Seit mehr als 25 Jahren repariert Stefan Schmitt im Lohrer Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium kaputte Türschlösser, kontrolliert die Feuerlöscher und bespricht sich mit den Technikern und Reinigungskräften. Anlässlich seines Dienstjubiläums begleitete unser Mitarbeiter Philipp Heilgenthal den Hausmeister einen Tag lang.
Schmitts Dienst beginnt um 7 Uhr, bevor die ersten Schüler eintreffen. Zu dieser Zeit schaut der Hausmeister meist bei den Reinigungskräften vorbei, deren Arbeit gerade voll im Gang ist. "Es ist wichtig, dass ich mich am besten jeden Tag mal blicken lasse, ob alles in Ordnung ist oder ob sie etwas von mir brauchen", erklärt der gelernte Mechaniker.
Auf dem Nägelsee-Areal sind neben dem Gymnasium auch die Gustav-Woernitz-Mittelschule, die St. Kilians-Förderschule, die Dreifachturnhalle, das Hallenbad und die Außensportanlage untergebracht. Daher sind für die Instandhaltung und Reinigung des Nägelsee Schul- und Sportzentrums neben Schmitt auch ein Hausmeister für die Mittelschule, ein weiterer für den Außenbereich, zwei Techniker, mehrere Bademeister und Reinigungskräfte engagiert. Der Hausmeister des Gymnasiums leitet das Team.
Kommunikationskompetenz
Wegen des ständigen Austauschs mit Lehrkräften und Schulangestellten ist Kommunikationskompetenz für einen Hausmeister ohnehin sehr wichtig. Für Stefan Schmitts Arbeit ist sie angesichts der komplizierten Konstellation des Schul- und Sportzentrums gar von herausragender Bedeutung. Das Fingerspitzengefühl beim Umgang mit den Kollegen, Lehrern und Schülern beherrscht er: "Oft bin ich mehr Manager und Ansprechpartner als irgendetwas anderes."
Schmitt lobt die vier Mitarbeiterinnen des Zweckverbands Schul- und Sportzentrum Lohr und dessen Geschäftsleiter Andreas Fersch: "Ich bekomme von ihnen tatkräftige Unterstützung bei allem, was ich brauche." Der Zweckverband verwaltet von den Schulbüchern bis zum nötigen Werkzeug alle Anschaffungen am Nägelsee-Zentrum.
Dessen Größe macht sich vor allem an den enormen Distanzen bemerkbar, die der Hausmeister täglich zurücklegen muss. "An einem normalen Tag sind es etwa sechs bis acht Kilometer, die ich laufe. An guten Tagen sind es schon mal zehn oder elf Kilometer", sagt der gebürtige Sackenbacher.
Routine-Kontrollgänge
Der Tag, an dem unser Reporter den Hausmeister begleitet, ist offensichtlich ein "guter". Da die Bademeister jeden Mittwoch- und Donnerstagvormittag frei haben, steht für Schmitt auch an diesem Mittwoch ein routinemäßiger Kontrollgang an. Kurz darauf kommt Techniker Martin Schmitt im Büro seines Kollegen vorbei und bespricht sich mit ihm wegen eines Schlüssel-Safes.
Dieser soll irgendwo am hinteren Ausgang der Turnhalle angebracht werden, weshalb Schmitt zum Turnhallen- und Schwimmbad-Gebäude zurückkehren muss. Wieder zurück im Büro klingelt das Telefon: Der 56-Jährige wird gebeten, für eine Förderschulklasse die Wasserhöhe des kleinen Beckens zu senken. Zum dritten Mal tritt er den langen Marsch Richtung Schwimmbad an.
Auf dem Weg dorthin erzählt Schmitt stolz von den vielen Veränderungen durch die Sanierung der gesamten Anlage, die im März 2019 abgeschlossen wurde. Alle Klassenzimmer seien seitdem mit modernster Technik in Form von digitalen Tafeln, aber auch mit neuen Lüftungsanlagen ausgestattet. Außerdem reagieren die allermeisten Lichter automatisch, wenn jemand den Raum betritt. "Es gibt kaum noch Lichtschalter", sagt der Kontrolleur der Lichtanlagen und Schlösser.
Die Schlösser hat er an seinem Computer im Blick. So kann Schmitt für jede Person einen elektro-mechanischen Schlüssel individuell programmieren und für bestimmte Räume freigeben oder sperren. "Mit dieser Kombination aus mechanischem Schloss und programmierter Zugriffsbefugnis wollen wir Sicherheitsrisikos eindämmen. Vor allem damit Schüler nicht Zugang zu unbefugten Materialien, wie etwa giftige Reinigungsmittel, bekommen", erklärt der Hausmeister.
Brandschutz-Experte
Sicherheit wird am Nägelsee-Zentrum vor allem beim Brandschutz groß geschrieben. Als langjähriger Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Sackenbach obliegt das natürlich ebenfalls Stefan Schmitt. So tauscht der erfahrene Feuerwehrmann an diesem Vormittag einen Feuerlöscher aus und kontrolliert eine Brandschutztür. Schnell wird klar, dass im Ernstfall nichts dem Zufall überlassen wird.
Mit der Überprüfung der Türen ist die Arbeit noch lange nicht getan: Der Brandschutzbeauftragte muss mittlerweile alles genau protokollieren. Insgesamt fällt in Schmitts Job überraschend viel Schreibarbeit an. Beispielsweise ist er derzeit dabei, für jede einzelne Leiter der Nägelsee-Anlage ein Kontrollblatt zu erstellen. "Die Dokumentation ist schon mehr geworden als früher. Aber es gibt auch noch Tage, an denen ich gar nichts eintippen muss", berichtet der Hausmeister.
Als der 56-Jährige wieder im Schulhaus unterwegs ist, räumt er auf dem Weg eine leere Verpackung auf und ermahnt einen Schüler, der am Treppengelände turnt. Als Hausmeister müsse er immer mit offenem Auge durchs Gebäude laufen und schauen, ob irgendetwas nicht stimme, betont Schmitt.
Prioritäten setzen
Am Nachmittag steht dann noch mehr Schreibarbeit an. Außerdem arbeitet Schmitt den Reinigungskräften zu, indem er regelmäßig das Reinigungsmittel in kleinere Behälter abfüllt. Doch der Hausmeister muss immer damit rechnen, dass er wegen dringender Notfälle bei seiner Arbeit unterbrochen wird.
Daher ist Zeitmanagement ebenfalls eine immens wichtige Fähigkeit in seinem Beruf. "Vieles muss bis irgendwann mal erledigt werden und vieles muss sofort behoben werden. Da muss man die richtigen Prioritäten setzen, darf jedoch langfristige Aufgaben nicht aus den Augen verlieren", erklärt der geschickte Handwerker.
All das ist genau Stefan Schmitts Welt. Er kann sich bis zu seiner Rente in neun Jahren keinen anderen Job mehr vorstellen, den er lieber machen würde. "Der Umgang mit den Kindern und die Hilfe, die man jedem bietet, ist einfach toll. Das möchte ich nicht mehr missen", schwärmt der Alleskönner über seinen Beruf.