
Irgendwie ist derzeit der Wurm drin im Telekommunikationswesen in Lohr. Seit Wochen sorgen Qualitätsmängel beim im Auftrag der Telekom laufenden Glasfaserausbau im Stadtgebiet für Ärger und Diskussionen. Und nun auch noch das: Im Stadtteil Ruppertshütten waren fast eineinhalb Wochen lang etliche Telefonleitungen tot. Zu allem Überfluss fiel wegen der Leitungsstörung auch der Geldautomat im Ort aus. Seit Dienstagabend, 18 Uhr, funktioniert die Leitung wieder.
Laut Telekom waren nur "wenige Kundenanschlüsse" von dem Teilausfall betroffen. Eine exakte Zahl könne man nicht nennen, da nicht jeder Betroffene die Störung gemeldet habe. Als Grund für die bereits am 16. September aufgetretene Störung nannte ein Pressesprecher auf Anfrage ein durch eindringendes Wasser beschädigtes Kabel.
Dass die Störung derart lange andauerte, erklärte der Pressesprecher zum einen damit, dass die Fehlersuche sehr aufwendig gewesen sei. Es seien umfangreiche Messungen erforderlich gewesen, um die Störung zu lokalisieren. Wasserschäden seien "grundsätzlich schwerer und nur mit erheblichem Aufwand zu finden". Oftmals seien die Kabel in solchen Fällen gleich an mehreren Stellen defekt, so der Pressesprecher.
Schadstelle lag an einem Hang im Wald
Die nach längerer Suche lokalisierte Schadstelle lag nach Aussage des Pressesprechers in einem Waldgebiet und in Hanglage. Dies habe die Arbeit erschwert. Es seien in solchen Fällen umfangreiche Tiefbauarbeiten im öffentlichen Raum erforderlich, wofür man zunächst Genehmigungen einholen müsse.
Ein von dem Ausfall betroffener Ruppertshüttener hatte gegenüber der Redaktion geschildert, dass er bei wiederholten Anrufen bei der Störungshotline der Telekom immer wieder vertröstet worden sei. Mehrfach sei ihm ein Termin genannt worden, bis zu dem das Telefon wieder funktionieren sollte. Doch die Leitung seit stets tot geblieben. "Die gewählte Rufnummer ist derzeit nicht erreichbar", lautete stattdessen die automatische Ansage, wenn man einen der betroffenen Anschlüsse anrufen will.
Wie der Pressesprecher der Telekom gegenüber der Redaktion erklärte, biete man betroffenen Kunden in solchen Fällen "selbstverständlich" Ersatz an. Bei längeren Ausfällen biete man beispielsweise eine kostenlose Weiterschaltung auf ein Mobilfunkgerät, also auf ein Handy. Auch bestehe die Möglichkeit einer "Hybrid-Lösung", bei der statt des Kabels übergangsweise Mobilfunk zur Datenübertragung genutzt werde. Bei solchen Lösungen müsse jedoch geprüft werden, ob sie im Einzelfall technisch möglich seien, so der Telekomsprecher. Für Kunden, die kein eigenes Handy hätten, stelle man "Notfall-Handys beziehungsweise Senioren-Handys" bereit.
Wichtig sei, so der Telekom-Sprecher, dass Kunden eine Störung immer dem Telekom-Kundendienst meldeten. Zum einen, damit mit der Behebung der Störung begonnen werden könne, zum anderen, um eben Ersatz anbieten zu können.
Entschädigung theoretisch möglich
Ein Ruppertshüttener, dessen hochbetagte Mutter von dem Ausfall betroffen war, schilderte gegenüber der Redaktion indes, dass ihm bei mehreren Anrufen bei der Hotline keine solche Übergangslösung angeboten worden sei. Es sei lediglich gesagt worden, dass die Ausfalltage von der Telefonrechnung abgezogen würden. Der Telekomsprecher sagt dazu, dass Kunden solche Entschädigungen geltend machen könnten – aber nur, wenn sie die Störung ihres Anschlusses auch gemeldet hätten.
Vom Ausfall der Leitung betroffen war auch der Geldautomat der Raiffeisenbank Main-Spessart in Ruppertshütten. Wie deren Sprecher Hilmar Ullrich auf Anfrage sagt, sei von der Telekom ein Schaden an der Leitung zwischen Frammersbach und Ruppertshütten als Ursache genannt worden.
Zwischen den beiden Orten liefen zuletzt auch Grabungsarbeiten im Zusammenhang mit dem Glasfaserausbau. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen Arbeiten und der Leitungsstörung? Dies könne man "nicht bestätigen", trat der Telekom-Sprecher in Ruppertshütten umlaufenden Vermutungen entgegen.
Die Raiffeisenbank hat ihre Kunden während der Zeit der Störung laut Ullrich an den nächsten Geldautomaten verwiesen, der in Langenprozelten steht. Der Automat in Ruppertshütten habe ohnehin "keine massive Frequenz". Überdies, so Ullrich, seien die Leute gut organisiert und würden auf andere Geldautomaten ausweichen. Die Raiffeisenbank betreibe 46 solcher Automaten im Landkreis.