsicht durchsetzen, nur wer neugierig und lernbereit ist, kann etwas verändern.
Bakari, ein neugieriger und wissensdurstiger Junge, wohnt in einem kleinen Dorf in Westafrika. Obwohl seine Eltern es sich nicht mehr leisten können, ihn zur Schule zu schicken, experimentiert er, angetrieben vom Forschertrieb zunächst mit Radios, Plastik, Mechanik und Elektrizität. Er ist einer von den Jungen, die anderen Löcher in den Bauch fragen. Damit stößt er aber nicht überall auf Zustimmung, vielmehr eckt er beim Dorfältesten an, der ihm weitere Versuche verbietet.
Eine Trockenperiode vernichtet die Maisernte, Bakaris Dorf hungert. Eine künstliche Bewässerung könnte Abhilfe schaffen, doch es fehlt an Strom. Gegen alle Widerstände baut der junge Mann aus Metallschrott, alten Fahrradteilen und anderem Abfall ein Windrad, mit dessen Strom schließlich eine Pumpe angetrieben wird. Eine Erfindung eines Querdenkers, die die Welt seines Dorfes verändert.
Nur zwei Schauspieler führen "Bakari und der Wind" auf: Der Afrikaner Momo Ekissi ist der hartnäckige Schüler; Margit Wierer schlüpft in die Rolle der Lehrerin, der Schwester und der Mutter. Die "Bühne" ist spartanisch knapp ausgestattet, wird aber durch den geschickten Einsatz der spärlichen Requisiten immer wieder neu und eindrucksvoll, meist kindgemäß, gestaltet.
Spannend ist der Wechsel zwischen traditionellen Sequenzen mit magischen Geschichten um das Menschen tötende Nashorn oder den Zauberer auf der einen Seite und der Begegnung mit der modernen Jetztzeit: "Wieso geht das Licht an, wenn die Lehrerin die Wand berührt?"
Der Wechsel zwischen der französischen und der deutschen Sprache gestaltete sich etwas schwieriger. Zwar ist die Grundschule Thüngen - wie berichtet - eine bilinguale Grundschule, in der viele der Kinder Französischunterricht erhalten, außerdem wiederholte Margit Wierer die fremden Texte von Momo Ekkissi geschickt auf Deutsch, doch waren die Worte anspruchsvoll und nicht immer von dem Muttersprachler bestmöglich artikuliert.
Trotzdem hielt die Spannung bei den jungen Zuschauern weitgehend bis zum Ende an. Als Begegnung mit der afrikanischen Kultur aber und als Hilfe, sich in die besondere französische Sprachmelodie einzufinden, war das Stück sehr gut geeignet. Die wichtige Botschaft bleibt womöglich auch haften: Jeder kann ein bisschen die Welt verändern, wenn er wissbegierig, fleißig und hartnäckig ist.