„Ein Isolator“, sagt Lothar Vormwald (61), „ist ein Alltagsgegenstand, der nicht beachtet wird und doch überall zu sehen ist.“ Heute vor zehn Jahren, am 20. Juni 2004, wurde für den gelernten Starkstromelektriker, der seit Jugendtagen von Isolatoren fasziniert ist, ein Traum wahr: im ehemaligen Trafotürmchen an der Haaggasse eröffnete er ein Isolatorenmuseum. 4271 Besucher führte er seitdem durch sein kleines Reich, in dem er auf engstem Raum 603 Isolatoren aus 40 Ländern zeigt. Maximal sieben Leute passen gleichzeitig rein.
Das Türmchen gehört der Stadt, der Inhalt Vormwald. Vor rund elfeinhalb Jahren begann er mit der Renovierung des unter Denkmalschutz stehenden Türmchens. Unermüdlich hat er – auf eigene Rechnung – Wände neu verputzt und gestrichen, den Fußboden im Erdgeschoss gefliest, Regale angebracht und eine schmale Wendeltreppe einbauen lassen, die in den ersten Stock führt. Teilweise wurde er dabei finanziell und ideell von Firmen und Privatleuten unterstützt.
Wichtig war Vormwald, dass nicht nur Technik-Fans auf ihre Kosten kommen, sondern auch der Normalbürger, der nichts mit Isolatoren am Hut hat. Deshalb verzichtete er in seinen Erläuterungstafeln bewusst auf zu viel Fachchinesisch.
Wenn Kinder in sein Museum kommen, ist das für Vormwald „die schönste Herausforderung“. Weil diese Fragen stellen, auf die kein Erwachsener käme. Kaum fragt das eine Kind, „wie sieht Strom aus?“, sagt das andere „blau“, während ein weiteres der Meinung ist, Strom sei bestimmt grün. „Dann bin ich gefragt“, sagt Vormwald lachend.
Aufgefallen ist ihm im Lauf der Jahre, dass Kinder speziell von den kleinen Isolatoren angezogen werden. Frauen achten seinen Beobachtungen zufolge vor allem auf Formen und Farben der Ausstellungsstücke und Männer seien eher technisch interessiert.
Neben denen, die sich für einen Museumsbesuch bei ihm anmelden, kämen vor allem Touristen, speziell Radtouristen, in sein Türmchen, hauptsächlich aus Deutschland und den benachbarten Ländern. Aber auch Kanadier, US-Bürger und Chinesen hätten schon den Weg zu ihm gefunden. Letztere seien überwiegend bei Bosch Rexroth beschäftigt.
Besonders gefreut hat sich Vormwald, als er eines Tages von einer Filmgesellschaft aus Berlin zu Rate gezogen wurde. Diese drehte einen Film, der in den 1920er Jahren spielte und in dem auch Strommasten und Telefonleitungen zu sehen waren. Vormwalds Aufgabe war es, zu überprüfen, ob die zugehörigen Isolatoren zeitlich passten. Auch als in Wien ein altes Stadthaus restauriert wurde, wurde bei Vormwald nachgefragt, ob die am Haus angebrachten Isolatoren erhaltenswert seien. Sie waren es.
Zwar ist Vormwald mit seinen 61 Jahren noch nicht wirklich alt, dennoch macht er sich bereits Gedanken über die Zukunft seiner Sammlung. Als Nachfolger ins Auge gefasst hat er einen gerade mal 15-Jährigen aus dem Raum Koblenz, der seine Leidenschaft zu den Isolatoren teilt. Kennengelernt haben sich die beiden, als der Junge vor zwei Jahren im Internet nach Isolatoren suchte, dabei auf Vormwalds Isolatorenmuseum stieß und mit ihm Kontakt aufnahm. Schon zweimal war der junge Isolatorenfan, chauffiert von Mama, bei Vormwald zu Besuch; demnächst steht ein weiterer an, und da will auch der Papa mitkommen.
Laut Vormwald gibt es in Europa knapp 40 Isolatorensammler. Allerdings sei er der einzige, mit einem öffentlichen Museum. Zwar gebe es in Europa Technikmuseen, in denen auch Isolatoren ausgestellt würden, auch werde in den ehemaligen Fabrikräumen der Margarethenhütte in Großdubrau bei Bautzen noch die Herstellung von Isolatoren demonstriert, aber die Vielfalt der Isolatoren sei nur in Lohr zu sehen. Vormwald hat Isolatoren aus Porzellan, Glas und Kunststoff, manche sind nur wenige Zentimeter lang und wiegen nur einige Gramm, andere sind fast vier Meter hoch und bringen annähernd eine halbe Tonne auf die Waage. Vormwalds ältestes Exemplar stammt aus dem Jahr 1891 (den ersten Isolator überhaupt baute Werner von Siemens im Jahr 1848), die jüngsten stammen aus der Jetztzeit. Insgesamt umfasst seine Sammlung mittlerweile rund 1500 Isolatoren aus 50 Ländern.
Vor diesem Hintergrund ist Vormwald zurzeit auf der Suche nach zusätzlichen Räumlichkeiten, in denen er weitere Teile seiner Sammlung zeigen könnte. . .
Das Isolatorenmuseum an der Lohrer Haaggasse ist an jedem 1. Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet, zudem für Gruppen nach Vereinbarung, Tel. (0 93 52) 47 95.
Isolator
Ein Isolator ist ein Bauteil der Elektrotechnik, das eine hohe mechanische Belastbarkeit, aber nur eine sehr geringe elektrische Leitfähigkeit besitzt. Isolatoren werden überall eingesetzt, wo blanke elektrische Leiter befestigt, gehalten oder geführt werden müssen, ohne dass es zu einem wesentlichen Stromfluss durch das Befestigungselement kommen darf.
Isolatoren gibt es seit gut 160 Jahren. Man findet sie an Freileitungsmasten, Umspannwerken, Antennen oder auch als Durchführungsisolatoren an Leistungstransformatoren, großen Kondensatoren, Abschirm-Gehäusen oder zum Beispiel Zündkerzen. Elektrische Kabel besitzen eine elektrisch isolierende Umhüllung. Quelle: Wikipedia