
"Man kann in 100 Tagen meist nur erste Weichen stellen, auf keinen Fall aber bereits besondere Ziele erreichen oder große Projekte umsetzten", zieht Bürgermeister Sven Nickel auf Anfrage der Redaktion eine kurze Zwischenbilanz seiner ersten Amtstage. Ein Großteil dieser Zeit habe er benötigt, um sich mit den, auch teilweise recht komplexen Themen tiefer vertraut zu machen. Jedenfalls bereite ihm dieses wunderbare Amt viel Spaß, so fordernd es manchmal sei. Er freue sich jeden Tag über die Vielfalt der Aufgaben.
"Meine neue Work-Life-Balance muss ich allerdings erst noch finden", stellt Sven Nickel lachend fest. In den ersten dreieinhalb Monaten war es noch seine große Herausforderung, das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters, seine berufliche Tätigkeit sowie Familie und Freizeit "wirklich optimal unter einen Hut zu bringen". Die Tage seien oftmals sehr lang gewesen.
Im Rathaus hat es sich gut eingespielt
Der Bürgermeister ist täglich im Rathaus, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Hilfreich beurteilt Nickel es, dass wegen Corona viele (Außen)Termine ausfallen. Diese Zeit nutze er für die Einarbeitung. Dabei werde er von einem richtig guten Team in der Verwaltung, dem Bauhof und Forst unterstützt. Das habe sich alles sehr gut eingespielt und die Verwaltung habe vollen Zugriff auf seinen Terminkalender und nutze sämtliche Tools zur Kommunikation.
Optimierungspotential in der Verwaltung zu finden, war ein Wahlkampfthema. Hier werde man sich noch einige Prozesse gemeinsam anschauen müssen, meint der Bürgermeister dazu. Dabei gehe es keinesfalls um Stundenkürzung oder gar Personalabbau, betont Nickel. Ziel sei es vielmehr: "Manches so einfach, so schnell und so günstig wie möglich zu machen und jedem ein maximales Maß an Kompetenzen und Verantwortung zu geben."
Die bisherige Arbeit im Stadtrat beurteilt der Bürgermeister positiv: "Wir haben eine sehr konstruktive Herangehensweise an die Themen." Sicher gebe es teilweise harte Diskussionen und nicht immer einstimmige Entscheidungen. Dabei gehe es aber immer nur um die Sache und nicht um irgendwelche Blockbildung oder Gruppendenken. Das erkenne man daran, dass auch innerhalb der Fraktionen individuell abgestimmt werde.
Erste Ergebnisse sind schon zu sehen
Positiv sei ferner, dass in den vergangenen vier Wochen "die ersten Kegel fallen". Von den ersten Themen, die zu oder vor Beginn seiner Bürgermeisterzeit angestoßen wurden, stellen sich jetzt erste Ergebnisse ein, erklärte Sven Nickel dazu. Da hänge eine Ladestation für E-Bikes, die Bauarbeiten für den Brunnen sind gestartet, die Sanierung der Brückenheiligen und die von Wolfgang Küber initiierte Niedrigseilstecke am Wassererlebnishaus wird gebaut, nannte er Beispiele.
Etwas ungewohnt für Sven Nickel ist es, wenn einige Dinge etwas langsamer erwartet vorangehen. "Bei bestimmten Sachen ist man auf so viele andere Partner angewiesen, die zu einem Thema Stellung nehmen müssen", erklärt der Bürgermeister. Deshalb ziehe sich etwas, was in der freien Wirtschaft nur Tage dauere, manchmal einige Wochen und Monate hin. Als ein kleines Beispiel nannte er den laufenden Brunnenbau am historischen Rathaus, bei dem es 14 Verfahrensbeteiligte gebe. Das setze sich bei großen Themen so fort.
Das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) ist für den Bürgermeister das nächste große Thema in Rieneck. "Ich hoffe, dass die Bevölkerung sich sehr intensiv daran beteiligt, weil davon in der Zukunft sehr viel abhängt", erklärt Nickel. Dabei gehe es auch um Leerstandsmanagement und die Platzgestaltung sowie die Nahversorgung würden ebenfalls beleuchtet.