
"Verwandte sind wie die Berge: Aus der Ferne sind sie schön", meint Hans-Peter Holzinger und hat sich die Familie trickreich über Weihnachten vom Hals gehalten. Doch mit dem seligen Weihnachtsfrieden wird es trotzdem nichts, denn der alte Grantler und seine Elfriede fetzen sich auch ohne Familie. Während sie sich nach Harmonie und Gemeinsamkeit sehnt, ist für ihren Gatten eine Ehefrau "umhüllt von Braten- und Zwiebelduft" der Gipfel der Erotik. Außerdem stinkt der Weihnachtsbaum erbärmlich, weil er zwei Tage mit der Katze in der Garage eingesperrt war - ein Running Gag bis zum Ende des Stücks.
Am Zweiten Feiertag folgt dann die Eskalation, denn da fällt die bucklige Verwandtschaft mit Macht ins Haus ein und droht bis zum Dreikönigstag zu bleiben. Außerdem fliegt nun dem Gemeinderatskandidaten Hans-Peter eine alte Wette um die Ohren. Er hatte sich verpflichtet auf dem Platz vor dem Torbogen mit einem Sumo-Ringer einen Kampf auszutragen. Wie kann man sich der Katastrophe entziehen und dennoch das Gesicht wahren? Ehefrau Elisabeth hat eine scheinbare Lösung parat: Der vorgetäuschte Anruf von Hans-Peters Firma ruft diesen zu einem dringenden Reparatureinsatz ins russische Sotschi. Das klappt, bis die Nachricht vom Absturz des Flugzeugs die Situation auf die Spitze treibt. Wie kann der scheinbar Verstorbene ins Leben zurückgeholt werden?
Pfiffiges Nesthäkchen
Wie immer lebt das Stück der Laienspielgruppe Stetten von der Gesamtheit, vom gemeinsamen Miteinander und Ineinander. Der Regisseur Hubert Schraut und die Leiterin Monika Riedmann besetzten die Rollen nicht nur mit den passgenauen Schauspielern, sie holen auch im Zusammenspiel alles aus ihnen heraus. Natürlich ist da der perfekte ewige Nörgler Armin Schießer, schwankend zwischen Poltern, Aufbrausen und schierer Verzweiflung und als Gegenpart die resolute, dominante Ehefrau Monika Riedmann, die aber doch immer wieder das Herz auf dem rechten Fleck hat. Pfiffig und immer wieder gut für Überraschungen zeigt sich das Nesthäkchen, die jüngste der Truppe. Eigentlich hat sie nur eine Nebenrolle, doch Nia Schießer legt in ihren Part als russische Putzfrau Natascha viel Freude und Authentizität. Neben guten Ratschlägen hat sie auch immer ein Fläschchen Wodka "als Medizin für trauriges Mann".

Wie in volkstümlichen Schwänken üblich stehen die Ehefrauen in der Spannung aus Schwatzhaftigkeit, Dominanz gegenüber ihren Ehemännern und sind gleichzeitig die, die letztendlich wieder Ordnung ins Geschehen bringen. Pia Sauer und Monika Wurm glänzen hier in gewohnter Weise und Nicole Burkard kann als schnippisch, affektierte Gattin überzeugen. Die Männer hingegen setzen sich mit eigenen Mitteln durch. Da lässt einmal der ausgebuffte Max Steinbeißer (Christian Kuss) eine Situation mithilfe eines vorgetäuschten Feueralarms ins Leere laufen, sein Kumpel Stiller (Andreas Amthor) schafft das mit hanebüchenen Ausreden und der Eugen (Burkhard Amthor) wartet einfach geduldig ab. Mit von der Partie sind noch Stefan Gerhard mit trockenem Humor und einem "Pils-Pfannle", sowie Matthias Bauer, der als Chef des Gesangsvereins den Sumo-Kampf anheizen möchte.
Beim Publikum kam das Stück sehr gut an
"Feiertage für Fortgeschrittene" sind sowohl räumlich als auch personell in Stetten angesiedelt. Der Kampf soll am Torbogen stattfinden, die örtlichen Gaststätten werden erwähnt und immer wieder werden ortsbekannte Ausdrücke wie "Naus die Nüss gehen" (sterben) eingeflochten. Das Publikum ging bei den drei Vorstellungen in der Mehrzweckhalle begeistert mit, es gab immer wieder Szenenapplaus und langen Beifall am Ende. Nach alter Tradition spendet die Laienspielgruppe einen Großteil ihrer Einnahmen an soziale Aktionen in der Region.