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KARLSTADT
Tausche Haus gegen Wohnung
Taschen schleppen: Da es zwischen der Altstadt und der Bodelschwinghstraße keine Lebensmittelgeschäfte gibt, gehört dieses Bild in der Hohenlohe-Straße zum Alltag in der „alten“ Siedlung.
Foto: Martina Amkreutz-Götz | Taschen schleppen: Da es zwischen der Altstadt und der Bodelschwinghstraße keine Lebensmittelgeschäfte gibt, gehört dieses Bild in der Hohenlohe-Straße zum Alltag in der „alten“ Siedlung.
Von unserem Redaktionsmitglied Martina Amkreutz-Götz
 |  aktualisiert: 17.05.2013 17:55 Uhr

Stadtrat Manfred Goldkuhle brachte es auf den Punkt: Die „alte“ Siedlung Karlstadts werde nach 35 Jahren Altstadtsanierung das neue Sanierungsgebiet der Stadt. Und sein CSU-Fraktionskollege Eugen Köhler aus Karlburg meinte, dass nach den Ortskernsanierungen in einigen Stadtteilen nun auch die Stadt selbst mal dran sei.

Es geht um das 25 Hektar große Siedlungsquartier zwischen Anger-straße, Grobenstraße, Bodelschwingh-Straße und Korb-Straße – laut Bauamtsleiter Herbert Werthmann doppelt so groß wie die Altstadt. Karlstadt gehört zu den drei Städten in einem bayerischen Pilotprojekt mit dem Ziel der Revitalisierung von Einfamilienhausgebieten. Vier Staatsministerien sind in dieses Projekt involviert.

In der Stadtratssitzung stellte Diplom-Ingenieurin und Architektin Manuela Skorka vom Planungsbüro Skorka in Neuried die Vorstellung und Wünsche der Bewohner in diesem Siedlungsgebiet vor, die bei einer Anwohnerversammlung gemeinsam mit dem Flächenmanagement der Stadt Karlstadt abgefragt wurden. Daraus erarbeitete das Neurieder Büro eine Bestandsaufnahme und ein Quartierskonzept.

Das Wohnraumangebot zeigte sich im Dezember 2010 so: 84,3 Prozent Vier- und Mehrraumwohnungen, 12,1 Prozent Dreiraumwohnungen, 2,9 Prozent Zweiraum- und 0,7 Prozent Einraumwohnungen. Im Quartier gibt es zwölf Baulücken und neun Leerstände. In 38 Parzellen (=zwölf Prozent) sind die Bewohner über 70 Jahre alt. Die meisten Wohnungen hätten mit 60 Quadratmetern die richtige Größe, seien aber nicht barrierefrei. „Bayernweit werden 2025 in etwa 75 Prozent der Haushalte ein oder zwei Personen leben“, referierte Manuela Skorka.

Revitalisierung

Aufgabenfelder sind die zu erwartenden Folgen der demografischen Entwicklung mit älter werdenden Menschen und weniger Kindern, mit Senioren, die in ihrem vertrauten Wohnfeld leben und versorgt werden möchten. In 15 bis 20 Jahren drohen vermehrt Leerstände in den in den 1960er und 70er Jahre gebauten Ein- und Mehrfamilienhäusern auf zu großen oder zu kleinen Grundstücken. Revitalisierung bedeutet ein attraktives Quartier für Jung und Alt, soziale Kontakte, nachbarschaftliche Unterstützung, Angebote von ambulanter, pflegerischer und medizinischer Versorgung, neue Wohnformen (Stichwort: Mehrgenerationen), eine nahe Lebensmittelversorgung, genügend Freiflächen, eine Neugestaltung des öffentlichen Raums – natürlich barrierefrei – und ein Nahverkehrsangebot.

Auch baulich muss das Quartier aufgewertet werden, wo es geht mit einem altengerechten Umbau ohne Barrieren, mit Wohnungen für Senioren im Erdgeschoss oder in oberen Etagen mit einem Lift, möglichst mit Garten oder Balkon. „Es besteht ein großer Beratungsbedarf rund um die Immobilie“, sagte Manuela Skorka den Stadträten.

Das Quartier zeige wenig Vielfalt im Hinblick auf das Wohnraumangebot. Teilweise empfand sie die Straßen mit ihren Häusern gleich aussehend, so dass sie zur Orientierung einen Stadtplan benötigte.

„Die meisten älteren und allein stehenden Bewohner wollen ungern in einen Wohnblock oder ins Altenheim ziehen“, verdeutlichte die Architektin. Für viele komme sogar ein Tausch infrage: tausche eigene Immobilie gegen seniorengerechte Wohnung. Junge Familien dagegen fänden keine freien Häuser oder wollen in ein Neubaugebiet. Dabei sei die Siedlung mit vielen unbebauten Grundstücken wegen der Nähe zur Altstadt und zu den Schulen ideal.

Grundkonzept erstellen

Die Architektin machte den Stadträten deutlich, dass sie selbst die Initiative für eine Verbesserung ergreifen müssen unter Mithilfe der Träger des Pilotprojekts und von Förderprogrammen. Dazu gehöre vor allem, die Bürger mitzunehmen. „Wir brauchen eine langfristige Planung, die sich im Laufe der Zeit möglichen Änderungen anpasst“, sagte Bauamtsleiter Herbert Werthmann: „Wir brauchen ein Grundkonzept auf einer rechtlichen Basis für private Bauherren und für Investoren, die Mietwohnungen bauen.“ Manuela Skorka zeigte Beispiele von kleinen Wohneinheiten, die sich Seniorengruppen gemeinsam bauten, sowie Mietshausumbauten in Städten.

 
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