Mit dem Begriff „Plastikflut“ verbinden wir meist vermüllte Strände, aber vielleicht nicht unbedingt die fünf größten Müllstrudel in den Weltmeeren. Dabei erschreckt die gigantische Ausdehnung dieser Plastikinseln: die Fläche der aktuell größten, des „Great Pacific Garbage Patch“, wird aktuell auf 1,6 Millionen Quadratkilometer geschätzt, dreimal so groß wie Frankreich, bestehend aus über 1,8 Billionen Plastikstücken. Dabei gehen Forscher davon aus, dass die sichtbaren Müllteppiche nur die Spitze des Müllberges sind, weil nur ein Prozent des Meeresmülls oben schwimmt, die restlichen 99 Prozent aber den Meeresboden bedecken.
Diese unvorstellbare Vermüllung erschüttert die Ganztagsklasse 5g an der Mittelschule Marktheidenfeld: „Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie diese weltweit größte Müllkippe auch durch unseren Plastikmüll weiterwächst. Denn, wenn wir so weitermachen, dann schwimmt 2050 mehr Plastik im Meer als Fische. Wir wollen die Plastikflut stoppen“, fassen es Samuel und Annalena zusammen. Diese klare Ansage drückt sich für die 5g und ihre begleitenden Lehrer:innen David Esterl (Klassenlehrer), Sylvia Bauer-Rothfuss (Schulsozialarbeit) und Tanja Simon (Religionslehrerin) in ihrem Projektmotto aus: „Surf the Green Wave – Grüne Welle statt Plastikflut“.
Ein utopisches Vorhaben? Ja, wenn man bedenkt, dass zum einen jährlich 300 Millionen Tonnen Plastik neu hergestellt werden und zum anderen Plastik äußerst langsam verrottet, nämlich erst nach geschätzten 450 Jahren zu Mikroplastik zerfällt, das dann Grundwasser, Böden und Meere weiter belastet. Und dennoch, die 15 Schüler:innen sind fest davon überzeugt: „Gemeinsam können wir etwas verändern. Gemeinsam können wir was gegen die Plastikflut tun.“
Und das „Wie?“ hat die Klasse 5g kürzlich in einer Aulakonferenz der ganzen Schule erklärt: „Prima ist die 3 R Regel: R wie Reduce: das heißt Plastik sparen. R wie Reuse: das heißt Plastik weiter benutzen. R wie Recycle: das heißt Plastik richtig wegwerfen.“ Und so werden jetzt alle mit Feuereifer aktiv beim Plastik sparen, Plastik weiter benutzen (statt gleich wegwerfen) und beim Recyclen. In einem schulinternen Wettbewerb wird jede Aktion mit „green waves“ honoriert. Außerdem sammelt ein „Plastic Boy“ in der Aula Plastikflaschen für die Rückgabe. Als Preise winken ein zusätzlicher Wandertag und plastikfreie Überraschungen. Vom Pfandgeld, privaten Spenden elterlicher Betriebe und Zuschüssen des Schulverbands soll im Frühjahr mit Pflanzaktionen (Baum, Stauden, Sträucher und eine Blumenwiese) in Schule und Pausenhof die „Grüne Welle“ auch optisch sichtbar werden. Vor kurzem wurde diese Begrünung bereits mit 250 Blumenzwiebeln begonnen. „Wir hoffen, dass viele mitmachen und wir so der Plastikflut eine grüne Welle entgegensetzen können“, drückt es Amin aus. Und damit spricht er seinen Mitschüler:innen aus dem Herzen.
Von: Tanja Simon und Dorothee May für die Mittelschule Marktheidenfeld