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LOHR
Suchttherapie: Patienten abholen, auffangen und begleiten
Frank Zagel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:18 Uhr

Seit 36 Jahren ist Hubert Auth bei der PsB. Der Leiter der psychosozialen Beratungsstelle für Sucht- und Drogenpatienten in Lohr und seine sechs Mitarbeiter helfen Menschen, die unter den unterschiedlichsten Suchterkrankungen leiden.

874 Klienten im vergangenen Jahr betreut

Allein im vergangenen Jahr wurden 874 Klienten aus dem ganzen Landkreis in der Lohrer Beratungsstelle betreut. Mit den Außensprechstunden in Marktheidenfeld, Karlstadt und Gemünden haben die Sozialpädagogen 3557 Gespräche mit Suchtkranken und deren Angehörigen geführt. Hubert Auth: „Wir tun alles, um eine bestmögliche Behandlung zu gewährleisten und da gehört das persönliche Umfeld auch dazu“.

Auth appelliert nicht nur an die Menschen im Landkreis, die sich mit ihrer Sucht alleine gelassen fühlen, die Beratungsstellen aufzusuchen, sondern wünscht sich auch den Kontakt zu deren Freunden und Verwandten. Das Leben der Angehörigen sei häufig durch die Sucht der Betroffenen beeinträchtigt und sie litten selbst unter ständiger Belastung und somatischen Erkrankungen. „Wir versuchen für alle mit einem Suchtproblem Lösungen zu finden“, sagt Auth und betont, dass die Beratung in der PsB anonym, vertraulich und kostenfrei ist.

Den Großteil der von Sucht Betroffenen, die Kontakt zur PsB Main-Spessart haben, machen mit mehr als 500 Patienten die Alkohol- und Medikamenten- bzw. Drogenabhängigen aus. Doch auch meist junge Mädchen mit Esserkrankungen, außerdem spiel- und mediensüchtige Menschen sowie Raucher, die ihre Nikotinsucht beenden wollen, lassen sich beraten – teilweise über längere Zeiträume.

Mit kleinen Schritten zum erhofften Ziel

Den ersten Schritt zu einem suchtfreien Leben sieht Auth im Aufbau einer Vertrauensbasis des Betroffenen zu einem Therapeuten und der individuellen Aufarbeitung und Beratung. „Wir holen die Patienten ab, fangen sie auf und begleiten sie“, schildert der 59-Jährige. Die Sucht ist eine Erkrankung, so Auth. Selbst bei Rückfällen sei die Arbeit nicht umsonst, führt der Sozialpädagoge aus: „Mit kleinen Schritten führen wir unsere Klienten zum Ziel“. Auch wenn das Interesse an Selbsthilfegruppen abnimmt, sieht Auth diese immer noch als wichtigen Baustein. Hier werde der Austausch unter den Patienten ermöglicht, die sich gegenseitig Halt geben können.

Oftmals stehe schon zu Beginn einer möglichen Behandlung die Frage „Bin ich abhängig?“ im Weg. Das Ziel, zu Beginn der Behandlung die Krankheitseinsicht zu erlangen, wird gemeinsam erarbeitet. Eine wichtige und zukunftsweisende Zusammenarbeit sieht die PsB im engen Kontakt mit den Hausärzten, die oftmals als erste eine Veränderung am Patienten erkennen und präventiv einwirken können. Sie ermöglichen einen frühzeitigen Kontakt zu Suchtgefährdeten, im besten Fall vor der Abhängigkeit, sowie zu den Menschen im sozialen Umfeld der Betroffenen.

Kooperation mit dem Bezirkskrankenhaus

Auch die Substitution, also die Betreuung von Drogenabhängigen, die mit Ersatzdrogen wie beispielsweise Methadon behandelt werden, läuft mit den Überweisungen der Ärzte, auch aus dem Lohrer Bezirkskrankenhaus, einher. Eine Maßnahme, die Abhängigen das Leben retten kann. Seit dem vergangenen Jahr wurde die Kooperation mit der Abteilung für Suchterkrankungen am Bezirkskrankenhaus verstärkt. Jeden Mittwoch finden im dortigen Haus 18 Sprechstunden statt, die Vertrauen und Beständigkeit vermitteln sollen. Ärzte und Pflegepersonal dort sind in den Prozess eingebunden.

Die Zusammenarbeit mit den großen Arbeitgebern in Main- Spessart hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls sehr gut entwickelt, berichtet Hubert Auth. Fragen zum Umgang mit einer sich anbahnenden Sucht, ebenso wie Überbelastung und Burnout werden in Mitarbeiterschulungen über das betriebliche Gesundheitsmanagement erfolgreich aufgegriffen. Die Betriebe zahlen hierfür eine Pauschale an den PsB und erhalten zudem Seminare für Führungskräfte. Die Betriebe zeigten sich über die gemeinsame Arbeit sehr zufrieden, weiß Auth.

Trotz des hohen Arbeitsaufkommens zeigt sich der Leiter der Lohrer PsB zuversichtlich: „Viele Therapien wurden erfolgreich abgeschlossen und nur ein kleiner Teil unserer Klienten muss in eine Entzugsklinik“. Weil der Landkreis so groß ist und die Verkehrsanbindung der Patienten zur Beratungsstelle teilweise schwierig, werden Außensprechstunden in den Altlandkreisen angeboten. Auth appelliert an alle, die unter einer Suchterkrankung leiden: „Jeder ist willkommen und kann jederzeit zu uns kommen“.

Die Beratungsstelle befindet sich im Caritashaus in der Vorstadtstraße 68 in Lohr und ist erreichbar unter Tel. (0 93 52) 84 3121 oder per Mail an psb@caritas-msp.de

 
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