
Dem Geheimnis des untergegangenen, sagenumwobenen Dorfes Mutterhausen gehen jetzt Archäologen auf den Grund. Mit modernen Methoden wie dem Magnetometer. Was ist dran an der Sage? Einiges – das lässt sich aufgrund der früheren Einzelfunde und der neuen geophysikalischen Untersuchungen schon jetzt sagen. Bei der Messung magnetischer Schichten lassen sich ziemlich sicher geologische Strukturen lokalisieren und Fragen nach einer frühen Besiedlung relativ deutlich beantworten. Der Kulturverein Schloss Homburg hat jetzt ein archäologisches Projekt auf den Weg gebracht, das Klarheit schaffen soll.
Erste Antworten auf die Mutterhausen-Sage fanden sich auch auf historischen Karten in den Staatsarchiven Wertheim und Würzburg. Diese deuten darauf hin, dass im Forst südwestlich von Homburg im Bereich einer Quelle im "Mutterhauser Wald" sich mutmaßlich eine Hofstelle des Spätmittelalters bzw. der frühen Neuzeit befand. Die eigentliche Siedlung Mutterhausen wird allerdings auf einer "hochwasserfreien Niederterrasse des Mains" vermutet und ist auch kartografisch belegt. In diesem Bereich waren von Dr. Ralf Obst vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege auf einem drei Hektar großen Areal zwischen Staatsstraße und dem Main kurz vor der Gemarkungsgrenze zwischen Homburg und Bettingen 41 Ton- und Keramikscherben gefunden worden.
Kulturverein Schloss Homburg will es jetzt genau wissen
Auch die kartografischen Erkundungen der beiden Heimatforscher Lothar Huller (Homburg) und Historiker Dr. Leonhard Scherg (Marktheidenfeld) deuten darauf hin, dass es Mutterhausen wirklich gab. Und die Ergebnisse deuten auf eine frühe Besiedlung hin. Sie waren für den Kulturverein Schloss Homburg unter dem Vorsitz der Volkskundlerin Stefanie Arz und ihres Stellvertreters Matthias Ostheimer Anlass für eine umfangreiche geophysikalische Erkundung. Deren Gesamtkosten beziffern sich auf 7289 Euro. Gefördert wurde das Projekt vom Markt Triefenstein (1000 Euro), vom Bayerischen Landesamt für Denkmalstiftung (2850 Euro) und von der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken (1129 Euro). Die Eigenmittel des Kulturvereins beziffern sich einschließlich der ehrenamtlichen Leistungen auf 2 310 Euro.

Die beiden Spezialisten Harald Scherzer (Diplom-Geologe) und Arno Patzelt (Diplom-Geophysiker) der Firma "Terrana Geophysik" aus Mössingen (Landkreis Tübingen) untersuchten Flächen rund um die im Mutterhausen-Wald gelegenen Quelle und das etwa drei Hektar große Areal im Maintal. Die Fachleute aus Schwaben gingen mit hochempfindlichen Messgeräten zu Werke. Man darf gespannt sein, was sie unter der Erde gefunden haben und welche konkreten Funde in Wald und Feld zu Geschichte von Mutterhausen passen werden. Mit den Resultaten der Datenauswertungen wird in einigen Wochen gerechnet.
Die Geschichte für die Bevölkerung greifbar machen
Unterstützung erhielten die Geologen von Mitgliedern des Kulturvereins, der eigens für den zweitägigen Einsatz ein "hausgemachtes Catering" auf den Weg gebracht hatte. Über die geophysikalischen Untersuchungen informierten sich vor Ort nicht nur Kulturvereins-Vorsitzende Stefanie Arz und ihr Stellvertreter Matthias Ostheimer zusammen mit anderen Vorstandsmitgliedern, auf Interesse stießen die Forschungen auch bei Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock, Bettingens Ortsvorsteher Ralf Tschöp und bei Triefensteins Drittem Bürgermeiser Torsten Gersitz, der mit einer Drohne das Untersuchungsgebiet markierte. Auch einige Grundbesitzer, die im Vorfeld ihre Einwilligungen in die Untersuchungen erteilt hatten, informierten sich über das Projekt.
"Wir wollen die Geschichte um Mutterhausen für die Bevölkerung greifbar machen", fasst Kulturvereinsvorsitzende Stefanie Arz die jüngsten Maßnahmen zusammen. Sie sagt deshalb den elf Grundbesitzern ein besonderes Dankeschön.