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ZELLINGEN
Tanz ins Glück nach Deutschlands erstem Weltmeistertitel
Wiedersehen und Glückwünsche: Zellingens Zweiter Bürgermeister Werner Küffner (links) gratulierte Helene und Edgar Backmund zur Diamantenen Hochzeit und traf dabei gleichzeitig seinen ehemaligen Lehrmeister wieder.
Foto: Jürgen Kamm | Wiedersehen und Glückwünsche: Zellingens Zweiter Bürgermeister Werner Küffner (links) gratulierte Helene und Edgar Backmund zur Diamantenen Hochzeit und traf dabei gleichzeitig seinen ehemaligen Lehrmeister wieder.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:14 Uhr

„Aus, aus, aus! Aus! Das Spiel ist aus!“ Der legendäre Satz des Radioreporters Herbert Zimmermann zum Wunder von Bern – dem Sieg der bundesdeutschen Nationalmannschaft über Ungarn bei der Fußballweltmeisterschaft am 4. Juli 1954 – ist legendär. Doch am selben Tag begann auch etwas anderes, was zumindest für zwei von großer Bedeutung war: Die Beziehung und die Liebe von Helene Hauser und Edgar Backmund. Nach 60 Jahren Ehe feierte das Paar am Freitag und Samstag Diamantene Hochzeit.

Mit Erlaubnis der Mutter

Ihr ungewöhnliche Geschichte beginnt damit, dass sich Helene Hauser ohne Eintritt ins frisch eröffnete Zellinger Freibad schmuggelte, indem sie ein Stück im Main schwamm und die Liegewiese vom Ufer aus betrat. Im Schwimmbad traf sie auf Edgar Backmund und seine Clique. Er lud sie kurzerhand für den Abend zum Tanzen auf die Benediktushöhe in Retzbach ein. Gewollt hat sie schon, aber sie brauchte noch die Erlaubnis ihrer Mutter. „Ist in Ordnung, wenn Sie sie bis 11 Uhr wieder abliefern“, lautete die Antwort an Edgar Backmund. Diesen Satz hat sich das Paar bis heute gemerkt. Denn der damals 19-jährigen Frau passte es nicht wirklich, dass es nur so kurz sein sollte, wenn sie schon mal jemand ausführen wollte.

Wie lange sie noch auf ihre Mutter hörte, verrät das Jubelpaar nicht. Jedenfalls gab es schon bald einen Heiratsantrag und eine mehrjährige Verlobungszeit, in der das Paar mit seinem Motorroller unterwegs war und oft auch tanzen fuhr. Das Fahrzeug des Herstellers Triumph war sein ganzer Stolz und wäre heute genauso ein gefragter Oldtimer wie sein erstes Motorrad, eine Horex.

Ein vermutlich begehrter Jungsgeselle

Edgar Backmund war in Zellingen vermutlich ein begehrter Junggeselle. Seine Eltern Alias und Barbara hatten im Lindenweg eine Baufirma mit Zimmerei und Schlosserei. Im April 1935 geboren, war er mit 19 Jahren längst als gelernter Maurer im elterlichen Betrieb tätig. Später übernahm er zusammen mit seinem Bruder die Firma und führte bis zu 50 Mitarbeiter. Zellingens Zweiter Bürgermeister Werner Küffner, der mit einem Geschenkkorb im Namen der Gemeinde gratulierte, war einer von 14 Lehrlingen, die Backmund über die Jahrzehnte ausbildete. Die Maurerlehre war für Küffner die Basis auf dem Weg zum Tiefbauingenieur.

Auch Dorothea und Franz Hauser, die Eltern von Helene, waren Geschäftsleute. Sie betrieben auf der Juliuspromenade in Würzburg einen Laden für Zigarren und andere Rauchwaren. Ihr Vater fiel im Krieg und sie zog in der Nachkriegszeit zu ihrer Oma nach Zellingen, während sie die Handelsschule besuchte, um in den Zigarrenhandel einzusteigen. Unvergessen ist dem Paar, wie es etwas später die in Mode gekommenen Zigarettenautomaten auffüllte.

Hochzeitsdatum war kein Zufall

Das Ja-Wort gaben sich das Paar am 8. Juni 1958 vor dem Zellinger Standesbeamten Philipp Heßdörfer. Die Trauung in der Zellinger Pfarrkirche nahm Pfarrer Justin Wittich vor. Das Datum war kein Zufall: Am selben Tag feiernten die Großeltern der Braut Goldene Hochzeit – und ließen es sich nicht nehmen, die Hochzeitsfeier ihrer Enkelin zu bezahlen.

Das junge Ehepaar zog in neu gebautes Haus neben dem Geschäftshaus, an dem Edgar Backmund natürlich kräftig mitgemauert hatte. Auch seine Frau arbeitete nun in der Baufirma mit. Nach drei Jahren kam Tochter Petra zur Welt, sie bekam mit Sabine und Michaela bis 1967 noch zwei Schwestern. Dass sich in der Familie viel ums Bauen drehte, beeinflusste die Berufswahl der Töchter: Zwei von ihnen sind längst Architektinnen, die dritte verhilft Menschen als Augenoptikermeisterin zum Scharfsehen. Längst ist die Familie um Schwiegersöhne und zwei Enkel gewachsen.

Sportlich, musikalisch und kirchlich engagiert

In Zellingen ist das Paar nicht nur bekannt wie die Baufirma (und die Zimmerei des Bruders), die etliche Häuser baute und viele Kilometer Weinbergswege in Retzbach betonierte, sondern auch, weil sie sich im Verein zur Flurkapelle St. Therese engagieren und er lange Tennis beim TV Zellingen spielte. Zudem sang er geraume Zeit im Männerchor des Gesangvereins, weshalb der gesamte Chor bei der Feier für Freunde und Bekannte nach den Hochzeitstag ein Ständchen brachte.

 
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