
Der Werkausschuss des Lohrer Stadtrates hat am Montag einstimmig eine Priorisierungsliste für Sanierungsarbeiten an der Kanalisation und an Wasserleitungen anerkannt. Sie soll für die Beratungen des Haushalts 2022 zur Verfügung gestellt werden. Eine Reihenfolge der Umsetzung lässt sich daraus aber nicht ableiten, wurde in der Sitzung deutlich.
Bürgermeister Mario Paul erinnerte daran, dass der Stadtrat im März auf Antrag der Grünen-Fraktion beschlossen hat, die Verwaltung solle eine Maßnahmenliste und Priorisierungskriterien vorlegen. Der Werkausschuss solle dann die Maßnahmen priorisieren und in eine Zeitplanung für die kommenden zehn Jahre einarbeiten.
Danach solle der Haupt-, Finanz- und Bauausschuss mit Blick auf den damit verbundenen Straßenunterhalt diese Maßnahmen für die Beratungen zum Haushalt 2022 vorbereiten. Paul bescheinigte den Stadtwerken, bei der Erarbeitung der Dringlichkeitsreihenfolge eine "notwendige und sinnvolle Fleißarbeit" erbracht zu haben.
Wichtig für die Versorgungssicherheit
Die Fleißarbeit selbst stellte Manfred Endres von den Stadtwerken vor. In die Bewertungsmatrix sind zahlreiche Kriterien eingeflossen, beispielsweise die Ergebnisse einer derzeit noch andauernden Kamerabefahrung und die Hauptrohrbrüche der vergangenen 20 Jahre.
Aber auch die Bedeutung einer Leitung für die Versorgungssicherheit, die geregelte Abwasserableitung und die Erfahrungen von langjährigen Mitarbeitern hätten eine Rolle gespielt. Ferner hätten Bauvorhaben anderer Akteure, verkehrstechnische Gründe und Strukturverbesserungen im Kanalnetz bei der Einschätzung der Dringlichkeit berücksichtigt werden müssen.
In der Priorisierungsliste der Stadtwerke stehen vier Objekte auf Stufe 1 "sehr hoher Handlungsbedarf": die Kelterstraße in Rodenbach, der Mühlweg in Pflochsbach, die Hofstettener Straße in Steinbach von Hausnummer 4 bis 22 und die Abwasserdruckleitung von Rodenbach bis Lohr.
Die Stufe 2 "hoher Handlungsbedarf" umfasst fünf Straßen: den Brunnenwiesenweg von der Brücke Eichenstraße bis zum Anwesen Pohl, den Nikolaus-Fey-Weg vom Brunnenwiesenweg bis zur Einmündung des Tannenackerwegs, den Sonnenrain in Sackenbach, die Rodenbacher Straße von der Talstraße bis zur Lautersbrunnstraße und den Höhenweg in der Lindig-Siedlung.
Kanalnetz ist circa 40 Jahre alt
Das Alter des Lohrer Kanalnetzes liegt laut Endres in etwa beim Durchschnittsalter in ganz Bayern von circa 40 Jahren. Die Nutzungsdauer eines Kanals betrage 50 bis 80 Jahre. Die empfohlene Mindestsanierungsquote von 1,5 Prozent pro Jahr werde mit 0,8 Prozent im Freistaat klar unterschritten. "In Lohr liegen wir ein bisschen drüber", sagte Endres.
Wie es nun konkret weitergehen solle, wollte Clemens Kracht (Grüne) wissen. Von den dringend notwendigen Maßnahmen seien einige unabhängig vom städtischen Haushalt umsetzbar, machte Stadtwerkeleiter Otto Mergler deutlich. Das gelte beispielsweise für die Nummer 1 der Liste, die Kelterstraße in Rodenbach.
Diese sei nur grob geschottert, ein Anwohner wolle bauen: "Es bietet sich an, jetzt etwas zu machen, aber die Stadt wird davon kaum betroffen sein." Ähnlich sehe es mit der Nummer 4 aus, der Abwasserdruckleitung von Rodenbach nach Lohr. "Das müssen wir machen, das tangiert die Stadt ebenfalls kaum", so Mergler.
Deshalb sei es auch zum jetzigen Zeitpunkt schwierig zu sagen, wie viel Geld für den begleitenden Straßenunterhalt notwendig sei. Der Stadtwerkeleiter kündigte an, bei den Haushaltsberatungen auf den Stadtrat zuzukommen. "Ob man aber alles monetär bewertet und im Finanzplan auf zehn Jahre zubetoniert, ist eine andere Frage."
Befahrung 2022 fertig
Bärbel Imhof (Grüne) hakte nach, ob die Liste vollständig sei und fragte, "wie beschädigt unser Netz" sei. Die erste Frage konnte Endres beantworten: Die Kamerabefahrung dauere bis 2022. Bis dahin solle die komplette Lohrer Kanalisation bewertet sein. Laut Otto Mergler ist die Liste praktisch nie abgeschlossen, "man muss ständig am Ball bleiben". Die zweite Frage sei schwer zu beantworten.