zurück
LOHR
Tessa Feller: Aus England über Asien nach Lohr
Von unserer Mitarbeiterin Rita Gress
 |  aktualisiert: 27.11.2014 15:33 Uhr

„Länger als in Lohr habe ich noch nirgendwo gelebt“, sagt die Engländerin Tessa Feller. Bevor sie vor zehn Jahren mit ihrem aus dem Landkreis Aschaffenburg stammenden Mann Stefan und den drei Kindern hier sesshaft wurde, lernte sie mehrere Länder und Kontinente kennen. „Von Lohr wollen wir nicht mehr weg. Wir fühlen uns wohl und haben beruflich wie privat Wurzeln geschlagen.“

Tessa Feller ist mit eigenem Übersetzungsbüro selbstständig und unterrichtet an der hiesigen Forstschule und der Vhs Englisch, ihr Mann ist studierter Forstwirt und arbeitet als Förster in Rechtenbach. Eine Lohrerin habe anfangs gemutmaßt, sie sei Spanierin, weil einer ihrer Söhne ein Real-Madrid-Trikot trug. „Ausgerechnet ich mit meinem blonden Haar“, lacht sie. Andere hätten sie gefragt, warum sie mit ihren Kindern englisch spreche. Tessa Feller wurde südwestlich der britischen Landeshauptstadt London geboren. Nach mehreren Umzügen ließen sich ihre Eltern mit den drei Töchtern nahe Cambridge nieder.

Deutsch studiert

„An unserer Schule wurde ab der siebten Klasse Französisch als erste und Deutsch als zweite Fremdsprache gelehrt.“ Heute seien Japanisch, Chinesisch und Spanisch die Spitzenreiter an den Gesamtschulen. Tessa Feller studierte in der schottischen Hauptstadt Edinburgh – nach Theodor Fontane „das Athen des Nordens“ – Deutsch und Spanisch. Im Januar 1992 ging sie für neun Monate nach Nischni Nowgorod (von 1932 bis 1990 Gorki) in Russland und unterrichtete dort Englisch. „Ein Jahr lang habe ich mich auf die russische Sprache vorbereitet, doch davon ist nicht mehr viel übrig.“ Zurück in England absolvierte sie ihr Studium für Lehramt in Sheffield in South Yorkshire und trat danach ihre Lehrtätigkeit an einer großen Gesamtschule in der Grafschaft Essex nordöstlich von London an.

Ihr drittes Berufsjahr war ein Austauschjahr; es führte die junge Pädagogin an ein deutsches Gymnasium in Rosenheim. Stefan Feller hatte im gut 100 Kilometer entfernten Freising Forstwirtschaft studiert und Anstellung gefunden. Das Paar beschloss, in der Stadt an der Isar zu bleiben. 1996 nahm Tessa Feller eine neue berufliche Herausforderung an. Im Marketingbereich der europäischen Zentrale eines US-Großkonzerns übernahm sie die Koordination europäischer Niederlassungen. 1998 kam Tochter Viona in Freising zur Welt, 2000 Sohn Jacob.

Zwei Jahre später packte die vierköpfige Familie die Koffer und siedelte nach Nepal in Südasien über. Stefan Feller hatte den Zuschlag für eine zweijährige Stelle beim Deutschen Entwicklungsdienst erhalten. Seine Frau war schwanger; Sohn Alexander kam 2002 in Nepal zur Welt. „Wir wussten, dass wir nach Deutschland zurückkehren werden.“ Großbritannien sei keine Option gewesen. „In England gibt es so gut wie keine Stelle für Förster.“ 2004 kamen sie nach Lohr. Tessa Feller hat ihre britische Staatsbürgerschaft beibehalten, ihre drei Kinder haben einen deutschen Pass. Heimweh habe sie keines, sagt die 47-Jährige.

Wurzeln und Heimat

„Die Wurzeln und die Verbundenheit zu England sind natürlich geblieben, doch meine Heimat ist da, wo mein Mann und meine Kinder sind.“ Das politische Geschehen Großbritanniens verfolgt sie über das Internet auf BBC. Ihr Vater schickt regelmäßig Zeitungsausschnitte mit den „latest news“. Zwei bis dreimal im Jahr reist Tessa Feller mit Mann und Kindern auf die britische Insel. Wenn sie Weihnachten dort verbringen, bereitet ihre Mutter das traditionelle Essen Pute und Plumpudding zu. „Weihnachten feiern wir als Mischung deutscher und englischer Gebräuche.“ Beschert wird an Heiligabend. Bevor die Kinder am 24. Dezember schlafen gehen, hängen sie eine Socke ans Fußende ihres Bettes. Nach britischer Sitte ist am 25. ein kleines Geschenk drin.

Der Unterschied zwischen Deutschen und Briten? „Meiner Meinung nach sind sie nicht weit voneinander weg.“ Die Deutschen hält Tessa Feller für genauer und direkter. „Mit ihnen kann man ohne Missverständnisse kommunizieren.“ Ihre Landsleute seien vielleicht etwas gelassener, sie ließen andere einfach machen. „Unwesentliches juckt da keinen.“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Beruf und Karriere
Britische Staatsbürgerschaft
British Broadcasting Corporation
England
Gesamtschulen
Real Madrid
Russische Sprache
Spanische Sprache
Studium und Hochschulbildung
Theodor Fontane
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top