zurück
Arnstein
Tausche Hörsaal gegen Backstube: Wie die Zwillinge Jana und Laura ihr Hobby in der Konditorei zum Beruf machen
Handarbeit statt Bürojob – das wünschen sich die beiden Zwillinge aus Unterfranken. Weshalb sie sich trotz abgeschlossenem Bachelor für eine Ausbildung zur Konditorin entscheiden.
Die Zwillinge Laura (links) und Jana Hofmann gehen in ihrer Ausbildung zu Konditorinnen richtig auf.
Foto: Angelina Hofmann | Die Zwillinge Laura (links) und Jana Hofmann gehen in ihrer Ausbildung zu Konditorinnen richtig auf.
Angelina Hofmann
 |  aktualisiert: 11.10.2024 02:37 Uhr

Ein top Abitur und den Bachelor in der Tasche, doch statt an den Schreibtisch geht's für Laura und Jana Hofmann in die Backstube. Die 22-jährigen Zwillinge haben diesen Sommer ihren Bachelor in Politik- und Kommunikationswissenschaften in München abgeschlossen. Doch schon seit Beginn ihres Studiums merken die beiden: Das ist nicht das, wofür ihr Herz schlägt.

"Bei einem Abischnitt von 1,0 war die Frage nie 'Was wollt ihr machen?', sondern 'Was wollt ihr studieren?'", erzählen die beiden. Eine Ausbildung stand für die Zwillinge während der Schulzeit eigentlich nie zur Debatte. Doch bereits seit Beginn des Studiums hatten die beiden Schwestern Zweifel an ihrer Entscheidung, spätestens ab der zweiten Hälfte war für sie klar: so kann es nicht weitergehen.

Sie wollten einen Job, der sie erfüllt

Als die Frage aufkam, wie es nach dem Bachelor weitergehen soll, waren sie sich einig, dass ein Bürojob unvorstellbar für die beiden war. Das Studium abbrechen wollten sie nicht, doch ihr ganzes Leben in diesem Bereich zu arbeiten war für Jana und Laura auch keine Option. Daher entschieden sie gemeinsam, statt eines weiterführenden Masters eine ganz neue Richtung einzuschlagen. Eine Ausbildung zur Konditorin sollte es sein.

Bereits im Kindesalter begannen die Zwillinge mit dem Backen und fanden damit ein gemeinsames Hobby, welches sie mittlerweile auf Instagram mit anderen Menschen teilen. Am allerliebsten, verraten sie, backen sie Plätzchen, daher freuen sie sich das ganze Jahr über auf die Weihnachtszeit. In der Familie sind sie schon längst für alles rund ums Backen zuständig, nun soll das Hobby zum Beruf werden.

"Die Entscheidung war richtig", betont Jana. Auch mit dem Arbeitgeber sind die beiden sehr zufrieden. Um der Familie nah zu sein, wollten sie in Unterfranken bleiben. Im Café Stark in Arnstein fanden die beiden genau, was sie sich wünschten: Einen kleinen Betrieb, in dem sie noch richtige Handarbeit lernen konnten und der ein angenehmes Arbeitsklima bot.

Laura (links) und Jana (rechts) in Aktion in der Backstube des Café Stark in Arnstein
Foto: Angelina Hofmann | Laura (links) und Jana (rechts) in Aktion in der Backstube des Café Stark in Arnstein

Es war ihnen wichtig, diesen neuen Lebensabschnitt gemeinsam zu beginnen

Die Ausbildung im selben Betrieb machen zu können, war den Zwillingsschwestern sehr wichtig. In ihrer Freizeit verbringen Laura und Jana  viel Zeit zusammen, gehen beispielsweise gemeinsam ins Fitnessstudio und trainieren für einen Halbmarathon. Auch die Interessen und den Freundeskreis teilen sich die 22-Jährigen, sodass für sie klar war, dass sie auch ihre Ausbildung nicht getrennt absolvieren möchten. 

Doch wie soll es nach der Ausbildung weitergehen? Auch hier teilen sich die beiden eine klare Vorstellung: Erst der Meister, dann Praktika, um sich andere Unternehmen ansehen zu können. Der Traum der beiden ist, ein eigenes Café oder eine eigene Konditorei zu eröffnen. 

Die Umgewöhnung vom Studium zur Ausbildung war für die Schwestern anfangs nicht einfach. "Plötzlich hat man einen Vollzeitjob", erzählt Laura. Die freie Zeiteinteilung aus dem Studium war somit dahin. "Wir stehen halt acht Stunden am Tag, was im Studium jetzt nicht so vorkommt", berichtet Jana. 

Die Reaktionen auf den Richtungswechsel waren zwiegespalten

Von der Familie und dem engsten Kreis erfuhren sie viel Verständnis und Unterstützung für ihre Entscheidung, statt des Masters ins Handwerk zu wechseln. Doch das sei leider nicht bei allen der Fall. Besonders Außenstehende reagierten oft mit Unverständnis, berichten die Schwestern. "Vielen geht es bei der Berufswahl vor allem ums Gehalt und weniger um die eigenen Interessen", erzählt Jana. Da die Gehaltsaussichten mit der Ausbildung zur Konditorin weniger gut sind als in ihrem vorherigen Studium, zeigten manche wenig Verständnis für diesen Schritt.

Doch für Laura und Jana war die Entscheidung goldrichtig. Es sei toll, am Ende des Tages zu sehen, was man geschafft hat, erzählt Laura. Die Handarbeit macht ihnen Spaß, sodass sie gerne zur Arbeit kommen. Selbst das frühe Aufstehen, das in der Konditorei dazugehört, macht ihnen nichts aus. 

"Ich kann nur empfehlen, seinem Herzen zu folgen", betont Jana im Hinblick auf die Berufswahl. Es habe für die beiden lange gedauert, sich einzugestehen, nochmal einen neuen Pfad einschlagen zu wollen und dass der Lebensweg eben nicht geradlinig verlaufe. "Sich nicht von gesellschaftlichen Konventionen unterkriegen lassen"; meint Laura. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Arnstein
Angelina Hofmann
Basteln und Handarbeit
Konditoreien
Schwestern
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Stefan Fuchs
    Geb den jungen Damen vollkommen Recht.
    Wichtig ist der Spass bei der Arbeit!
    Auch ich war Konditor und musste umschulen wegen Mehlstauballergie.
    Lieber etwas weniger Geld in der Tasche aber nicht mit Magenproblemen am nächsten Tag zur Arbeit fahren zu müssen.
    Viele glauben immer noch das Studium wäre der Schlüssel zu Glück.
    Ich weiss nach meiner Umschulung von was ich rede.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jo Schmitt
    Recht habt ihr!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten