
Blitz und Donner über Lohr haben am Donnerstagabend die Helfer von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und Bayerischem Roten Kreuz (BRK) beschäftigt. Auch die Werkfeuerwehr und die Mitarbeiter von Gerresheimer waren wegen des Gewitters gefordert.
Im Lohrer Werk des Glasherstellers gab es nach einem Stromausfall einen mehrstündigen Produktionsstillstand. Die daraus resultierenden finanziellen Einbußen lägen "definitiv im sechsstelligen Bereich", sagt Andreas Kohl, früher Geschäftsführer des Lohrer Werkes, mittlerweile bei Gerresheimer weltweit für die Behälterglas-Produktion verantwortlich.
Laut Kohl wurde mit Beginn des Stromausfalls das werksinterne Alarmierungssystem mit einer ganzen Kette an einstudierten Abläufen aktiviert. Mehrere Dutzend Mitglieder der Werkfeuerwehr rückten aus dem Feierabend ein. Das Notstromaggregat sprang an, um "das Werk zu sichern und das Schlimmste zu verhindern", schildert Kohl.
Für das Aufrechthalten der sehr energieintensiven Glasproduktion reicht der Notstrom jedoch nicht aus. Nachdem die Form-Maschinen stillstanden, sei das aus den Öfen kommende flüssige Gas in Auffangbehälter abgeleitet worden. Dort könne es kontrolliert abkühlen und später wieder in den Schmelzprozess gegeben werden, erklärt Kohl.
Schäden an den Maschinen verursacht
Bei einem abrupten Stillstand der Maschinen entstünden an diesen immer Schäden. Deswegen habe man die Maschinen erst umfangreich kontrollieren und Formen reinigen müssen, um die Anlagen später wieder hochfahren zu können. Es habe etwa bis Mitternacht gedauert, bis die Produktion wieder gelaufen sei, so Kohl.
Seinen Worten zufolge haben sich in jüngerer Zeit Stromausfälle gehäuft, womöglich infolge vermehrter Wetterkapriolen aufgrund des Klimawandels, so Kohl. Kleinere Ausfälle, werksintern "Wischer" genannt, seien kein großes Problem. Der Ausfall vom Donnerstag sei jedoch sehr lang gewesen.
Eine solche Situation sei für das rund um die Uhr laufende Werk mit seinen knapp 400 Mitarbeitern "eine große Herausforderung", so Kohl. Er sei stolz darauf, wie die Belegschaft diese gemeistert habe: "Großes Lob an die Mannschaft." Ob nach Fertigstellung der in Bau befindlichen großen Stromleitungen zum Gerresheimer-Werk das Ausfallrisiko geringer sein wird, lässt sich laut Kohl nicht mit Bestimmtheit sagen. Es komme immer darauf an, wo der Ausfall seine Ursache habe.
Kurze Stromausfälle im Klinikum und Altenwohnheim
Ohnehin sei der Hauptgrund für den Bau der neuen Leitungen durch die Energieversorgung nicht ein geringeres Ausfallrisiko. Vielmehr brauche man die neuen Leitungen vor allem, weil man den Betrieb der Öfen von Gas auf Strom umstelle. Wenn dieser plötzlich weg sei, werde es im Werk "plötzlich ganz leise" sagt Kohl und spricht von einer "gespenstischen Stille" im Vergleich zur sonst üblichen Geräuschkulisse.
Ebenfalls vom Stromausfall betroffen waren das Altenwohnheim "Alte Brauerei" in der Alfred-Stumpf-Straße sowie das Klinikum Main-Spessart. Im Kreiskrankenhaus gab es "nur ein kurzes Flackern", so Kreisbrandmeister Dominik Brühl. So kurz, dass die hauseigene Notstromversorgung nicht anspringen musste. Während das Krankenhaus glimpflich davonkam, saßen die Bewohner des Altenwohnheims "Alte Brauerei" kurze Zeit im Dunklen. Hier half das Lohrer THW mit einem Notstromaggregat und sorgte zwischen 22.45 und etwa 1.30 Uhr für Licht und Strom im Haus, bis die Netzstromversorgung wieder funktionierte.
Hier unterstützte auch das BRK mit den Besatzungen eines Rettungs- und Krankenwagens. Die Besatzungen betreuten gemeinsam mit einem Arzt zwei Patientinnen mit Beatmungsgeräten, berichtet Werner Wawok, der diensthabende Einsatzleiter des BRK am Donnerstagabend. Das THW versorgte die Beatmungsgeräte der beiden Frauen rasch mit Strom. Die Geräte waren Akku-gepuffert, es bestand folglich keine Gefahr für die Frauen. Eine der beiden wurde später, auch zu ihrer eigenen Beruhigung, über Nacht in ein Krankenhaus gebracht, so Wawok.
Blitzeinschlag als Ursache
Auslöser für die Stromausfälle war ein Blitzeinschlag in eine 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung des Bayernwerks, der einen etwa zwei Sekunden dauernden Spannungseinbruch verursachte. Das erklärte ein Techniker der Energieversorgung Lohr-Karlstadt. Das Bayernwerk liefert den Strom, den der lokale Versorger verteilt. Ein solch kurzer Spannungseinbruch bleibt in normalen Haushalten unbemerkt, erklärte der Techniker. Größere Abnehmer, wie zum Beispiel die Klinik, die Geräte betrieben, die empfindlich auf Spannungsschwankungen reagieren, schützen sich durch Hausanlagen vor solchen Schwankungen. Nach dem Spannungsabfall am Freitag mussten diese Anlagen in den Häusern wieder hochgefahren werden, was an einzelnen Stellen längere Stromausfälle zur Folge hatte.

Nach einem Blitzeinschlag brannte außerdem in der Ignatius-Taschner-Straße ein Dachstuhl. Um 20.43 Uhr wurde die Lohrer Feuerwehr gerufen. Die Bewohner hatten sich aus dem Gebäude retten können, berichtet die Polizei. Dachstuhl und die darunterliegende Wohnung waren leicht verraucht und das kleine sichtbare Feuer war schnell gelöscht. Schwierig, berichtet Kreisbrandmeister Dominik Brühl, seien die Nachlöscharbeiten gewesen, da sich Glut in Dämmmaterial des Dachstuhls gefressen hatte. Die Wehrleute bauten mit Kettensägen etwa ein Drittel des Dachstuhls ab, um auch die letzten Glutnester zu löschen. Insgesamt waren mit Polizei und Rettungsdienst 87 Einsatzkräfte vor Ort.
Hier hätte mich interessiert, welche Maßnahmen die Firma selbst denn gegen den Klimawandel ergreift.