
Das Technische Hilfswerk (THW) als Zivilschutzeinrichtung wird wegen der unsicheren Weltlage und zunehmenden extremen Wetterereignissen so nötig gebraucht wie schon lange nicht mehr. Dennoch muss die Organisation massive Einsparungen hinnehmen, wurde beim Jahrestreffen des Ortsverbands Lohr in der Unterkunft an der Walter-Senger-Straße beklagt.
Als sie vom Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt gehört habe, "habe ich erst einmal Schnappatmung bekommen", bekannte Karin Munzke, die Leiterin der THW-Regionalstelle Karlstadt. Das THW sei aber "mit einem blauen Auge davongekommen". So gebe es zusätzliche 15 Millionen Euro für die Ortsverbände, die im ursprünglichen Regierungsentwurf für den Haushalt 2024 nicht vorgesehen gewesen seien.
Doch in den nächsten Jahren sehe es schlechter aus. Das THW solle bei Liegenschaften, Fahrzeugbeschaffung und Ausbildung massiv sparen, berichtete Munzke. Die Finanzierung des THW müsse auf einen soliden Sockel gestellt werden, forderte die Regionalstellenleiterin: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist das nicht so."
Nicht gut aufgestellt
Das sei unverständlich wegen der vielen neuen Herausforderungen im Zivilschutz. Die neue THW-Leitung habe die Herstellung der Zivilschutzfähigkeit bis 2030 als Ziel ausgegeben. Das THW kann nach Munzkes Worten "nicht die Welt retten, aber wir können einen wichtigen Beitrag dazu leisten". Dafür müsse die Organisation aber auch gut aufgestellt werden.
Der Lohrer THW-Ortsbeauftragte Simon Lichtinghagen betonte, das vorgesehene Niveau reiche für reguläre Ersatzbeschaffungen nicht aus. Das Einsatzgeschehen wie das Sturmtief Zoltan zum Jahresende 2023 strapaziere den Etat obendrein. Die zusätzlichen 15 Millionen Euro würden für dringende Investitionen in eine ergänzende Hochwasserausstattung und die Einsatzdigitalisierung benötigt.
Lichtinghagen hatte aber auch positive Neuigkeiten. So verfügt der Ortsverband seit August vorigen Jahres über eine Mini-Gruppe für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren. Denn den Lohrer THW'lern ist aufgefallen, dass das Interesse der Vorschulkinder beim jährlichen "Blaulichttag" in der Unterkunft riesig ist, sie aber für die Jugendgruppe zehn Jahre alt sein müssen.
Warteliste für Mini-Gruppe
Diese Zeit überbrückt die neue Mini-Gruppe unter der Leitung von Susi Sturm und Sarah Stahl. Ihr gehörten rund 20 Kinder an, berichtete Lichtinghagen. Wegen der großen Resonanz gebe es mittlerweile eine Warteliste. Was die Kinder gelernt haben, zeigten sie bei der Übung "Bewegung großer Lasten" (in Person des Ortsbeauftragten).
Ferner sei seit vergangener Woche endlich der Fahrzeugschein für den Trailer für das neue THW-Boot eingetroffen. Der bürokratische Zulassungsprozess habe sich über Monate hingezogen. Im Januar 2024 habe der Ortsverband seinen neuen Wechselbrückenanhänger abholen können. Auf ihm wird das Einsatzgerüstsystem verladen, der Anhänger kann aber auch andere Lasten wie die Wechselbrücke mit Platz für 18 Europaletten tragen.
Dem Ortsverband gehören nach Angaben des stellvertretende Ortsbeauftragten Andreas Stebner 181 Einsatzkräfte an, davon 45 Helferinnen. Die Zahl der aktiven Helfer bezifferte er auf 90. Dazu kommen noch zehn Junghelfer und 20 Mitglieder der Mini-Gruppe.
Der THW-Ortsverband Lohr leistete laut Stebner im vergangenen Jahr knapp 13.000 Dienststunden. Größte Posten waren der allgemeine Dienst mit circa 6400 Stunden, die Ausbildung am Standort mit 3357 Stunden und Einsätze mit 1631 Stunden. Einsatzschwerpunkte waren Unwetter mit 475 Stunden, die Unterstützung bei der Brandbekämpfung mit 205 Stunden und Störungen kritischer Infrastruktur wie etwa verstopfte Kanäle mit 111 Stunden.
Regionalstellenleiterin Karin Munzke ehrte Ingbert Wack in Abwesenheit für 60 Jahre Dienst im THW und Bernhard Koch für 40 Jahre. Im Kreis könne man darauf vertrauen, "dass wir im Notfall tatkräftig durch das THW unterstützt werden", sagte der stellvertretende Landrat Christoph Vogel in seinem Grußwort.
Verlässlicher Partner
Für die Polizei-Inspektion Lohr betonte der stellvertretende Dienststellenleiter Florian Daube die Verbundenheit mit dem THW. Kreisbrandinspektor Harald Merz nannte das THW Lohr einen starken und verlässlichen Partner.
