
Der Fasching ist zurück! "Wir haben gebetet, dass die Pandemie vorbei geht", sagte Sitzungspräsident Jörg Brimer in der zweiten Prunksitzung des Retzbacher Carnevalsclub und versprach ein rundes Programm mit Garden, Tanzmariechen, Büttenreden und Elferräten. Mit dabei waren närrische Gäste aus Gauaschach.
Der erste Auftritt gebührte der Purzelgarde mit einem Marschtanz. Einen solchen studierte sie erst das zweite Jahr ein. Natürlich sieht die klassische Tanzdisziplin bei Kindern anders aus als bei den Teenagern der Juniorengarde und den Frauen der Prinzengarde. Alle Garden überzeugten auf ihre Art. In Vertretung des erkrankten eigenen Tanzmariechens wirbelte Marisa Saccavino vom Faschings-Club Thüngersheim über die Bühne.

Humoristisch eröffneten Balthasar Brimer und Manuel Hermann als (mehr oder weniger) seriöse Nachrichtensprecher den Abend. Topmeldung waren die Glasfaserkabel-Gräben von Retzbach, die Autofahrer orientierungslos ohne Ziel und ohne Sinn zurückließen. Ortskundige böten nun gegen Geld Lotsendienste an. Die Winzer hätten Sparsamkeit bewiesen und den Winzerkeller dem RCC überlassen. Empathisch zeigte sich Balthasar Brimer mit dem rosa Zwerg von der Benediktushöhe und besang ihn als "Zwerg in der Nacht, stehst da einsam im Mond" (auf den Spuren des "Vogel der Nacht" von Stefan Remmler) der runter blicke, wo die Liebste jetzt wohnt - das sei die frühere Gemeinderätin Barbara Gehrig.
Die Elferräte, die immer weniger wurden
Umgetextete Schlager brachten die RCC-Damen samt "Cordula Grün" an der Drehorgel als neue Gruppe zu Gehör. Besonders gut kam das Lied von den "zehn kleinen Elferräten" an, die immer weniger wurden. "Sieben kleine Elferräte erzählten Gags, ein Witz war besonders schlecht, da waren's nur noch sechs". Nachdem der Vorletzte schlechtem Wein zum Opfer gefallen war gab es ein Happy End: "Ein kleiner Elferrat ging traurig in den Keller runter, da wurde der Asbach aufgefüllt, schon kamen neun neue Räte."
Vor der Halbzeitpause erfreute die Purzelgarde mit ihrem Showtanz rund um Puppenspieler und Marionetten. Nach dem Durchschnaufen stellte sich das Prinzenpaar Markus und Kerstin vor. Sie habe so viele Jahre darauf gewartet, dass ihr Mann mitmacht, da wurde die Rede etwas länger, scherzte die Prinzessin und zückte eine Papierrolle – acht Meter lang.
Als Nachtwächter überzeugte einmal mehr Elmar Nun aus Retzstadt. Corona habe alle geschockt, einen derartigen Geschmacksverlust habe es vorher nur bei Tofu und Zellinger Wein gegeben. Der von Markus Söder persönlich eröffnete Retzstadter Dorfladen habe ein enormes Sortiment an Katzenfutter, mit Rind- oder Huhn-Geschmack aber "Maus". Dass bei der Ansprache des eigenen Bürgermeisters das Mikrofon versagte inspirierte ihm zum Lied "blamiert bis auf die Zeh'n".

Maxi Ziegler und Jochen Behr traten als "erste allgemeine Verbindung Retzbach Zellingen zugunsten der Hauptmann-Küppers-Stiftung auf. Sie boten eine Musik-Bütt mit allerlei Zungenbrechern gegen das deutsche Lachdefizit und sangen als Zugabe "ein Platz zum Lachen, der ist immer frei (zur Melodie vom Bett im Kornfeld).
Großes Finale kurz nach Mitternacht
Büttenredner Marco Weber thematisierte das Kaloriendesaster in der Adventszeit und berichtete vom Nadelbaum im Garten des gekauften Hauses in Gräfendorf, der als Weihnachtsbaum gedacht war und im Sommer alle Nadeln fallen ließ – war es doch schon ein alter Christbaum in der Hülse für die Wäschespinne.
Für optische Highlights sorgten brillante Showtänze. Die Juniorengarde nahm einen Reporter mit auf die Marsmission. Die Gäste aus Gauaschach entführten zu Indianern und Cowboys in den wilden Westen. Das Beste kam zum Schluss: Die Prinzengarde zog es in den Dschungel, wo sie gerade noch dem Kochtopf entkam. Und das Männerballett schlüpfte mit dem Tanz "Marvel's The Avengers" spektakulär in die Rolle von Comicfiguren. In der ausverkauften Halle ließ das begeisterte Publikum keine Tanzgruppe ohne Zugabe von der Bühne. Für manchen wohl viel zu früh rief Sitzungspräsident Jörg Brimer kurz nach Mitternacht alle Aktiven zum großen Finale auf die Bühne.